Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
Krieg führen. Was die Ostlande mehr als alles andere brauchen, ist jemand, der das Land in Frieden eint.«
»Ich verstehe. Und an wen habt Ihr daran gedacht, Mylady? An Euch vielleicht?«
Granock konnte den beißenden Unterton nicht ganz aus seiner Stimme heraushalten. Yrena zeigte weder eine Reaktion darauf noch gab sie ihm eine Antwort. Die Herrin von Andaril war schwer zu durchschauen.
»Ich habe etwas für Euch«, erklärte sie unvermittelt, jetzt wieder mit fester Stimme.
»Für mich?« Er schürzte die Lippen. »Was könnte das wohl sein?«
»Ein Geschenk«, erwiderte sie, und das Lächeln, dass sie folgen ließ, empfand er als so aufreizend, dass er für einen Augenblick fürchtete - oder wünschte er es sich insgeheim? -, sie könnte ihm das offerieren, was er sich versagt hatte, seit Alannah aus seinem Leben verschwunden war.
Yrena jedoch wandte sich ab, trat an die Tür und klopfte mehrmals daran, offenbar ein verabredetes Zeichen. Granocks wachsame Sinne mahnten ihn zur Vorsicht. Er umfasste den Zauberstab fester und wappnete sich für einen Angriff - aber nichts dergleichen geschah.
Als sich kurz darauf von draußen Schritte näherten und die Tür geöffnet wurde, erschienen zwar zwei bewaffnete Posten, doch sie führten einen Gefangenen mit, der an Armen und Beinen gefesselt war und dem man einen Sack über den Kopf gezogen hatte.
Sie stellten ihn in die Mitte der Kammer wie ein Möbelstück, und Yrena persönlich übernahm es, ihm den Stoff vom Kopf zu ziehen.
Granock sog scharf nach Luft, als das Gesicht eines Elfen zum Vorschein kam - dessen kantige Züge und stahlblaue Augen er sofort erkannte!
Er war ihm nur einmal begegnet, noch dazu nur flüchtig, dennoch war Granock sicher, keinem anderen als dem Fürsten Ardghal gegenüberzustehen, der oberster Berater am königlichen Hof von Tirgas Lan gewesen war.
Bis er auf geheimnisvolle Weise verschwunden war ...
Der Schmerz war allgegenwärtig.
Nicht nur sein Körper war davon durchdrungen, sondern auch sein Bewusstsein. Er nagte daran wie ein Parasit, der seinen Wirt allmählich auffraß.
Dennoch glitt ein Lächeln über Ruraks Züge.
Zufrieden blickte der abtrünnige Zauberer auf die Kristallkugel, die sich soeben wieder eintrübte. Er hatte genug gesehen.
Genug, um zu wissen, dass die Saat, die er ausgebracht hatte, auf fruchtbaren Boden fiel.
Genug, um daran zu glauben, dass sein sorgsam ausgearbeiteter Plan aufgehen würde.
Genug, um zu hoffen, dass das Unrecht, das er erduldet hatte, wiedergutgemacht und er am Ende triumphieren würde.
Der Mensch war nach Andaril zurückgekehrt.
Und das bedeutete Möglichkeiten über Möglichkeiten ...
13. GWAVUR
Inzwischen war es längst Tag geworden - Granocks Verhandlungen mit der Herrin von Andaril jedoch dauerten, von einer kurzen Unterbrechung abgesehen, noch immer an.
Irgendwann gegen Morgen waren Diener gekommen, die Honig, Brot und frischen Kräutersud gebracht hatten, und Yrena hatte sich für eine Weile zurückgezogen. Als sie zurückkehrte, hatte sie ihr informelles rotes Gewand gegen ein Kleid aus grünem Samt getauscht, das ihrem Stand mehr entsprach, und anders als zuvor saßen sie sich an dem kleinen Tisch gegenüber, was den Verhandlungen eine offiziellere Note gab. Es nahmen jedoch auch weiterhin keine Berater an der Unterredung teil, und auch das bescheidene Auftreten der Fürstin blieb bestehen.
Je länger die Unterredung wurde, desto vertrauter schienen sie einander zu werden, auch wenn nicht über persönliche Dinge gesprochen wurde. Aber in der Art und Weise, wie Yrena argumentierte und sich für die Belange ihres Volk einsetzte, glaubte Granock, ihr wahres Wesen zu erkennen - selbst wenn ihm manches an ihr noch immer Rätsel aufgab.
»Habt Ihr all das, was Ihr mir erzählt, auch Ardghal offenbart?«, wollte er schließlich wissen.
Yrena lächelte. Der Widerschein der Flammen tanzte über ihr Gesicht. »Nein, Meister Lhurian. Ihm gegenüber habe ich nichts von all diesen Dingen erwähnt. Fürst Ardghal ist vor allen Dingen an einem interessiert - an Fürst Ardghal.«
»Wenn Ihr das sagt.« Granock konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Der Elfenkönig und seine übrigen Berater hatten weitaus länger gebraucht, um zu dieser schlichten Erkenntnis zu gelangen. Hinter Yrenas anziehendem Äußeren verbarg sich nicht nur ein einfühlsames Wesen, sondern auch ein messerscharfer Verstand. »Weshalb habt Ihr ihn gefangen genommen?«
»Warum hätte
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