Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
Wucht geführten Axtblatt entging. Dennoch gelang es dem Angreifer, ihr einen Stoß zu versetzen, der sie taumeln ließ und zu Fall brachte. Der flasfyn entwand sich ihrem Griff und rollte über den Boden davon.
Dinistrio, der lachend über ihr stand, wollte erneut zuschlagen, doch sie stieß ihn mit einem tarthan zurück. Das Gewicht der schweren Axt brachte ihn aus dem Gleichgewicht, und der Echsenkrieger wankte. Tarana nutzte die Gunst des Augenblicks, um über den Boden auf ihren flasfyn zuzukriechen - doch ihre Rechte erreichte den Zauberstab nie.
Denn in dem Augenblick, in dem sie danach griff, ging ein weiteres Axtblatt nieder und durchtrennte ihren Unterarm mit furchtbarer Wucht. Der andere verbliebene neidor - ihn hatte sie völlig vergessen!
Hohnlachend stand die grausame Kreatur über ihr und schüttete ihren Spott über sie aus, allerdings nicht sehr lange. Ihre Wut, ihre Furcht und ihren Schmerz in einer einzigen energetischen Entladung bündelnd, entsandte Tarana einen vernichtenden Blitz auf ihren Peiniger, der ihn aus nächster Nähe traf und seinen Brustkorb trotz des eisernen Panzers, den er trug, auseinanderriss.
Der Rachen der Kreatur blieb offen stehen, ihre Augen starrten in purem Unverständnis. Dunkler Rauch quoll aus der schwärenden Wunde und wurde zu einer wehenden Fahne, als die Kreatur leblos von den Beinen kippte.
Tarana unterdessen hatte nach ihrem flasfyn gegriffen und wollte sich auf die Beine raffen. Den Zauberstab mit der Linken umklammernd, setzte die Zauberin alles daran, sich daran emporzuziehen, aber es gelang ihr nicht. Zu geschwächt war sie, zu groß der Schmerz trotz aller Selbstheilungskräfte, die sie verzweifelt anzuwenden suchte. Blut stürzte unaufhörlich aus dem Stumpf, den die Magierin an ihre Robe presste, während sie sich verzweifelt einzureden versuchte, dass der Körper nichts als eine Hülle war und der Geist der Materie zu jeder Zeit überlegen.
Sie merkte, wie ein dunkler Schatten auf sie fiel, und schaute auf. Dinistrio stand über ihr, seine beiden Waffen erhoben. Das Leuchten, das aus den kalten Augen des Echsenkriegers drang, war so grausam und voller Bosheit, dass sie erschauderte. Wie, so fragte sie sich, sollte das Licht jemals über solches Dunkel triumphieren?
In unendlicher Langsamkeit sah sie, wie es in Dinistrios Augen zuckte und die Klinge auf die Zauberin herabstieß, die schwer verwundet und entkräftet auf dem Boden kauerte - und in einem letzten, verzweifelten Willensakt stieß sie den flasfyn fast senkrecht empor, nur einen Lidschlag bevor das Schwert des Echsenkriegers sie ereilte.
Dinistrio hatte mit Gegenwehr nicht mehr gerechnet. Der Zauberstab, an dessen Spitze der Elfenkristall aufglomm, fraß sich unterhalb des Brustpanzers in den ungeschützten Bauch der Kreatur und entfaltete seine verderbliche Wirkung. Gleichzeitig spürte Tarana den vergifteten Stahl, der ihr in die Brust gefahren war und ihr Herz durchbohrt hatte.
Mit ersterbendem Blick schaute die kleinwüchsige Zauberin zu dem Echsenkrieger auf, und einen endlos scheinenden Moment starrten sie einander an, während sie in tödlicher Umarmung gefangen waren. Dann, plötzlich, zerplatzten Dinistrios Reptilienaugen wie überreife Früchte, und einen Herzschlag später dehnte sich sein grüner Echsenleib, blies sich auf wie ein verstopftes Gedärm und barst mit einem hässlich knirschenden Geräusch.
Hautschuppen, Fleischfetzen, Bruchstücke von Rippen und dunkler Lebenssaft klatschten in einem bizarren Regen nieder, während die Überreste von dem, was einst Margoks oberster Leibwächter gewesen war, zu einer grünen Masse zusammensank. Tarana, die noch immer auf dem Boden kauerte, und blutbesudelt war, wandte vor Abscheu den Blick. Sie unternahm nicht erst den Versuch, das Schwert herauszuziehen, das in ihrer Brust stak und ihr mit jedem Atemzug ein Stück Lebensenergie entriss. Ihr einziges Streben war darauf gerichtet, ihre Schwestern und Brüder zu warnen, nur darauf kam es noch an.
Denn während die Zauberin und die neidora gekämpft hatten, hatte sich das Kreischen aus der Tiefe immer noch verstärkt. Wind kam auf, der wie ein Sturm durch den Thronsaal peitschte und nicht nur die Fahnen und Standarten von den Wänden riss, sondern auch das Modell Tirgas Lans vom Tisch fegte, so als wolle er eine Vorausschau geben auf die Dinge, die da kamen. Entsetzt blickte Tarana zum Schacht - und erblickte voller Entsetzen die albtraumhafte Kreatur, die aus der Tiefe emporkam.
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