Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
ich es nicht tun sollen?«, hielt die Herrin von Andaril dagegen. »Er kam mitten in der Nacht zu mir und verlangte mich zu sprechen.«
»Das tat ich auch«, gab Granock zu bedenken.
»Mit dem Unterschied, dass ich um Euren Besuch gebeten hatte. Ardghal hingegen kam als ungebetener Gast - und so wird er auch behandelt.«
»Seit wann ist er hier?«
»Erst seit wenigen Tagen. Er kam kurz vor Euch.«
»Ein Zufall?«, dachte Granock laut nach und rieb sich das bärtige Kinn.
»Das nehme ich an.«
»Was genau hat Ardghal Euch angeboten?«, wollte Granock wissen.
»Warum habt Ihr ihn das nicht selbst gefragt, als Ihr die Gelegenheit dazu hattet?«, erkundigte sich Yrena. »Ihr habt kein Wort mit ihm gewechselt.«
»Das klingt, als wärt Ihr enttäuscht.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Überrascht trifft es besser. Ich hatte geglaubt, Euch mit Ardghals Gefangennahme eine Freude zu machen.«
»Kein Geschöpf sollte über die Unfreiheit eines anderen erfreut sein«, meinte Granock ausweichend.
»Ihr wisst, wie ich es meine. Dass Ardghal vor einigen Jahren vom königlichen Hof geflohen ist, ist allgemein bekannt. Und man hat von Waldelfen gehört, die das Nordreich nach ihm durchkämmen. Das würden sie wohl kaum tun, wenn der König nicht noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen hätte. Ich war also der Ansicht, Euch mit Ardghals Gefangennahme einen Dienst zu erweisen.«
»Das habt Ihr vermutlich.« Granock nickte. »Dennoch - oder gerade deswegen - braucht Ardghal nicht zu wissen, wer ich bin. Wir sind uns in Tirgas Lan nur einmal flüchtig begegnet, deshalb bezweifle ich, dass er mich erkannt hat. Für Elfen sehen wir gywara, wie sie uns nennen, alle gleich aus.«
»So wie sie für uns«, entgegnete die Fürstin lächelnd. »Ardghal ist mein Geschenk an König Elidor. Er soll ihm als Pfand dafür dienen, dass Andaril seine Haltung geändert hat und nicht länger gegen den Elfenkönig steht.«
Granock nickte. »Ich bin überzeugt, dass sowohl der König als auch der Hohe Rat dies wohlwollend zur Kenntnis nehmen werden. Dennoch wird man fragen, ob die Herrin von Andaril über die Macht verfügt, für alle Menschen zu sprechen.«
»Nein«, gestand Yrena offen, »das tut sie nicht. Zu Lebzeiten meines Bruders haben die Clans und die Söldnerführer sich seiner Führung unterworfen, wenn auch nur aus Gier auf reiche Beute. Inzwischen haben sie sich längst von Andaril abgewandt und führen ihre eigenen Kriege. Für sie vermag ich weder zu sprechen noch irgendwelche Garantien abzugeben, aber ich versichere Euch eines: Sollten wir uns einigen, so wird von Andarils Mauern keine Bedrohung mehr für Tirgas Lan ausgehen. Und ich bin sicher, dass zumindest die anderen Städte unserem Beispiel früher oder später folgen werden.«
»Und was wollt Ihr dafür?«
»Sicherheit«, sagte sie nur. »Ich will, dass die Blockade aufgehoben wird. Und es soll keine Strafexpeditionen mehr geben. Wir haben alle Hände voll damit zu tun, uns gegen unsere eigenen Leute zu verteidigen. Dort draußen gibt es kein Gesetz mehr, Meister Lhurian. Die Starken fallen über die Schwachen her und nehmen sich, was sie haben wollen. Das muss ein Ende haben.«
»Ein nachvollziehbarer Wunsch«, stimmte Granock zu. »Und was hat Ardghal Euch geboten?«
»Was meint Ihr?«
»Ihr habt meine Frage von vorhin noch nicht beantwortet«, brachte Granock lächelnd in Erinnerung.
»Das ist wahr.« Sie nickte und holte tief Luft, strich sich eine Strähne ihres schwarzen Haars aus dem Gesicht. Es schien ihr nicht leichtzufallen, darüber zu sprechen. »Ardghal gab vor, mit mir über die Zukunft meines Volkes sprechen zu wollen, nur deshalb habe ich ihn überhaupt empfangen. Was er mir jedoch zu bieten hatte, war nicht die Zukunft, sondern die Vergangenheit. Er wollte, dass ich dem Pfad meines Bruders folge und wie er in Margoks Dienste trete.«
Granock war nicht überrascht. Nachdem Ardghal vor vier Jahren über Nacht aus Tirgas Lan geflohen war, hatte man nichts mehr von ihm gehört. Aber da der Elfenfürst über einen ausgeprägten Machtinstinkt verfügte, hatte nicht viel dazugehört, sich auszurechnen, dass er sein Glück bei der Gegenseite versuchen würde. Offenbar mit Erfolg.
»Und?«, fragte Granock nur und sah Yrena forschend an.
»Ardghal versprach, dass Andaril sicher sein und Ordnung und Wohlstand zu uns zurückkehren würden, und zunächst war ich tatsächlich geneigt, ihm Glauben zu schenken.«
»Und wieso habt Ihr es dann doch nicht
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