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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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dich um, Nimon - alle hier wurden vom Schicksal mit einer Gabe bedacht, und jede davon ist einzigartig.«
    »Es kommt aber nicht nur auf die Gabe an, sondern auf die Geisteskraft desjenigen, der sie nutzt«, entgegnete der Aspirant, entschieden zu schneidig für Granocks Geschmack.
    »So«, fragte er lauernd, »das bedeutet also, dass du dich deinen Mitschülern überlegen fühlst, richtig?«
    »Ich bin, was ich bin«, antwortete der Elf, als erkläre das alles - und Granock spürte unbändige Wut in sich emporbrodeln.
    Ein Teil von ihm hätte dem vorlauten Jüngling am liebsten einen tarthan versetzt, um ihn von einer Ecke des Saales in die andere zu befördern, während ein anderer ihn erstarren und in den Gärten des Miron ausstellen lassen wollte, um ihn zum Gespött der Novizen zu machen. Nur ein leises, kaum hörbares Flüstern in seinem Kopf plädierte für Vergebung - zweifellos Ariel, der vom Nebenraum aus alles mitverfolgt hatte.
    Granocks linke Hand ballte sich zur Faust, während seine Rechte den Zauberstab umklammerte. Er war entschlossen, ein Exempel zu statuieren, hier und jetzt, um den Hochmut des jungen Elfen auszurotten wie ein wucherndes Unkraut.
    Was, bei Sigwyns Krone, bildete er sich ein?
    Wie kam er dazu, sich wegen seiner Herkunft Dinge anzumaßen, die ihm aufgrund seiner Leistungen noch längst nicht zukamen? Wieso, verdammt, pflegten sich Kerle wie er einfach zu nehmen, was sie haben wollten, und scherten sich einen Dreck darum, was andere dachten oder fühlten?
     
    Dass es in Wahrheit ein anderer war, auf den sein Zorn sich richtete, merkte Granock nicht, und wenn, dann wäre es ihm wohl gleichgültig gewesen. Er hob den Zauberstab, um den vorlauten Jüngling zu bestrafen, und er genoss es, das wachsende Entsetzen in den Augen seiner Schüler zu sehen. Selbst Nimons Selbstsicherheit schien gebrochen, sein Stolz schmolz dahin wie Eis in der Sonne. Dennoch würde es keine Gnade geben.
    Nicht dieses Mal...
    Granock atmete tief ein und fokussierte sich innerlich, um einen Zeitzauber zu wirken - aber es kam nicht dazu. Meister Lhurian! Meister Lhurian!
    Die Nennung seines Zaubernamens riss ihn aus seiner Konzentration. Ungläubig riss er die Augen auf, um zu sehen, wer so dreist gewesen war. Es war ein ältlich aussehender Kobold, der einen grauen Bart hatte und dessen Kleidung aus Laub zu welken schien. Dennoch kam er in Windeseile auf Granock zu, seiner gebrechlichen Erscheinung zum Trotz.
    »Argyll«, sagte Granock, der Farawyns Diener sofort erkannte. »Was gibt es?«
    Mein Herr verlangt Euch in der Kanzlei zu sehen, Meister Lhurian. Auf der Stelle!
    Granock biss sich auf die Lippen. Er wusste, dass der Ordensälteste nur nach ihm schickte, wenn es wirklich dringend war. Andererseits wollte er die Sache mit Nimon nicht unbereinigt lassen.
    »Wir sprechen uns noch«, prophezeite er dem jungen Elfen deshalb düster, dann folgte er dem Kobold, der ihm mit tapsenden Schritten vorausging.
      
      
     
3. SAIARALÚTHIAN NYSAI
     
    Es war kurz nach Einbruch der Dunkelheit, als eine einzelne vermummte Gestalt durch die dunklen Straßen Andarils schlich, der Burg entgegen, deren trutzige Türme sich inmitten der hohen Fachwerkhäuser und verwinkelten Gassen erhoben.
    Dass in Andaril überhaupt noch ein Stein auf dem anderen lag, war im Grunde nur einem günstigen Schicksal zu verdanken, das es dem Elfenkönig bislang verwehrt hatte, eine seiner Lektionen gen Nordosten zu schicken, um die als Unruheherd berüchtigte Menschenstadt zu zerstören. Schon zweimal war Andaril der Ausgangspunkt dunkler Verschwörungen gewesen, deren Ziel letztlich die Vernichtung des Elfenreichs gewesen war.
    Das erste Mal unter Fürst Erwein von Andaril, der für den Tod seines Sohnes Iwein blutige Rache hatte nehmen wollen und sich deshalb mit den Anhängern des Dunkelelfen verbündet hatte. Das zweite Mal unter seinem Sohn Ortwein, der die Herrschaft über Andaril übernommen hatte und unter dessen Führung sich zahlreiche Städte des Ostens und nicht zuletzt die Clans der Hügellande dem Bündnis Margoks angeschlossen und Krieg gegen das Elfenreich geführt hatte.
    In beiden Fällen war die Bedrohung abgewendet worden, aber der mörderische Konflikt ging weiter, und so war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Elfenkönig sich des Verrats entsinnen würde, den Andaril begangen hatte, und die Menschen dafür bestrafen.
    Ohnehin hatte die Stadt, die zusammen mit ihrer Rivalin Sundaril die Pforte zu den Ostlanden

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