Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
Zeit eingebüßt, an jenem schicksalhaften Tag, der nun fast vier Jahre zurücklag ...
Denkst du wieder an sie?
Granock erwiderte nichts. Ariel war der Einzige, dem er je erzählt hatte, was sich damals ereignet hatte - schon deshalb, weil das beständige Abschirmen seiner Gefühle und Gedanken ihn mehr Kraft gekostet hätte, als er aufzubringen in der Lage war. Ein kaum merkliches Nicken war seine einzige Antwort.
Es war nicht deine Schuld, und das weißt du. Ihr alle habt Fehler gemacht. Auch sie...
Granock verzog das Gesicht. Er nahm dankbar zur Kenntnis, dass Ariel ihren Namen nicht erwähnte, aber Granock empfand trotzdem jenen dumpfen Schmerz, der seit vier Jahren sein Begleiter war und der in all der Zeit nicht nachgelassen hatte, sondern immer noch zuzunehmen schien.
Warum bist du hier?, wechselte Ariel das Thema. Der Ausdruck in seinem kleinen blassen Gesicht wechselte von Besorgnis auf Neugier.
»Was soll die Frage?«, hörte Granock sich selbst sagen. Er erschrak über den matten, kraftlosen Klang seiner Stimme, ließ es sich jedoch nicht anmerken.
Warum bist du hier?, wiederholte der Kobold, statt zu antworten.
»Warum wohl? Weil Farawyn es mir befohlen hat. Weil es meine verdammte Pflicht ist, diese unbedarften Idioten in den Wegen der Magie zu unterweisen.«
Unbedarft wie du einst warst, versetzte Ariel mit - jedenfalls kam es Granock so vor - einer Spur Genugtuung.
»Ich habe meine Lektion gelernt«, versicherte Granock düster. »Für Unbedarftheit ist kein Platz mehr.«
Ebenso wenig wie für Wohlwollen. Oder Geduld.
»Was soll das heißen?«
Weißt du, wie die Schüler dich nennen?
»Wie denn?«
Tailyr - den Schleifer. Die Aspiranten fürchten dich, und selbst die Eingeweihten gehen dir aus dem Weg. Und was die Novizen betrifft...
»Meine Aufgabe besteht nicht darin, die Freundschaft dieser Grünschnäbel zu gewinnen«, stellte Granock klar, »sondern sie auf das vorzubereiten, was sie dort draußen in der Welt erwartet - und das ist Krieg. Ariel, ein erbarmungsloser Kampf um das Überleben. Entweder, da stellst dich ihm, oder du hast schon verloren.«
Dennoch brauchten die Schüler dich nicht zu fürchten ...
»Sie sind jung und leicht einzuschüchtern«, verteidigte sich Granock. »Außerdem hat ein wenig Respekt noch niemandem geschadet. Auch ich habe mich einst vor Meister Cethegar gefürchtet.«
Cethegar war hart, das ist wahr, aber er hat es nie an Fürsorge gegenüber seinen Schülern fehlen lassen. Und ist nicht er es gewesen, der dir einst vertraut hat? Der dich gestärkt hat, als es darauf ankam?
Granock hätte gern widersprochen, aber das konnte er nicht. Der gestrenge Zauberer Cethegar, der ihn im Umgang mit dem flasfyn unterwiesen hatte, hatte ihn zwar mit unnachgiebiger Härte geschult, seinen Schüler jedoch tatsächlich zu jeder Zeit gerecht behandelt, was sich von Granocks Unterrichtsmethoden nicht unbedingt behaupten ließ ...
»Und?«, fragte er gereizt. »Was hat es ihm gebracht? Cethegar ist tot, genau wie Vater Semias, Meisterin Maeve, Haiwyl und so viele andere, die diesem Orden gedient haben.«
Das ist wahr, räumte Ariel ein, und du solltest ihr Andenken in Ehren halten, statt es zu beflecken.
»Was fällt dir ein?« Granock, der auf einem schlichten Hocker gekauert hatte, sprang auf. Der Kobold, der ohnehin nur eine Elle maß, schien vor ihm noch weiter zu schrumpfen.
Ich spreche nur aus, was viele denken, Meister, versicherte Ariel gelassen.
»Und das wäre?«
Es heißt, dass du dein Herz verloren hast, damals, bei jener Schlacht im Flusstal - und dass du es seither nicht zurückgewonnen hättest.
Granock ließ ein verächtliches Grunzen vernehmen, aber es klang nicht sehr überzeugend. Er lebte inzwischen lange genug unter Elfen, um zu wissen, dass sie eine Vorliebe für blumige Worte und schwülstige Metaphern hatten. In diesem Fall allerdings traf der Vergleich den Nagel auf den Kopf.
Er hatte in jenen Tagen tatsächlich etwas verloren, das er in all den Jahren nicht wiedergefunden hatte.
Seine Liebe.
Seine Ehre.
Seine Freundschaft...
Sieh dich nur einmal an, Meister, fuhr der Kobold in seiner Rüge fort. Dein Haar ist lang und ungepflegt, dein Bart wuchert über dein Gesicht, als wolle er es verschlingen. Von deiner Robe ganz zu schweigen. Du bist verwahrlost, im Inneren wie im Äußeren - wie lange, glaubst du, wird der Rat sich das noch gefallen lassen?
»Ah«, machte Granock. »Darum also geht es dir. Du hast Angst, dass sie mich vor
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