Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
der Wand klappen ließ, sondern saß aufrecht auf dem Boden. Und obschon er die Augen geschlossen hatte, bezweifelte Granock, dass er schlief ...
»Ardghal?«
Die Art und Weise, wie der Elf die Augen aufschlug, verriet Granock, dass seine Vermutung richtig gewesen war. Er nahm aber auch nicht an, dass der Verräter meditiert hatte, wie Zauberer es zu tun pflegten, um Körper und Geist zu erfrischen. Wahrscheinlich hatte Ardghal die Stille der Nacht nur dazu genutzt, um über weitere Intrigen nachzudenken, die er zu spinnen gedachte ...
»Meister Lhurian«, sagte er in unverhohlenem Spott. Dass ein Mensch den Grad eines Zaubermeisters erlangt haben sollte, schien er noch immer absurd zu finden. »Was kann ich zu dieser nächtlichen Stunde für Euch tun?«
»Erspart mir Euer falsches Geschwätz«, knurrte Granock barsch. »Beantwortet mir lieber meine Fragen.«
»Bitte sehr«, entgegnete der Elf mit müdem Lächeln. »Wie es aussieht, bin ich wohl nicht in der Lage, Euch dieses Ansinnen abzuschlagen, nicht wahr?«
Granock rieb sich das Kinn. Noch einmal überlegte er, ob er es tatsächlich tun sollte, dann endlich überwand er sich: »Als ich am Nachmittag bei Euch war, da sagtet Ihr etwas.«
Ardghal zuckte mit den schmalen Schultern. »Ich habe viel gesagt. Etwas präziser werdet Ihr schon werden müssen, fürchte ich.«
»Ihr sagtet, dass auch Yrena ihre eigenen Pläne verfolge«, stieß Granock hervor.
»Ach?« Er hob die Brauen. »Habt Ihr es inzwischen auch schon erkannt? Hat sie Euch Eure Reize etwa ebenso bereitwillig offeriert wie mir?« Granock schluckte sichtbar, was Ardghal auflachen ließ. »Ich nehme an, das heißt ja«, meinte der Elf mit einem Grinsen, für das Granock ihm am liebsten die Nase gebrochen hätte.
War das möglich? Hatte Yrena auch den Elfen zu betören versucht? Oder behauptete er dies nur, um seinen Rivalen zu provozieren? Granock wusste es nicht, und ihm war auch klar, dass er die Wahrheit nicht aus dem Verräter herausbekommen würde. Ardghal mochte keine Zauberkraft besitzen und hinter Gittern gefangen sein - dennoch hatte Granock das Gefühl, dass der Elf ihm überlegen war, und das ärgerte ihn.
»Und?«, hakte Ardghal nach. »Hat Yrena von Euch bekommen, was sie wollte?«
»Was zwischen der Fürstin und mir ist, geht Euch einen Dreck an«, beschied Granock ihm grob. »Sagt mir lieber, was Ihr gemeint habt, als Ihr heute vom Ende Eurer Reise spracht. Ihr sagtet, der einzige Wunsch, den Ihr noch hättet, wäre es, zurück nach Hause zu gelangen...«
»Das ist wahr.«
»Wo ist dieses Zuhause? Und ich rate Euch, Mann, keine Spiele mit mir zu treiben!«
»Wo mein Zuhause ist, wollt Ihr wissen?« Ardghal erhob sich und trat zu ihm an das Gitter. Selbst in dem abgerissenen Häftlingsgewand, das er trug, strahlte er Würde und eine gefährliche Gerissenheit aus, fast wie ein Raubtier, das gefangen war. Granock wusste, dass er sich vorsehen musste. »Natürlich dort, wo das Zuhause aller Söhne von Sigwyn zu suchen ist - an den Fernen Gestaden!«
Granock tat einen tiefen Zug von der feuchten, nach Moder riechenden Kerkerluft.
Genau diese Antwort hatte er insgeheim erwartet.
»Wenn ich diesen Schlüssel nähme«, erwiderte er, den Bund hochhaltend, den er dem Kerkermeister abgenommen hatte, »und Euch aus dieser Zelle befreite - wäret Ihr dann bereit, mich mitzunehmen?«
»Wohin?«, fragte Ardghal.
»Nach Hause«, antwortete Granock nur.
Der Elf schaute ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Ist das Euer Ernst? Genügt es Euch denn nicht, dass Ihr Euch an den Geheimnissen der Weisen vergriffen habt? Ihr seid schließlich nur ein Mensch...«
»Ich bin es nicht, der hinter diesen Gitterstäben gefangen ist, Fürst«, knurrte Granock, der nicht in der Stimmung war, sich verhöhnen zu lassen. »Willigt ein oder lasst es bleiben, aber entscheidet Euch verdammt noch mal schnell.«
Ardghal sah ihn unverwandt an. »Ihr wollt also nach den Fernen Gestaden reisen?«
»Ganz recht.«
»Um was zu tun?«
»Das geht Euch nichts an. Ich habe meine Gründe, das muss Euch genügen.«
»Und wenn es das nicht tut?«
»Dann werdet Ihr in dieser elenden Zelle versauern, bis ich zurückkomme, um Euch nach Tirgas Lan zu schleifen und an König Elidor zu übergeben«, versprach Granock.
»Weiß die Fürstin von Eurem Vorhaben?«
»Auch das geht Euch nichts an.«
»Sie weiß es also nicht.« Ardghal nickte wissend. »Das dachte ich mir. Was wird sie wohl sagen, wenn sie
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