Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
und warf das tödliche Geschoss aus seiner Flugbahn.
Granock wartete nicht erst ab, bis das Schwert klirrend auf dem Boden gelandet war. Mit einem heiseren Kampfschrei auf den Lippen ging er zum Nahkampf über.
In atemberaubend rascher Folge prallten die Zauberstäbe der beiden Gegner aufeinander, während Entladungen sich gegenseitig abstoßender Energie aus den Elfenkristallen schlugen. Granock vermochte nicht zu sagen, was es war, das den mehr tot als lebendig aussehenden Verräter noch atmen ließ - Zauberkraft oder Bosheit oder eine Mischung von beidem. Aber Rurak kämpfte mit einer Kraft und Verbissenheit, die seinem entstellten Äußeren zutiefst widersprachen, und als Granock hart an der Schulter getroffen und zu Boden geschmettert wurde, dämmerte ihm, dass er seinen Gegner unterschätzt hatte.
»Heute, Meister Lhurian«, geiferte Rurak auf ihn herab, »wirst du etwas lernen, das dir bislang noch fremd geblieben ist. Du wirst einsehen, dass die dunkle Magie der lichten zu jeder Zeit überlegen ist!«
»Niemals«, widersprach Granock trotzig - und riss den flasfyn empor, um den Todesstoß abzuwehren, den Rurak ihm versetzen wollte. Mit vernichtender Wucht ging der Zauberstab des Verräters nieder, und es kostete Granock alle Mühe, den Schlag zu blocken. Über die gekreuzten Stöcke hinweg starrten die beiden Zauberer einander an, während sie sich gegenseitig einen Vorteil abzutrotzen suchten.
»Nun, mein Junge?«, verlangte der Verräter zu wissen. »Dämmert dir, dass du dir den falschen Gegner ausgesucht hast?«
Granock erwiderte nichts, er brauchte seinen Atem, um sich zu verteidigen. Mit übermenschlicher Kraft drückte Rurak ihn nieder, das hassverzerrte, von Brandnarben entstellte Gesicht des abtrünnigen Zauberers schwebte unmittelbar über ihm. Gleichzeitig merkte Granock, wie seine Körperkräfte ihn verließen, gerade so, als würde sein Gegner sie ihm entziehen und dadurch selbst an Stärke gewinnen ...
»Nun?«, höhnte er. »Wie gefällt es dir, der Unterlegene zu sein, törichter Mensch?«
Das Elfenbein seines flasfyn mit beiden Händen umklammernd, sank Granock zu Boden. Vergeblich versuchte er, sich seines Gegners mit einem Gedankenstoß zu entledigen. Der tarthan verpuffte so wirkungslos, dass Rurak ihn nicht einmal zu bemerken schien. Der Zauberer verfiel in kehliges Gelächter, und Granock dämmerte die Einsicht, dass dies womöglich das Letzte war, was er auf Erden zu hören bekommen würde.
Indem er all seine verbliebene Kraft zusammennahm, bäumte er sich noch einmal auf und versuchte, seinen Gegner von sich zu stoßen. Rurak, der damit nicht gerechnet hatte, wich für einen kurzen Moment zurück, den Granock nutzte, um sich blitzschnell herumzuwerfen und davonzuwälzen.
Den flasfyn in der Hand, raffte er sich wieder auf die Beine, schwankend angesichts der verlorenen Kräfte, die sein Gegner ihm abgetrotzt hatte. Mit verschwimmenden Blicken schaute er sich nach Rurak um - als dessen Zauberstab ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf.
Der Schmerz war so überwältigend, dass Granock glaubte, die Sinne würden ihm vergehen.
Ausgehend von seiner Brust, wo der flasfyn des Verräters ihn berührte, überzog ein heftiges Brennen seinen Körper, so als wäre ihm die Haut in Fetzen vom Leib gerissen worden. Er schrie auf und kam zu Fall, der Zauberstab entwand sich seinem Griff - und so lag er auf dem Boden, betäubt von Schmerz und unfähig sich zu bewegen, und erwartete sein Ende ...
Margok triumphierte.
Auf den Schwingen des Stahldrachen, den dunkle Magie und die Kunstfertigkeit der Zwerge ins Leben gerufen hatten, hatte der Dunkelelf die geheime Kristallpforte durchquert, die ihn von Nurmorod ins Herz des Elfenreichs geführt hatte.
Nach Jahrtausenden, in denen sein Geist gefangen gewesen war im Niemandsland des Vergessens und er zu einem Schatten des einst so mächtigen Zauberers verblasst war, hatte er nun endgültig in die Welt der Sterblichen zurückgefunden. Nicht nur mehr als hinter vorgehaltener Hand geflüstertes Gerücht; nicht nur mehr als schaurige Kunde, die die Völker Erdwelts in Angst und Schrecken versetzte; nicht nur mehr als körperlose Stimme, die seine Anhänger dazu brachte, genau das zu tun, was er wollte; nicht nur mehr als unheimliche Schreckgestalt, die dem Tod näher war als dem Leben - sondern wirklich und höchstselbst, um sich das zurückzuholen, was ihm vor undenklich langer Zeit entrissen worden war. Die absolute Macht...
Während sein
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