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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Entwicklung aufzuhalten: Zum einen musste er Margok die Existenz des Kristallsplitters um jeden Preis verheimlichen; zum anderen musste es sein Ziel sein, das Artefakt so rasch wie möglich in seinen Besitz zu bringen.
    Leise stöhnend rutschte Rurak von der Sitzfläche des Throns. Sich auf seinen Zauberstab stützend, raffte er sich auf die schmerzenden Knochen. Nicht, dass seine Beschwerden auch nur einen Deut nachgelassen hätten, seit er die Blutfeste verlassen hatte - aber mit der Aussicht, in Margoks Gunst wieder ganz oben zu stehen, ließen sie sich leichter ertragen. Und die Tatsache, dass der Urheber dieser Schmerzen seine gerechte Strafe bekommen hatte, tat ein Übriges dazu.
    Die Gnomen, die er zu seinen Leibdienern ernannt hatte und die um den Thron schwirrten wie Fliegen um einen Haufen Dung, spritzten quiekend auseinander, als ihr für seine Unduldsamkeit bekanntes Oberhaupt sich in Bewegung setzte. Auch die Orks, die zu beiden Seiten des Throns sowie an der Tür Wache hielten, warfen einander nervöse Blicke zu. Der Zauberer ignorierte sie, so gut er es vermochte. Zu dieser Zeit, in dieser Situation, waren sie ein notwendiges Übel. Aber natürlich waren sie nur niedere Diener, und die Vorstellung, dass er noch vor nicht allzu langer Zeit seine Tage damit verbracht hatte, eigentlich schon tote Unholde wieder zusammenzuflicken, ließ ihn im Nachhinein erschaudern.
    Den flasfyn als Stock benutzend, schleppte er sich zu der Tür, die von der von Säulen getragenen Halle hinaus auf einen Balkon führte, von dem sich der westliche Teil Tirgas Lans gut überblicken ließ. Es war einer der Gründe dafür, warum er ausgerechnet dieses Haus zu seinem Feldherrensitz gemacht hatte; ein anderer war, dass es von den Horden der Orks, Trolle und Gnomen, die in die Stadt eingefallen und wie eine Sturmflut darüber hinweggebrandet waren, weniger in Mitleidenschaft gezogen worden war als andere Häuser. Noch vor Kurzem mochte es einem reichen Kaufmann oder einem Hofbeamten gehört haben - nun war es sein Domizil. Jedenfalls so lange, bis er im Palast von Tirgas Lan eine passendere Bleibe fand ...
    Durch einen mit filigranen Bildhauereien verzierten, an seinem höchsten Punkt mit einer steinernen Rose versehenen Spitzbogen trat der Zauberer ins Freie.
    Die Dunkelheit und Kälte einer kalten Winternacht empfingen ihn, die, obwohl sich Mond und Sterne hinter dichten Wolken verbargen, von unzähligen Lichtern durchbrochen wurde - Brände, die in geplünderten Häusern loderten, und Freudenfeuer, die die Orks entzündet hatten, und um die sie im dumpfen Takt der Trommeln schreiend und grölend tanzten, um ihren Sieg zu feiern. Trunken waren sie, nicht nur vom Blut, das sie gesoffen, sondern auch von den Untaten, die sie begangen hatten, und von den Feuern stieg der ekelerregende Geruch von verbranntem Elfenfleisch auf.
    Trotz des leisen Grauens, das selbst ihn befiel, fühlte Rurak grimmige Genugtuung. Es ließ sich nicht leugnen, dass das dunkle Zeitalter angebrochen war - und er würde alles dafür tun, dass es so rasch nicht wieder endete. Über die Siegesfeuer und die brennenden Häuser hinweg schweifte sein Blick zum Palast von Crysalion, der wie eine einsame Klippe aus dem Meer der Zerstörung ragte.
    Noch jedenfalls ...
    Denn schon bei Tagesanbruch würden die Wellen des Todes erneut gegen seine Fundamente branden.
    Ruraks Blick wanderte an den glatten Mauern und hohen Zinnen empor bis zu den Türmen, die sich in den schwarzen Nachthimmel reckten und auf deren Spitzen und Kronen noch immer die Farben Tirags Lans und des Elfenreichs wehten, eine Provokation in Ruraks Augen. Und irgendwo hinter diesen Mauern, in einem dieser Türme, befand sich der Kristallsplitter, dessen Macht groß genug war, um über Sieg oder Niederlage zu entscheiden.
    Rurak musste ihn haben.
    Er würde seinen Spion anweisen, das Artefakt an sich zu nehmen und zu ihm zu bringen. Noch in dieser Nacht.
     
    »Ihr habt mich rufen lassen?«
    Granock war in Farawyns Gemach eingetreten, und wie bei seinem letzten Besuch hatte sich die Tür wie von selbst hinter ihm geschlossen, allerdings ohne sich magisch zu versiegeln. Ihm fiel auf, dass er Argyll, den Koboldsdiener des Ältesten, noch immer nicht zu Gesicht bekommen hatte, obschon es hieß, er hätte seinen Meister nach Tirgas Lan begleitet.
    »Ja, mein Junge.«
    Anders als bei ihrer Unterredung am Vortag brannte kein Feuer im Kamin, trotz der Kälte des frühen Morgens. Der fahle Lichtschein, der

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