Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
»Was die Menschenstädte betrifft, so wird sich vielleicht schon bald etwas ergeben, das uns Entlastung verschafft. Aber es wäre noch zu früh, um schon Genaueres darüber verlauten zu lassen.«
Der Älteste merkte, wie Cysguran, der ein Stück weiter unten am Tisch stand, ihn mit einem argwöhnischen Blick bedachte. Ganz offenkundig fragte er sich, was das für ein geheimer Plan sein mochte, den Farawyn gefasst hatte. Und der Gedanke, es nicht zu wissen, schien ihm nicht zu behagen ...
»Das ist bedauerlich«, meinte Irgon, »denn eine Entlastung im Osten wäre dringend erforderlich. Wäre sie rechtzeitig erfolgt, hätten wir womöglich nicht tun müssen, wozu wir gezwungen waren.«
»Wovon sprecht Ihr?«, wollte Simur wissen, Sprecher des rechten Flügels.
»Er meint, dass wir gezwungen waren, General Lavan und die Erste Legion Richtung Küste in Marsch zu setzen«, gab König Elidor an Irgons Stelle die Antwort.
»Was?« Farawyn konnte sein Erschrecken nicht ganz verbergen. »Ihr habt die Königslegion abgezogen, Hoheit?«
»In der Tat. Die ersten zweihundert Mann haben wir mit Meisterin Taranas Hilfe durch die Kristallpforte geschickt. Den Rest haben wir auf dem Landweg in Marsch gesetzt. Da sie in den südlichen Wäldern stationiert waren, können Lavans Truppen Tirgas Dun innerhalb weniger Tage erreichen.«
»Aber die Erste Legion ist die Schutzmacht Tirgas Lans, schon seit Sigwyns Tagen ...«
»Dessen bin ich mir bewusst, mein Freund«, entgegnete der Monarch, in dessen vornehm blasse Züge sich tiefe Sorgenfalten eingegraben hatten, die seiner Jugend zu widersprechen schienen. »Dennoch blieb mir nichts anderes übrig.«
»Zur ersten Legion werden seit jeher die besten Krieger des Reiches berufen«, fügte die anmutige, zerbrechlich wirkende Gestalt an seiner Seite erklärend hinzu. »Ihre Aufgabe war und ist es, den König zu beschützen - und das tun sie am besten dort, wo die Grenzen des Reiches bedroht sind.«
Farawyn kam nicht umhin, milde zu lächeln. Caias magische Fähigkeiten mochten nie besonders ausgeprägt gewesen sein, aber ihr Herz und ihr Verstand waren im Einklang. Elidor hatte gut daran getan, sie zu seiner Gefährtin zu machen, denn sie war einer Königin würdig, und wären die Zeiten andere gewesen, hätte die Krone vermutlich längst auf ihrem Haupt geruht.
»Aufgrund dieser Maßnahme«, setzte General Irgon seine Ausführungen fort und deutete auf die mit verschiedenfarbigen Markierungen versehene Karte auf dem Tisch, »ist es uns gelungen, fast zweitausend Mann zu Tirgas Duns Verteidigung zu entsenden. Das sollte genügen, um die Südgrenze zu halten.«
»Ich verstehe«, meinte Farawyn, ohne dass zu erkennen war, ob er Irgons Meinung teilte. »Ich frage mich nur ...«
»Ja?«, wollte Elidor wissen.
»Ich frage mich, warum Margok die Flotte nicht sofort angreifen ließ«, eröffnete der Zauberer. »Immerhin musste er damit rechnen, dass Ihr Verstärkung schickt...«
»Womöglich wollte er auf weitere Schiffe warten«, gab Fürst Narwan, der königliche Berater, zu bedenken.
»Möglicherweise.« Farawyn nickte, doch seine Gesichtszüge entspannten sich nicht. Stattdessen wandte er sich fragend an Rambok, der mit dem kahlen grünen Schädel und der mageren Gestalt, an der eine schmutzige Robe hing, unter all den Würdenträgern des Elfenreichs seltsam fehl am Platz wirkte. »Was denkst du, Freund Rambok?«
Die Augen aller Anwesenden richteten sich auf den Unhold, worauf er mit den Klauenfingern unruhig an den unzähligen Talismanen herumzunesteln begann, die um seinen dürren Hals baumelten. »Orks kämpfen, ihnen gleich«, entgegnete er in holprigem Elfisch, das er im Verlauf der vergangenen vier Jahre erlernt hatte, obschon seine Zunge kaum in der Lage war, die melodiösen Laute zu formen. Entsprechend schwer war sein Akzent. »Wenn Blut gerochen und in saobh verfallen, nicht darum scheren, ob allein oder viele. Aber Margok klug. Denkt eine Sache und tut etwas anderes ...«
»Was soll das heißen?«, blaffte Cysguran. »Müssen wir unsere Zeit mit dem geistlosen Geschwätz eines Unholds verschwenden?« Den entrüsteten Mienen einiger Offiziere war anzusehen, dass sie die Meinung des Zauberers teilten. Farawyn jedoch ließ sich nicht beirren.
»Rambok ist nur aus einem Grund hier - um uns dabei zu helfen, unseren Feind besser zu verstehen. Und ich teile seine Ansicht. Vielleicht ist der Angriff auf Tirgas Dun tatsächlich nur ein Ablenkungsmanöver, und der
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