Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Trugbild vorgekommen war. Ein Irrtum, wie sich nun herausstellte.
Glücklicherweise ...
»Ich ... äh ...«, stammelte er unbeholfen.
»Elfenfeuer«, sagte sie freundlich, auf die blauen Flammen deutend. »Es geht keine Hitze davon aus, aber Sterbliche vermag es dennoch zu verbrennen.« Granock grinste schief. »Danke für die Warnung.«
»Du bist der Mensch, nicht wahr?«
»Schätze ja.«
»Ich habe schon von dir gehört.«
»Wirklich?« Granock war noch immer zu überrascht, um etwas Geistreiches zu erwidern.
Die Elfin beherrschte die Menschensprache fließend - wenn auch mit dem leicht lispelnden Akzent, der ihrem Volk zu eigen war -, und er fand, dass er ihre Zuvorkommenheit zumindest ansatzweise erwidern sollte. »Shumai«, antwortete er mit dem einzigen Wort aus der Sprache der Elfen, das er kannte, und beugte sich dabei ein wenig vor, um eine Verneigung anzudeuten.
Sie lächelte und erwiderte etwas in ihrer Sprache, die sich aus ihrem Mund leicht und melodiös anhörte, ein wenig wie Vogelgesang. Leider verstand Granock nichts davon, und offenbar machte er ein derart belämmertes Gesicht, dass sie laut lachen musste.
Er war dankbar, dass sie wieder in seine Sprache wechselte, als sie sagte: »Sehr weit ist es mit deinem Elfisch noch nicht her.«
»Nein«, gab er zu. Es ärgerte ihn, dass sie gelacht hatte, aber er war selbst schuld. Wie kam er darauf zu versuchen, weltgewandt zu wirken? Was hatte er erwartet? Dass ein einziges Wort genügte, um sie zu beeindrucken? »Wie ist dein Name?«
»Granock«, antwortete er.
»Granock.« Sie nickte. »Und wie weiter?« »Nichts weiter. Nur Granock.« Wieder grinste er, aber diesmal wirkte es wie eine Entschuldigung. »Reicht das nicht?«
»Der Name sagt nichts aus«, erklärte sie. »Er verrät weder etwas über deine Herkunft noch über deine Familie.«
»Da gibt es nichts zu verraten.« Er machte eine abwinkende Geste. »Ich habe keine Familie. Und eine Heimat auch nicht. Ich lebe mal hier, mal dort, gerade wie's mir gefällt. Zuletzt hatte es mich nach Andaril verschlagen ...« »Andaril?« Sie zuckte merklich zusammen.
»Ja, warum?«
»Nichts.« Sie schüttelte den Kopf.
»Kennst du die Stadt?« Diesmal grinste er verwegen. »Ein übles Nest, sag ich dir. Überall Schmutz und zwielichtige Gestalten. Ich habe sogar ...« »Ich sage dir doch, es ist nichts«, unterbrach sie ihn, energischer, als es nötig gewesen wäre.
Granock verstummte. Was für unberechenbare, launische Wesen diese Elfen doch waren.
»Entschuldige«, bat sie, »ich hab's nicht so gemeint.«
»Schon gut.« Er musterte sie misstrauisch.
Sie straffte sich, und dann lächelte sie ihn wieder an, und es überlief ihn heiß und kalt. »Mein Name ist Alannah«, stellte sie sich vor. »Ich war ein Kind der Ehrwürdigen Gärten, ehe ich nach Shakara kam.«
»Kind«, echote er und konnte nicht verhindern, dass sein Blick an ihrer schlanken und dennoch sehr weiblichen Gestalt hinabhuschte.
»Das Wort gibt die Bedeutung der elfischen Bezeichnung ganeth nur unzureichend wieder«, erklärte sie unbedarft. »Es meint eine junge Frau, die den Geschlechtsakt noch nicht vollzogen hat.«
»D-den Ge-Geschlechtsakt?«, stammelte Granock und starrte sie aus großen Augen an.
»Rhiw«, bekräftigte sie auf Elfisch. »Geschlechtsakt - sagt ihr Menschen nicht so dazu?«
»Ah ... doch, doch«, beeilte sich Granock zu versichern und konnte nicht verhindern, dass er dabei rot wurde. Er hatte man- ches erwartet, aber ganz sicher nicht, sich mit einer so wunderschönen jungen Frau über derlei Dinge zu unterhalten.
»Was hast du?«, fragte sie. »Du wirkst plötzlich so ... so fahrig.« »E-es ist nichts, wirklich«, wiegelte er ab. Die Röte in seinem Gesicht nahm jedoch noch weiter zu.
»Oh, ich weiß«, rief sie plötzlich und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Ihr Menschen pflegt über rhiw längst nicht so offen zu sprechen wie wir. Ihr macht eine große Sache daraus, richtig? Sehr groß und sehr geheimnisvoll...«
»I-irgendwie schon«, gab er zu. »Bei euch scheint das anders zu sein ...« Erneut lächelte Alannah ihn an, und er hatte das Gefühl, dass ihr Lächeln strahlender war als jedes Elfenfeuer. »An diesem Ort«, erklärte sie, »werden die Rätsel des Kosmos entschlüsselt. Da kämen wir nicht weit, würden wir uns schämen, über ganz natürliche Vorgänge zu sprechen.«
Die Argumentation konnte Granock nachvollziehen, doch obwohl er in Sachen rhiw offensichtlich
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