Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
eigentliche Vorstoß erfolgt an anderer Stelle.«
»Oder wir sollen genau das denken«, hielt Cysguran dagegen. »Vielleicht will uns der Dunkelelf ja auch zu falschen Schlüssen verleiten, und dieser da« - er deutete anklagend auf Rambok, der darüber noch ein Stück kleiner zu werden schien -, »ist ihm ein willkommenes Werkzeug.«
»Rambok ist auf meinen Wunsch hier«, stellte Farawyn klar. »Er hat wiederholt bewiesen, auf wessen Seite er steht.«
»Allerdings - auf seiner eigenen. Hätte er die Gelegenheit, sich selbst zu retten, indem er uns alle verrät, würde er keinen Augenblick zögern, es zu tun.«
»Auch viele Elfen würden sich so verhalten, Rat Cysguran«, meinte Farawyn. »Oder muss ich Euch daran erinnern, wie schwach der Geist mitunter ist?«
»Was soll all das Gerede?«, platzte General Irgon dazwischen. »Verzeiht, ehrwürdige Meister! Ich weiß, dass sich die Weisen von Shakara darin gefallen, die Dinge lange und von allen Seiten zu betrachten. In diesem Fall allerdings war und ist rasches Handeln erforderlich.«
»Das bezweifeln wir nicht«, versicherte Farawyn. »Dennoch muss es unser vorrangigstes Ziel sein, die Pläne des Dunkelelfen zu durchschauen. Andernfalls werden wir nichts weiter sein als ...«
Der Älteste unterbrach sich, als ein junger Offizier im Harnisch der königlichen Garde den Thronsaal betrat, zu General Irgon eilte und ihm einige Worte ins Ohr flüsterte. Irgons Reaktion war deutlich zu entnehmen, dass es keine guten Nachrichten waren. Seine Gesichtszüge versteinerten, sein Blick wurde leer.
»General, was ist mit Euch?«, wollte Elidor wissen.
»Majestät, wir haben soeben Nachricht aus Tirgas Dun erhalten«, antwortete Irgon mit tonloser Stimme. »Die feindliche Flotte ...«
»Was ist mit ihr? Hat sie angegriffen?«
»Nein, Hoheit. Sie ist über Nacht abgezogen.«
»Was?« Ein Aufschrei des Erstaunens ging am Tisch reihum.
»Bei Sonnenaufgang waren die Schiffe verschwunden«, bekräftigte der General.
»Aber ... wie ist das möglich?«
»Die feindlichen Galeeren hatten Fackeln an Bord, die die ganze Nacht über brannten und ihre Position markierten. Erst bei Tagesanbruch stellte sich heraus...«
»... dass es Attrappen waren«, brachte Farawyn den Satz schnaubend zu Ende.
»Woher wisst Ihr ...?«
»Ich beginne allmählich, Margoks Täuschungen zu durchschauen«, entgegnete der Zauberer düster. »Bedauerlicherweise wieder einmal zu spät.«
»Aber was hat das zu bedeuten?«, fragte Caia. »Wohin sind all diese Schiffe verschwunden?«
»Ist das nicht offensichtlich?« Farawyn deutete auf die Karte. »Ich denke, sie sind in westlicher Richtung abgezogen.«
»Mit welchem Ziel?«
»Dem Gylafon«, entgegnete der Älteste von Shakara und deutete auf die Stelle, wo der westliche Ausläufer des Grenzflusses ins Meer mündete. »Wenn sie den Fluss hinauffahren, gelangen sie geradewegs ...«
»... nach Trowna, wo sie sich mit den übrigen Ork-Truppen vereinen können«, ergänzte Elidor atemlos.
»Nicht nur das«, erwiderte Farawyn und deutete auf jenen Bereich der Karte, der das Gebiet nördlich von Thurwyns Revier abbildete. »Ich vermute, dass sie ihre großen Schiffe an dieser Stelle aufgeben und kleinere Boote besetzen werden, um die Nebenflüsse hinaufzufahren.«
»Die Nebenflüsse?«, hakte Elidor flüsternd nach, »aber das bringt sie ja in die Reichweite von ...«
»... Tirgas Lan«, vervollständigte Farawyn, »und ich nehme an, dass es genau das ist, was der Dunkelelf bezweckt hat.«
»Aber das ergibt keinen Sinn«, wandte General Irgon ein. »Margok hatte alle Mittel, um Tirgas Dun anzugreifen und zu zerstören. Warum hat er es nicht getan?«
»Weil er wollte, dass man das Heer des Bösen kommen sieht«, antwortete Farawyn tonlos, der den Plan des Dunkelelfen nun ausgebreitet vor sich sah. »Auf diese Weise machte er Panik und Furcht zu seinen Verbündeten. In seinem Auftrag sorgten sie dafür, dass die Königslegion aus Trowna abgezogen und nach Tirgas Dun geschickt wurde ...«
»... und so ist Tirgas Lan nun ohne Schutz«, folgerte Elidor, dessen Gesicht leichenblass geworden war. »Wir sind in eine Falle gelockt worden!«
»Ja, Majestät«, bestätigte Farawyn leise. »Ich fürchte, so ist es.«
Einen Augenblick starrte Elidor blicklos vor sich hin. Dann wandte er sich an Irgon: »General, senden Sie sofort eine Nachricht an die Erste Legion! Sie soll umgehend nach Tirgas Lan beordert werden.«
»Jawohl, mein König.« Der Offizier
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