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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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forderten, hatte man versucht, neue Zauberer auszubilden, was freilich nicht gelungen war, und so war die Zahl der Meister im Lauf der letzten Jahre beständig gesunken.
    Einerseits war Nyras stolz darauf, dass ihm gelungen war, was noch nie zuvor jemand aus seinem Hain geschafft hatte, nämlich in Shakara aufgenommen worden zu sein und den Grad eines Meisters erlangt zu haben. Andererseits wurde er das Gefühl nicht los, dass ihm eine Ehre zuteil geworden war, die er noch nicht verdiente, und dass die Verantwortung, die man ihm in der Folge übertragen hatte, zu groß für ihn war.
    Erstmals seit Beginn des Angriffs auf Tirgas Lan waren die Türme und Wehrgänge in dieser Nacht nicht voll besetzt. Da die den Tag über erfolgten Attacken erfolgreich abgewehrt worden waren, ein neuerlicher Großangriff jedoch fraglos bevorstand, hatten der König und seine Berater beschlossen, Mauerposten abzuziehen und möglichst vielen Kämpfern Gelegenheit zu geben, sich auszuruhen, soweit es in Anbetracht des steten Trommelklangs überhaupt möglich war.
    An ihrer Stelle sollten Zauberer die Stadt bewachen, die ihre Müdigkeit besser zu meistern verstanden, und Tarana hatte Schichten eingeteilt. Aufgrund seiner Gabe war Nyras zusammen mit Meister Daior zum Großen Tor geschickt worden, doch der heftige Schneefall sorgte dafür, dass seine Fähigkeit kaum zum Tragen kam. Die kalte Luft ließ seine Augen tränen, und er wischte sie sich zum ungezählten Mal - als er mit einem Mal auf der Lichtung etwas zu erkennen glaubte.
    War dort jenseits der tanzenden Flocken nicht etwas gewesen? Eine gedrungene Gestalt, die kurz aufgesprungen war und sich dann wieder in den Morast geworfen hatte?
    Nyras fokussierte seinen Blick, um die Stelle näher zu betrachten. Fast gleichzeitig vernahm er unmittelbar neben sich ein Geräusch. In der Annahme, es wäre der Hauptmann der Wache, wandte er sich um - und schnappte keuchend nach Luft, als sich etwas heiß und tödlich in sein Herz fraß.
    Der Zauberer schaute an sich herab, sah die Dunkelklinge in seiner Brust stecken und brach zusammen. Der Dolch jedoch entwickelte daraufhin ein geheimnisvolles Eigenleben. Mit einem Ruck löste er sich aus der Wunde, flog wie von Geisterhand geführt weiter und verschwand in dem schmalen Durchgang, der in die linke Turmkammer führte.
    Dort war der Mechanismus untergebracht, der den einen Flügel des gewaltigen steinernen Tores bewegte - ein kühne Anordnung zahlloser Zahnräder, die exakt ineinandergriffen und die Bewegung einer von nur zwei Mann zu bedienenden Winde auf den Torflügel übertrugen. Die gleiche Konstruktion befand sich auch im Turm auf der anderen Seite der Pforte.
    Zwei Soldaten und ein Angehöriger der Bürgerwehr hielten in der Turmkammer Wache. Als einer von ihnen den allen Naturgesetzen zum Trotz in der Luft schwebenden Dolch erblickte, riss er den Mund zu einem Warnschrei auf, der seine Kehle jedoch nie verließ. Blitzschnell jagte die Klinge vor und fuhr in den Hals des Mannes, worauf er nur ein dumpfes Gurgeln zustande brachte. Als die Klinge wieder herausfuhr, brach der Wachsoldat in einem Blutschwall zusammen. Die anderen beiden, die ihm zur Hilfe kommen wollten, griffen nach ihren Schwertern, aber auch sie kamen nicht dazu, Gegenwehr zu leisten.
    »Haltet ein«, schärfte eine Stimme ihnen ein, die geradewegs aus dem Nichts zu kommen schien. »Jeder Widerstand wäre zwecklos, und ihr wollt leben!«
    Ein Ruck ging durch die beiden, ihre Augen wurden plötzlich blicklos und leer. »Wir wollen leben«, echoten sie im monotonen Tonfall eines Schlafwandlers.
    »Öffnet das Tor«, verlangte die Stimme aus dem Nirgendwo.
    »Wir öffnen das Tor«, bestätigten sie - und der Soldat und der Bürger traten an die Winde und betätigten sie. Ein Rasseln und Knirschen erklang, als die steinernen Zahnräder sich zu drehen begannen und ein Ächzen aus der Tiefe des Bauwerks verriet, dass das Große Tor im Begriff war, sich zu öffnen.
    Ratternd hob sich das Fallgitter, und das riesige Türblatt stemmte sich mit unwiderstehlicher Kraft gegen die Balken, mit denen es verbarrikadiert worden war. Ein Krachen und Splittern war die Folge, worauf hektisches Geschrei von unten heraufdrang. Die beiden Torwächter jedoch, von der Macht des daildnwath umfangen, setzten unbeirrt ihre Arbeit fort.
    »Verdammt, Ihr Narren! Was tut Ihr da?«
    Meister Daior platzte in die Turmkammer. Entsetzt starrte er auf die beiden Torwachen, und am ausdruckslosen Blick ihrer

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