Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Leben«, sagte der Elf. »Man hat sie alle getötet - und das schon vor einigen Wochen.«
»Korr«, bejahte der Anführer des Kriegstrupps und grunzte. »Aber wer hat das getan? Die Milchgesichter, die auf der anderen Seite der Berge siedeln, sind Schwächlinge - ihnen ist so etwas nicht zuzutrauen. Der Clan der Pestfresser kann es ebenfalls nicht gewesen sein, und wir Knochenbrecher ...« »Es waren Schmalaugen«, stellte der Grauhaarige fest.
Die Orks starrten ihn überrascht an. »Was?«
»Ich sagte, es waren Schmalaugen«, wiederholte der Elf. »Seht euch nur diese Bolzen an. Kein Ork vermag so etwas herzustellen, geschweige denn, es mit dieser Genauigkeit abzuschießen. Und dann der Zustand der Leichen - hätten Orks hier gewütet, wären zumindest einige von ihnen verstümmelt. Die Toten wurden auch nicht skalpiert, um Kriegstrophäen mitzunehmen. Wer immer den bolboug angegriffen hat, ist zudem äußerst diszipliniert und effektiv vorgegangen.«
Der Anführer des Orktrupps nickte. Das war weder die übliche Herangehensweise der Orks noch die der als dumm verschrienen Menschen. »Angenommen, du hättest recht«, sagte er, und seine narbigen Züge zerknitterten sich noch mehr; er schien angestrengt nachzudenken. »Wieso verrätst du deine eigene Rasse? Was hast du davon?«
»Ich bin hier, um euch zu warnen«, sagte der Grauhaarige schlicht. »Uns?« Die gelben Augen des Orks weiteten sich, sodass die blutroten Adern darin noch deutlicher sichtbar wurden. »Uns willst du warnen? Wir sind die Knochenbrecher, der größte und gefährlichste aller Stämme!«
»Auch die Bluthunde haben sich für groß und gefährlich gehalten«, gab der Elf zu bedenken. »Beides bedeutet nichts, wenn der Feind in der Nacht und aus dem Hinterhalt angreift.«
»Und vor diesem Feind willst du uns warnen?«
»Korr, aber ich werde nicht mit einem niederen Diener darüber sprechen, sondern nur mit eurem Häuptling.«
»Sul-coul!«, fuhr der Anführer des Kriegstrupps den Elfen an, und seine Untergebenen zuckten erschrocken zusammen; der Grauhaarige jedoch ließ keine Reaktion erkennen. »Willst du mich beleidigen? Ich bin kein Diener, damit du es weißt! Ich bin Gunrak der Gefürchtete, und wenn du mich nicht mit Respekt behandelst, reiße ich dir den Kopf von den Schultern!« Zornig schlug er sich mit der Faust auf die Brust, und die erwartungsvollen, blutgierigen Blicke, mit denen ihn die anderen Orks bedachten, ließen vermuten, dass er seine Drohung schon des Öfteren wahr gemacht hatte. Der Elf jedoch blieb auch weiterhin gelassen. »Ich bin gekommen, um euch mitzuteilen, was ich weiß«, stellte er klar, »aber ich werde es nur eurem Häuptling Borgas sagen. Also bringt mich entweder zu ihm und lebt, oder lasst es bleiben und endet wie die Bluthunde. Mir ist es gleich.«
»Du ... du weißt, wer unser Häuptling ist?«, fragte Gunrak. Das Schmalauge versetzte ihn immer wieder in Erstaunen.
»Allerdings.«
»Und du wirst nur ihm verraten, was du weißt?«
»Das sagte ich.«
Der Ork überlegte, und man konnte seiner gerunzelten Stirn ansehen, wie sehr ihn das anstrengte.
Das Ergebnis war durchwachsen ...
»Kannst du mir«, knurrte er feindselig, »auch nur einen einzigen Grund nennen, weshalb ich auf dich hören sollte, anstatt dich einfach an Ort und Stelle zu massakrieren?«
»Sehr einfach - weil dein Überleben davon abhängt, deshalb«, antwortete der Elf. »Und nicht nur deins, sondern das deines ganzen Stammes.« Erneut dachte Gunrak nach und machte ganz den Eindruck, als hätte man ihm ein unlösbares Rätsel aufgegeben. Dann jedoch hellte sich seine Miene etwas auf, und ein verschlagenes Grinsen breitete sich sogar darauf aus. »Ich weiß jetzt!«
»Was weißt du?«
»Was ich tun werde.«
»Ich auch«, versicherte der Alte voll Überzeugung. »Du wirst mich zu deinem Häuptling bringen.«
»Donk«, widersprach Gunrak und schüttelte trotzig das Haupt, »ich werde dich aufschlitzen und dir das freche Maul mit deinen Eingeweiden stopfen!« »Ork«, sagte der Grauhaarige ungerührt, »deine Gedanken reichen nicht weiter, als du spucken kannst. Wie hat es dein Volk nur geschafft, all die Jahrtausende zu überleben? Wenn du mich tötest, ändert das nichts an der Gefahr, in der ihr alle schwebt. Ihr beraubt euch nur der Möglichkeit, etwas darüber in Erfahrung zu bringen, sodass ihr euch verteidigen könntet.« »Wenn schon!«, konterte Gunrak, und er zitierte - weil ihm das besonders gelehrig erschien - eine
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