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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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bildete, schon bessere Zeiten gese hen; das Handelsembargo, das Tirgas Lan verhängt hatte und das seit fünf Jahren andauerte, hatte deutliche Wirkung gezeigt. Der sagenhafte Reichtum, den die Kaufleute Andarils angehäuft hatten, war vielerorts bitterer Armut gewichen; von den hohen, aus Stein gemauerten Herrschaftshäusern, in deren unteren Stockwerken sich die Handelskontore befanden, waren nicht wenige aufgelassen und dem Verfall preisgegeben worden. Und in den Straßen herrschte der Pöbel, Mord und Totschlag waren an der Tagesordnung. Die Stadt stand am Abgrund, und der Schatten, der nun den Marktplatz überquerte und sich dem Burgtor näherte, wusste dies nur zu genau. Es war der Grund für seine Anwesenheit...
    Er hatte sich den beiden Posten am Tor noch nicht bis auf zwanzig Schritte genähert, als diese bereits die Hellebarden senkten. »Losung?«, verlangte einer der beiden zu wissen, deren Gesichter im Fackelschein und unter den mit Nasenschutz versehenen Helmen kaum zu erkennen waren.
    »Lionwar«, nannte der Vermummte den Namen des Helden aus grauer Vorzeit, den die Sterblichen in ihren Liedern so gerne besangen - dabei hatte er kaum mehr geleistet, als einen Unhold zu erschlagen. Wie wenig es doch brauchte, um bei den Menschen als Held zu gelten ...
    Als die Waffen wieder aufgehoben wurden und das Torgitter sich mit metallischem Rasseln öffnete, wurde dem fremden Besucher klar, dass das Losungswort die zwanzig Goldstücke und den mit Edelsteinen besetzten Dolch wert gewesen war, die er dafür bezahlt hatte.
    Er vermied es, den Torposten in die Augen zu sehen. Gesenkten Hauptes huschte er an ihnen vorüber, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Sollten sie ihn ruhig für unterwürfig halten, das war immer noch besser, als wenn sie erkannten, wer er tatsächlich war. Elfen waren in den Ostlanden noch nie willkommen gewesen, seit Beginn des Krieges jedoch schlug ihnen offener Hass entgegen. Und auch die Tatsache, dass sich Andaril bereits seit geraumer Zeit im Kriegsgeschehen neutral verhielt, änderte nichts daran, dass das Leben eines Elfen in diesen Tagen nicht mehr wert war als das eines streunenden Hundes.
    Der Vermummte ging am Torhaus vorbei und gelangte in den Innenhof. Indem er so tat, als wüsste er genau, wohin er sich zu wenden hatte, passierte er einige weitere Wachen, die jedoch keine Notiz von ihm nahmen. Wahrscheinlich, dachte er verächtlich, hatten sie billigen Wein getrunken, um sich über das traurige Schicksal hinwegzutrösten, dem nicht nur ihre Stadt, sondern ihr ganzes Volk entgegenging.
    Sein Ziel war der große Burgfried, der sich inmitten der Anlage erhob und in dem er den Sitz der Herrin von Andaril vermutete. Genau wie die Umgrenzungsmauern und die Wachtürme war der Burgfried aus grob zurechtgehauenen Steinen gemauert und nicht mit einer Elfenfestung zu vergleichen. Es kam dem fremden Besucher wie bitterer Hohn vor, dass ausgerechnet er sich in an einen solch primitiven Ort schleichen musste, nächtens und vermummt wie ein Dieb.
    Eilig huschte er die Stufen zum Tor hinauf und klopfte an die Pforte. Es dauerte einen Moment, bis auf der anderen Seite Schritte zu vernehmen waren und der Sichtschlitz geöffnet wurde. Ein kaltes, von buschigen Brauen überwölbtes Augenpaar erschien, das das Dunkel der Kapuze forschend zu durchdringen suchte.
    »Was willst du?«
    »Ich muss Fürstin Yrena sprechen«, gab der Besucher bekannt.
    »Heute noch?« Die Augen des Hausmeiers funkelten belustigt.
    »Allerdings. Die Angelegenheit ist dringend.«
    »Was du nicht sagst, Fremder«, knurrte der andere und gähnte demonstrativ. »Die Fürstin hat sich bereits zur Ruhe gelegt. Komm morgen wieder und trag ihr dein Anliegen vor. Und jetzt scher dich weg, hörst du?«
    Er schickte sich an, den Schlitz wieder zu verschließen, und der Besucher wusste, dass er seinen letzten Trumpf ausspielen musste. »Warte«, verlangte er und schlug rasch die Kapuze zurück. Die schmalen Augen und spitzen Ohren, die darunter zum Vorschein kamen, genügten, um den Hausmeier zumindest innehalten zu lassen.
    »Was, zum Henker ...?«, brummte der Alte verblüfft.
    »Mein Name ist Ardghal«, stellte der Fremde sich vor. »Ich bin Fürst von elfischem Geblüt und verlange augenblicklich deine Herrin zu sprechen.«
    »A-aber sie schläft...«
    »Dann wecke sie«, forderte der Elf unnachgiebig. »Denn es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Zukunft und das Überleben ihres Volkes.«
     
    »Da bist du

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