Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
Gerade so, als ob sie nur eine Täuschung gewesen wären und sich plötzlich aufgelöst hätten.
Was war geschehen?
Helnor, einer jener Krieger, die durch den Kristallschlund gekommen waren, wurde von Statthalter Párnas beauftragt, Nachforschungen über den Verbleib der Schiffe anzustellen.
An Bord eines Nachens, der von sechs Ruderern angetrieben wurde, fuhr er hinaus auf die See, die an diesem Morgen glatt schien wie geschliffenes Glas. Nebelschwaden zogen von Südosten heran, die diesmal jedoch natürlichen Ursprungs zu sein schienen, und fast lautlos glitt der Nachen auf jene Stelle zu, wo sich die feindliche Flotte befunden hatte.
Angst bemächtigte sich der Ruderer, die am liebsten umkehren wollten, und es war die Spitze von Helnors Schwert, die sie eines Besseren belehrte. Unbeirrt trieb der Krieger die Furchtsamen an, bis sie schließlich auf die Schiffe des Feindes stießen - oder besser das, was von ihnen geblieben war.
Die Nebelschleier teilten sich, und grob gezimmerte Flöße wurden sichtbar, nicht nur ein paar wenige, sondern Hunderte. Zusammengebunden, damit die Strömung sie nicht auseinandertrieb, schwammen sie im Wasser und trugen hohe Masten, an denen die Überreste abgebrannter Fackeln befestigt waren.
In diesem Augenblick begriff Helnor, des Galdors Sohn, dass sie alle getäuscht worden waren.
18. TROBWYN DORWA
Das Wiedersehen zwischen dem Elfenkönig und dem Seher verlief herzlich, aber ohne Überschwang, denn dazu bestand kein Anlass.
Hatte Farawyn in Tirgas Lan noch vor einigen Jahren als Unruhestifter und potenzieller Gegner gegolten, was vor allem dem Einfluss Fürst Ardghals zuzuschreiben gewesen war, war er für viele am Hof und in den Straßen der Stadt inzwischen etwas wie ein Symbol des Widerstands gegen den Dunkelelfen geworden. König Elidor im Gegenzug hatten viele - und nicht zuletzt Farawyn - für einen weltfremden Träumer gehalten, der bereitwillig alles tat, was seine Berater ihm einredeten. Aber auch dies hatte sich seit der schicksalhaften Schlacht im Flusstal grundlegend gewandelt.
Als der Elfenkönig und der Älteste von Shakara im Thronsaal von Tirgas Lan zusammentrafen und sich zur Begrüßung die Hände reichten, erneuerten sie damit auch das Bündnis, das vor vier Jahren geschlossen worden war.
Das Bündnis zwischen Macht und Magie.
Jugend und Alter.
Kraft und Weisheit.
Die Nachricht, dass nicht nur Farawyn selbst dem Ruf des Königs folgen und nach Tirgas Lan kommen würde, sondern auch knapp zweihundert Zaubermeister, Eingeweihte und Aspiranten, die alle helfen würden, die Südgrenze des Reiches zu verteidigen, hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, und nach den anfänglichen Schrecken schöpften nicht nur der König, sondern auch viele seiner Getreuen wieder Hoffnung.
Sie verloren keine Zeit mit dem Austausch von Höflichkeiten. Nachdem sie ein paar Worte miteinander gewechselt hatten, bat Farawyn den König, ihm die gegenwärtige militärische Lage zu schildern, und sie versammelten sich um den großen Kartentisch: Auf der einen Seite Elidor und seine Generäle und Berater, auf der anderen Farawyn und diejenigen Zauberer, die nach Tirgas Lan gekommen waren und dem Hohen Rat angehörten. Darüber hinaus nahm Rambok der Ork an der Unterredung teil - jener Unhold, der bei den dramatischen Ereignissen im Tempel Margoks eine wichtige Rolle gespielt hatte und seither bei den Zauberern Asyl genoss. Auch wenn längst nicht alle Weise Shakaras ihm dieses Privileg gerne zugestanden ...
»Wie Ihr sehen könnt, ehrwürdiger Farawyn«, erklärte General Irgon, Elidors oberster Feldherr, »befinden wir uns in der Tat in einer heiklen Situation: Von Westen her greifen die Orks mit unverminderter Härte an, während die Ostlande nach wie vor in Aufruhr sind. Zwar verhalten sich einige Städte der Menschen neutral, andere aber haben sich zusammen mit den Hügelclans Margok angeschlossen und halten unsere Besatzungsmacht im Osten in Atem. Wir haben in unseren Freunden aus dem Zwergenreich wertvolle und treue Verbündete« - damit nickte er dem Zwerg zu, der in voller Rüstung neben ihm stand und den man Farawyn als Prinz Runan vorgestellt hatte, einen der zwölf Söhne des Zwergenkönigs -, »doch vermögen auch sie die Wildheit der Menschen nicht gänzlich in Zaum zu halten, sodass unsere Kämpfer auch hier gebunden sind und ständig in Scharmützel verwickelt werden.«
»Hm«, machte Farawyn und zog damit die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich.
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