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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ihrer unverhüllten Schönheit vor ihm, so wie er sie zuletzt nur am Tag ihrer Aufnahme in den Orden gesehen hatte, im Gegenlicht des großen Kristalls von Shakara. Und genau wie damals weckte der Anblick sein Begehren.
    Granock legte die Hände um ihre nackten Hüften, dann zog er sie sanft, aber bestimmt an sich heran. Er hatte keine Ahnung, wie Elfen das zu tun pflegten, was sie so schlicht als rhiw bezeichneten, aber er hatte nicht den Eindruck, dass sein Vorgehen ihr missfiel. Alannah schmiegte sich an ihn und presste ihren Körper gegen seine Männlichkeit, die prompt darauf reagierte, und für einen Augenblick hatten beide das Gefühl, als wäre alles, was sich seit ihrer Trennung ereignet hatte, nicht wirklich geschehen, sondern nur ein dunkler Albtraum gewesen. Dann löste Alannah die Schulterverschnürung seiner Tunika und zog sie an ihm herab, und die Narben der Brandwunden kamen zum Vorschein, die Schultern und Brust übersäten und die sie selbst ihm beigebracht hatte.
    Entsetzt prallte sie zurück, Tränen schossen ihr in die Augen, als sie das Werk ihrer Zerstörung aus der Nähe sah. »Was habe ich nur getan, Geliebter? Kannst du mir das jemals verzeihen?«
    Granock schaute sie durchdringend an. Er hatte so lange auf diesen Augenblick gewartet, sich so sehr danach gesehnt, dass sie ihn so nannte, dass er nun, da er sich am Ziel seiner Träume sah, nicht wollte, dass etwas zwischen ihnen stand. Kein Schmerz, den er erduldet, kein Leid, das sie ihm zugefügt, und keine Furcht, die er tief im Inneren hegen mochte.
    »Ich habe dir bereits verziehen«, flüsterte er und wollte sie küssen, aber sie wich ihm aus und begann stattdessen, die Narben, die sie ihm zugefügt hatte, mit ihren Lippen zu liebkosen. Da die Haut darüber dank Meister Tavalians Heilkunst weitgehend wiederhergestellt, jedoch noch dünn und empfindlich war, schmerzte es ein wenig, aber von allen Qualen, die sie ihm bereitet haben mochte, war diese bei Weitem die süßeste.
    Die Elfin fuhr mit ihren Zärtlichkeiten fort und befreite ihn schließlich ganz von seinen Kleidern. Wie ein Schlinggewächs wuchs sie an ihm empor, und als er schließlich in sie eindrang, geschah es rasch und verlangend, die Vereinigung zweier Körper, die zueinanderwollten und lange darauf gewartet hatten. Erst später, als sie sich auf dem Lager seines Quartiers noch einmal liebten, nahm sich Granock Zeit dafür, jeden Fingerbreit ihres Körpers zu erkunden und mit Liebkosungen zu versehen, und als sie diesmal zueinanderfanden, wurden auch ihre Seelen eins, genau wie damals in der Nacht des Abschieds - und vielleicht zum letzten Mal in ihrem Leben, zwei verirrte Lichter im Dunkel der Nacht.
    Keiner von beiden wusste, was die Zukunft bringen würde - dieser Moment jedoch gehörte ihnen, ein letzter Augenblick der Ruhe vor dem großen Sturm.
     
    Irgendwann hatte es zu schneien begonnen.
    Schon seit einigen Tagen hatten die Wolken, die der Wind von Norden herantrieb, Schneefall verheißen. Doch sie entluden sich erst in dieser Nacht, nachdem sie den Mond verschlungen und die Nacht in tiefste Schwärze gestürzt hatten.
    Meister Nyras gefiel das nicht.
    Die Augen zu Schlitzen verengt, um besser sehen zu können, stand der Zauberer auf dem Wehrgang über dem Großen Tor und spähte hinaus in die Finsternis, die jenseits der Mauern von Tirgas Lan herrschte. Zwar war es seine besondere Gabe, auch im Dunkeln sehen zu können - bei Tageslicht musste er seine Augen daher mit einer Binde schirmen -, aber die weißen Flocken, die durch die kalte Luft flirrten, beeinträchtigen seine Sicht. Und da war dieses quälende Gefühl von drohendem Unheil ...
    Natürlich konnte es auch nur Einbildung sein, eine Folge des Trommelklangs, der schon die ganze Nacht über zu hören war. »Tod! Tod! Tod!«, schien jeder einzelne Schlag zu rufen, sodass auch das Herz eines Weisen davon nicht unberührt blieb.
    »Meldung«, verlangte Nyras, der den Oberbefehl über die Torwache innehatte, zum ungezählten Mal in dieser Nacht. Der wachhabende Offizier, der Kontakt zu den einzelnen Posten hielt, fragte nach, ob etwas aufgefallen wäre. Die Antwort blieb auch diesmal dieselbe.
    »Keine besonderen Vorkommnisse.«
    Alles war ruhig.
    Zu ruhig, wie Nyras fand.
    Er war noch nicht lange Meister, erst seit einem Jahr, und gehörte zu jenen, die im Zuge des Krieges rascher durch die Ausbildung geschleust worden waren als andere Generationen zuvor; im selben Umfang, wie die Kämpfe an der Front Opfer

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