Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
senkte den Blick. »Ich fürchte nur, dass unsere Männer nicht mehr rechtzeitig eintreffen werden.«
»Das steht zu befürchten«, pflichtete Farawyn bei, »immerhin werden Eure Legionäre selbst bei günstigsten Marschbedingungen fünf Tage brauchen, bis sie Tirgas Lan erreichen. In Anbetracht des bevorstehenden Wintereinbruchs könnten es sogar noch mehr werden.«
»Was ist mit der Kristallpforte?«, erkundigte sich Fürst Narwan. »Könnte man nicht...?«
»Die nächste erreichbare Pforte befindet sich in Tirgas Dun«, gab Farawyn zu bedenken. »Sie aufzusuchen würde beinahe ebenso viel Zeit benötigen, wie auf direktem Wege zurück nach Tirgas Lan zu marschieren. Zudem wissen wir, dass der Dunkelelf die Wirkung der Schlundverbindungen beeinflussen kann. Wenn wir sichergehen wollen, bleibt also nur der Landweg. Der Feind hingegen ist uns um eine Nacht voraus, und der Dunkelelf wird seine Krieger zum Äußersten antreiben. Während Eure Männer gerade einen Gewaltmarsch hinter sich haben und entsprechend erschöpft sein werden, sind Margoks Kreaturen ausgeruht, und die Gier nach Blut verleiht ihnen noch zusätzliche Kräfte. Meiner Einschätzung nach kann ihre Vorhut Tirgas Lan bereits in vier Tagen erreicht haben.«
»Dann werden wir kämpfen müssen«, folgerte der König grimmig. Er ballte die filigranen, im Lautenspiel geschulten Hände zu Fäusten und stützte sich damit auf die Tischplatte. »Entsendet augenblicklich Boten in alle Himmelsrichtungen. Sagt den Kommandanten meiner Legionen ...«
»Eure Legionen sind allesamt in Kämpfe an den Grenzen verstrickt, Hoheit«, brachte General Irgon in Erinnerung. »Wenn wir sie von dort abziehen, riskieren wir, dass der Damm unserer Verteidigung bricht - dann wäre Tirgas Lan ohnehin zum Untergang verurteilt.«
»Aber es muss doch noch jemanden geben, der uns in unserem Kampf unterstützen kann!« Ein Hauch von Verzweiflung schwang in Elidors Stimme mit; Hilfe suchend schaute er sich um, bis sein Blick an Prinz Runan haften blieb. »Mein Freund, ich weiß, dass ich Euch schon zu viel abverlangt habe, aber in dieser unserer dunkelsten Stunde ...«
»Das Volk der Steine versteht Eure Not, und ich bin sicher, dass Euch mein Vater seine Unterstützung nicht verweigern wird«, versicherte der Zwerg ohne Zögern und schlug sich mit der Pranke vor die ledergepanzerte Brust. »Aber auch die wackersten Äxte vermögen nichts gegen eine erdrückende Übermacht, zumal unsere Reihen bereits geschwächt sind.«
»Rettung kann nur die Erste Legion bringen, Hoheit«, war Farawyn überzeugt, »deshalb müssen wir um jeden Preis durchhalten, bis sie in Tirgas Lan eintrifft. Es ist ein verzweifelter Kampf um das Überleben, denn wenn die Hauptstadt fällt, fällt auch das Reich. Nun«, fügte der Zauberer mit unheilvoller Stimme hinzu, »geht es um alles.«
Elidor nickte. Für einen Moment hatte es den Anschein, als breche der junge König in Panik aus, aber dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und blickte dem Schicksal gefasst ins Auge. »Werdet Ihr bei uns bleiben?«, wandte er sich fragend an Farawyn.
»Ja, mein König«, erwiderte der Älteste ohne Zögern. »Wir sind gekommen, um Euch im Kampf gegen die Dunkelheit beizustehen; ob in Tirgas Dun oder hier, ist nicht von Bedeutung.«
»Ich danke Euch, nahad«, entgegnete der König und verbeugte sich tief. Dann wandte er sich seinen Generälen zu, um die Verteidigungsvorbereitungen zu treffen, während Farawyn zu Cysguran blickte.
»Auf ein Wort, Bruder«, raunte er ihm halblaut zu.
»Was wollt Ihr? Habt Ihr noch nicht alles erreicht? Die Welt versinkt in Blut und Chaos, seid Ihr nun zufrieden?«
Farawyn überhörte den Vorwurf, der fraglos nackter Furcht geschuldet war. »Was, so frage ich Euch, ist zuerst da gewesen«, flüsterte er statt einer geharnischten Erwiderung seinem Rivalen zu, »der Vogel oder das Ei?«
»Was soll das heißen?« Cysguran starrte ihn fassungslos an. »Findet Ihr den Zeitpunkt nicht reichlich unpassend für einen dialektischen Diskurs?«
»Ganz im Gegenteil«, widersprach der Älteste und wurde deutlicher: »Die Frage, die sich stellt ist, ob der Dunkelelf von Anfang an vorhatte, Tirgas Lan anzugreifen, oder ob er sich erst dafür entschieden hat, nachdem er vom Abrücken der Königslegion erfuhr.«
»Wie?« Cysgurans hohe Stirn legte sich in Falten. »Aber gerade sagtet Ihr doch, dass ...«
»Ich weiß, was ich gesagt habe, Bruder«, versicherte Farawyn, »aber als Weise ist es
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