Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
als auch die Stärke besitzt, das Reich in diesem Kampf zu führen.« Damit umfasste er sein Schwert, zog es aus der Scheide und hob die Klinge zum Gruß. »Heil dir, Farawyn, König des Elfenreichs!«
Die übrigen Generäle taten es ihm gleich und grüßten ebenfalls mit ihren Klingen, und auch die Berater und Ordensmitglieder stimmten in den Chor mit ein, indem sie Farawyn als Herrscher anriefen und die Wahl ihres verstorbenen Königs damit bestätigten: »Heil dir, Farawyn, König des Elfenreichs!«
Farawyn nickte nur.
Kein Lächeln war auf seinen Zügen zu sehen, keine Spur des Triumphs - aber auch keine Überraschung, sodass sich Granock endgültig sicher war, dass sein alter Meister all dies bereits vorausgesehen hatte. Oder vielleicht hatte es ihm auch sein messerscharfer Verstand verraten, mit dem sein ehemaliger Novize noch nie hatte Schritt halten können. Dennoch blieb ein schaler Beigeschmack, und Granock konnte nicht verhindern, dass er in diesem feierlichen Moment, der voller Trauer, aber auch voller Hoffnung hätte sein müssen, vor allem an Aldur denken musste, der ihm immer wieder gesagt hatte, dass Farawyns erklärtes Ziel die Elfenkrone sei.
Natürlich hatte Granock solche Vorwürfe stets weit von sich gewiesen, aber in dieser historischen Stunde, da Farawyn als neuer König des Elfenreichs angerufen wurde und erstmals in der Geschichte Erdwelts ein Zauberer den Thron von Tirgas Lan bestieg, da konnte er nicht anders, als sich Rothgans warnender Worte zu erinnern.
»Farawyn«, hatte dieser gesagt, »trachtet nicht weniger danach, sich Erdwelts Krone aufs Haupt zu setzen, als Margok es tut.«
8. EILÍALAS'Y'BRATHYRA
Einmal mehr hatte Rurak in die Kristallkugel geblickt - und war tief erschrocken über das, was er gesehen hatte.
Auf dem Thron sitzend, den er sich hatte errichten lassen und den die aufgespießten Häupter zahlloser erschlagener Feinde zierten, drehte der abtrünnige Zauberer die Kugel in seinen Händen. Längst hatte sie sich wieder eingetrübt, doch die Bilder standen ihm noch deutlich vor Augen. Und obwohl ein großer Sieg errungen worden war und der König der Elfen nicht mehr unter den Lebenden weilte, sorgte Rurak sich.
Der erste Schritt zur Eroberung Tirgas Lans war getan. Das Große Tor war gefallen, die Stadt selbst von den Horden des Dunkelelfen eingenommen worden. Der größte Teil Tirgas Lans befand sich damit bereits in seinen Händen. Das eigentliche Herzstück der Stadt jedoch, der Palast des Königs, der sich inmitten des Häusermeers erhob und dessen hohe Zinnen und Türme höhnisch herübergrüßten, war noch nicht erobert worden. Tausende von Verteidigern hatten darin Zuflucht gesucht, und auch wenn ihr Oberhaupt nicht mehr am Leben war, waren sie wohl noch längst nicht besiegt. Denn in ihrem Besitz befand sich etwas, von dem Rurak erst jetzt erfahren hatte.
»Sie haben den Kristallsplitter«, murmelte der Zauberer missmutig vor sich hin. »Sie haben den verdammten Kristallsplitter ...«
Sein Unmut darüber war so groß, dass er die Kugel am liebsten von sich geschleudert hätte. Sein Plan war so sorgfältig durchdacht und ausgereift gewesen.
Er hatte Ardghal nach Andaril geschickt und auf diese Weise dafür gesorgt, dass der Mensch Granock - oder Lhurian, wie sie ihn jetzt nannten - nach den Fernen Gestaden gereist war und den Kampf gegen Rothgan aufgenommen hatte.
Wäre da nicht der Informant gewesen, den Rurak in Shakara unterhielt, so hätte er vermutlich nie von der Rivalität der beiden um die schöne Alannah erfahren - so jedoch hatte sie den willkommenen Anlass geboten, um die beiden gegeneinander auszuspielen. Tatsächlich hatte ihre Konfrontation dafür gesorgt, dass Rurak in Margoks Gunst wieder aufgestiegen war. Doch wie sich nun herausstellte, waren die Dinge einmal mehr dabei, ein gefährliches Eigenleben zu entwickeln - und wieder war es der Mensch Granock, der Ruraks Kreise störte.
Genau wie damals in Arun.
Und wie bei der Schlacht am Siegstein.
Ein drittes Mal durfte es nicht dazu kommen!
Trotz der Erfolge, die er als Oberbefehlshaber von Margoks Heer errungen hatte, sah Rurak seinen Ruhm schwinden. Wenn der Dunkelelf erfuhr, dass ein Splitter des Annun in die Hände des Feindes gelangt war, würde sein Zorn unermesslich sein. Noch dazu, wo er genau wusste, auf wessen Betreiben der Mensch nach Crysalion gelangt war.
Nur zwei Dinge konnte Rurak tun, um diese verderbliche, für ihn fraglos tödlich endende
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