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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Novizen gleichgültig wäre oder...«
    »Er war nicht mein Novize«, fiel Granock ihr ins Wort. Er wich ihrem Blick aus und starrte erneut zu Boden. »Er war ein ... ein Freund.«
    »Umso mehr bedaure ich, was geschehen ist, und ich entschuldige mich im Namen meines Volkes dafür.«
    »Ihr entschuldigt Euch?« Granock schaute auf.
    »Gewiss - ist das nicht das Mindeste, was ich tun sollte, wenn in meinem Herrschaftsbereich ein solches Unrecht geschieht? Schlimm genug, dass ich es nicht verhindern konnte, aber ich versichere Euch, dass ich alles daransetzen werde, den feigen Mörder ...«
    »Bemüht Euch nicht«, knurrte Granock. »Der Kerl hat bereits bekommen, was er verdiente.«
    »So hoffe ich dennoch, dass Ihr keinen Groll gegen mich hegt, auch wenn ich nichts von alldem wiedergutmachen kann, was geschehen ist.«
    Diesmal war er es, der ihr direkt in die Augen blickte, und obschon er nicht mehr daran gewohnt war, menschliche Mienen zu deuten, hatte er nicht den Eindruck, auch nur einen Anklang von Falschheit darin zu finden. Im Gegenteil, Yrenas Anteilnahme schien echt; sie meinte, was sie sagte, und damit war sie ihrem Vater und ihrem Bruder weit voraus.
    »Mylady«, erwiderte Granock, »verzeiht meine harschen Worte. Es war der Schmerz, der sie mich wählen ließ. Ich habe keinen Grund, Groll gegen Euch zu hegen.«
    »Findet Ihr?« Sie nahm noch einen Schluck Wein, so als müsste sie sich Mut antrinken. »Ist es nicht mein Vater gewesen, der seinen Lehenseid gebrochen und sich mit den Feinden des Königs verbündet hat? Und war es nicht mein Bruder, der eine Armee aufgestellt und sie gegen das Elfenreich in die Schlacht geführt hat? Mir müsst Ihr nichts vorspielen, Meister Lhurian. Viel Unheil ist von Andaril ausgegangen, und sicher habt auch Ihr im Krieg Freunde verloren, Gefährten, die Euch etwas bedeuteten. Mit anderen Worten - Ihr habt jeden nur erdenklichen Grund, Groll gegen mich und diese Stadt zu hegen.«
    Granock war gleich in zweifacher Hinsicht verblüfft. Zum einen, weil er nach der langen Zeit unter Elfen nicht mehr daran gewohnt war, dass jemand die Dinge so direkt beim Namen nannte - die meisten Töchter und Söhne Sigwyns erachteten es als Zeichen hoher Kultiviertheit, lange und in rätselhaften Verklausulierungen um den heißen Brei herumzureden. Zum anderen aber auch, weil er nicht erwartet hatte, all dies aus dem Munde der Fürstin von Andaril zu hören.
    Ihre Entschuldigung bezog sich nicht nur auf den Tod Nimons, sondern auf alles, was ihr Vater und ihr Bruder in Andarils Namen verbrochen hatten, und er merkte, dass die ohnmächtige Wut, die er zuvor noch empfunden hatte, sich legte und eine Ruhe von ihm Besitz ergriff, wie er sie lange nicht mehr empfunden hatte.
    »Ihr habt recht, Mylady«, gab er unumwunden zu, indem er nun seinerseits alle Unaufrichtigkeit fallen ließ. »Ich hätte allen Grund, Euch zu zürnen. Aber mein Verstand sagt mir, dass Ihr weder Euer Vater noch Euer Bruder seid und dass es schließlich einen Grund dafür geben muss, weshalb Ihr um dieses Treffen gebeten habt.«
    »Und Euer Herz?«, fragte sie ihn, wobei ihre rehbraunen Augen ihn erneut durchdringend anschauten. »Was sagt Euch Euer Herz, Meister Lhurian?«
    Was er tatsächlich empfand, konnte er unmöglich sagen. »In Shakara«, erwiderte er deshalb ausweichend,»bringt man uns bei, nicht auf unser Herz zu hören, sondern den Regeln der Logik zu folgen.«
    »Wie bedauerlich«, sagte sie nur, leerte ihren Becher und stellte ihn auf dem Tisch ab. »Und was ist mit Euren Gefühlen? Euren Empfindungen?«
    »Wir versuchen, unsere Entscheidungen nicht davon beeinflussen zu lassen«, erklärte Granock.
    »Ich verstehe.« Sie nickte. »Dennoch hoffe ich, Euer Herz ebenso zu gewinnen wie Euren Geist, Meister Lhurian.«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Wusstet Ihr, dass ich ausdrücklich um Eure Anwesenheit gebeten habe?«
    »Ihr habt was?« Granock glaubte, nicht recht zu hören.
    »Ich habe darum gebeten, dass Ihr und kein anderer nach Andaril entsendet werdet«, erklärte sie. »Und ich bin dem Oberhaupt Eures Ordens dankbar, dass er meiner Bitte entsprochen hat, Meister Lhurian.«
    Granock nickte nur und versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Farawyn hatte kein Wort darüber verloren, dass die Herrin von Andaril um seine persönliche Anwesenheit ersucht hatte. Einerseits sah es dem alten Fuchs ähnlich, sich in Rätsel und Halbwahrheiten zu hüllen; andererseits konnte es auch gut sein,

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