Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
entgegnete Farawyn rundheraus. »Fühlst du dich dieser Aufgabe gewachsen?«
    »Wenn ich Euch dadurch helfen kann, natürlich«, bestätigte Granock ohne Zögern. »Was genau verlangt Ihr von mir?«
    »Du sollst über mich wachen und mich beobachten.«
    »Ihr meint, wie ein Lehrer über seinen Schüler?«, fragte Granock, fast ein wenig belustigt über diese Verdrehung der Verhältnisse. »Und es Euch mitteilen, wenn ich an Euch eine Veränderung zum Bösen feststelle?«
    »Das könntest du, denn Ehrlichkeit gehört von jeher zu deinen hervorstechendsten Tugenden«, stimmte Farawyn zu. »Allein, ich würde dir nicht glauben, denn die Wirkung des Kristalls würde meine Augen blind machen und meine Ohren taub für die Wahrheit. Solltest du feststellen, dass mich der Kristall verdorben hat, so wirst du dafür sorgen, dass er seinen Einfluss nicht weiter auf mich ausüben kann.«
    »Wie? Indem ich ihn zerstöre?«
    »Der Kristall selbst ist es nicht, von dem Böses ausgeht, Lhurian, vergiss das nicht. Mein alleiniger Wille ist es, der dies bewirkt.«
    »Aber wie soll ich dann ...? Ich meine ...«
    Der Älteste erwiderte nichts, sondern begnügte sich damit, seinem ehemaligen Schüler fest in die Augen zu sehen - und Granock dämmerte die schreckliche Wahrheit.
    »Ihr ... Ihr erwartet von mir«, ächzte er, während er kreidebleich wurde und sich sein Magen krampfhaft zusammenzog, »dass ich ... dass ich Euch ...?«
    »Du hast eine solche Tat schon einmal begangen, und du würdest es wieder tun«, erinnerte Farawyn ihn unbarmherzig an seine Worte von vorhin.
    »Aber ich ... ich ...« Vergeblich suchte Granock nach Ausflüchten. Es gab keine, wenngleich es ihm unmöglich schien zu tun, was sein Meister von ihm verlangte. Von Schaudern geschüttelt, ließ er den Kopf sinken. »Ich verstehe«, flüsterte er. »Und?«, verlangte Farawyn zu wissen.
    Granock zögerte. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. »Habt Ihr ... habt Ihr es gesehen?«, fragte er und blickte zaghaft auf. »Ich meine, in Euren Visionen, da seht Ihr doch die Zukunft, nicht wahr? Wisst Ihr, was dort geschehen wird? Habt Ihr gesehen, dass ich ... ich meine, dass Ihr von meiner Hand ...«
    Granock biss sich auf die Lippen. Er brachte es nicht über sich, das Undenkbare auszusprechen. Genau genommen begriff er ja noch nicht einmal, was hier überhaupt vor sich ging. Erlebte er all dies wirklich, oder war es nur eine Täuschung, ein dunkler Traum?
    Er musste an Alannah denken und an sein Versagen in Andaril; an Yrena, die er bitter enttäuscht hatte; an all die Freunde, die er an den Krieg verloren hatte, und an die vielen unschuldigen Leben, die es zu schützen galt - und ihm wurde klar, dass er gar keine Wahl hatte. Er konnte nicht anders, als Farawyns Vorschlag zuzustimmen - auch wenn er selbst kaum glauben konnte, was er tat.
    Seine rechte Hand zitterte, als er sie dem Ältesten entgegenstreckte, um den Bund zwischen ihnen auf Menschenart zu besiegeln. Einen Augenblick lang starrte Farawyn ihn nur an. Rührung, Dankbarkeit und Anerkennung spiegelten sich gleichermaßen in seinen Zügen. »Sohn«, sagte er dann, und ohne Granocks ausgestreckte Rechte zu beachten, fasste er ihn an den Schultern und zog ihn an sich heran, umarmte ihn so herzlich er es nur vermochte. Und trotz der Beklemmung, die er fühlte, hatte Granock den Eindruck, dass sie einander noch nie so nahe gewesen waren wie in diesem Augenblick.
    Er währte nur kurz.
    Denn einen Lidschlag später überschlugen sich die Ereignisse, so schnell und unvermittelt, dass zumindest Granock ihnen mit den Augen kaum folgen konnte.
    Er selbst hatte das verräterische Aufleuchten des Kristallsplitters gar nicht wahrgenommen - Farawyn jedoch schien in gewisser Weise nur darauf gewartet zu haben.
    »Nun endlich!«, rief der Älteste aus, und noch ehe er begriff, was geschah, wurde Granock von seinem einstigen Meister hart gestoßen. Er taumelte und ging nieder. Farawyn jedoch wirkte mit einer Schnelligkeit, die seinem Alter und seinem erschöpften Äußeren spottete, einen Zauber.
    Es war ein tarthan, ein Gedankenstoß - aber Granock konnte beim besten Willen nicht erkennen, wem er gelten sollte. Der Impuls schien geradewegs ins Leere zu gehen, bis plötzlich ein Stöhnen zu vernehmen war und der Stuhl, auf dem Farawyn vorhin gesessen hatte, geräuschvoll zu Bruch ging. Allerdings nicht, weil er ebenfalls von der Gewalt des Zaubers erfasst worden wäre, sondern weil etwas hart und unsanft auf ihm gelandet war.
    Oder

Weitere Kostenlose Bücher