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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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und alle Bemühungen, ihn zu entlarven, waren ergebnislos geblieben. Bis heute ...
    »Nicht viel hätte gefehlt«, murmelte Farawyn leise, der nicht fassen konnte, dass ihm die Gelegenheit entgangen war. »Nicht viel, und ich hätte sein Gesicht gesehen ...«
    »Von wem sprecht Ihr, Bruder?«
    »Ich spreche von ...« Farawyn verstummte. Erst jetzt kam er vollends zu sich, und entsprechend verwundert war er über Cysgurans Anwesenheit. »Was tut Ihr hier, Bruder?«, wollte er wissen. »Wo ist Argyll?«
    »Wo Euer Koboldsdiener ist, würde mich auch interessieren«, gestand Cysguran. »Als ich eintraf, war er nirgendwo zu sehen, und die Tür Eurer Kammer war unverschlossen.«
    »Unverschlossen?« Farawyn blickte verständnislos in Pachtung Tür. Er war sicher, den Riegel vorgelegt zu haben - kein gewöhnliches Schloss, sondern ein calo-huth, der selbst übernatürlichen Angriffen zu trotzen verstand. Doch der Riegel war offen, ebenso wie die Tür - wie war das möglich?
    »Ihr tätet gut daran, Euch einen neuen Diener zu wählen«, war Cysguran überzeugt. »Argyll mag einst ein nützlicher Helfer gewesen sein, aber er ist alt geworden, und sein Gedächtnis ist ebenso welk wie die Blütenkappe auf seinem Kopf.«
    Farawyn erwiderte nichts darauf. Es stimmte, sein Diener hatte an seiner Art gemessen ein gesegnetes Alter erreicht, andererseits hatte er ihm noch nie Anlass zur Unzufriedenheit gegeben. Im Gegenteil hatte er sogar dringend ersucht, ihn nach Tirgas Lan begleiten zu dürfen und nicht wie die meisten anderen Koboldsdiener in Shakara zu bleiben ...
    »Ich werde mich zu gegebener Zeit darum kümmern«, entschied der Älteste, der nur sein Untergewand trug, dennoch aber die ganze Würde seines Amtes ausstrahlte. Sein Blick, der inzwischen ganz im Hier und Jetzt angekommen war, richtete sich auf Cysguran.
    »Was führt Euch zu mir, Bruder?«
    »Nichts weiter«, versicherte der andere. »Eigentlich wollte ich Euch nur etwas ausrichten lassen, aber dann fand ich Eure Kammer unverschlossen und ...«
    »Was wolltet Ihr mir ausrichten lassen?«
    »Dass die letzte Welle von Zauberern durch die Kristallpforte gekommen ist. Nunmehr ist die Ordensburg fast vollständig geräumt. Nur noch drei Meister, einige unerfahrene Novizen und die Kobolde befinden sich dort.«
    »Gut.« Farawyn nickte. »Bruder«, sagte er dann, »ich weiß, dass Ihr mit meiner Entscheidung noch immer nicht einverstanden seid, aber...«
    »Wie heißt es in den Abhandlungen Royans? >Zeit ist die unbegreiflichste aller Kräfte. Sie vermag mehr zu bewegen als selbst der mächtigste Wind und macht bisweilen selbst Narren weise.< Ich fürchte, Bruder«, fügte Cysguran halblaut hinzu, »dass ich ein solcher Narr gewesen bin.«
    »Inwiefern?«
    »Indem ich nicht sehen wollte, dass Ihr nur das Wohl des Reiches und das Überleben unseres Volks im Sinn habt«, gab Farawyns einst so scharfzüngiger Gegner zur Antwort. »Und indem ich nicht erkannte, dass mächtige Zauberer in diesen unruhigen Zeiten zusammenstehen müssen«, fügte er hinzu und deutete eine Verbeugung an. »Wollt Ihr mir meine Engstirnigkeit verzeihen, Bruder?«
    »Ich kann nicht verzeihen, wo nichts zu verzeihen ist, mein Freund«, entgegnete Farawyn ohne Zögern und reichte ihm die Hand - eine menschliche Geste freilich, die ihm jedoch nicht zuletzt durch seinen Schüler Granock selbstverständlich geworden war. Cysguran ergriff sie, und während sie einander tief in die Augen blickten, begruben die beiden Zauberer ihre Feindschaft.
    »Wollt Ihr mir nun verraten, was Euch vorhin widerfuhr?«, erkundigte sich Cysguran schließlich.
    »Ich hatte eine Vision«, erklärte Farawyn.
    »Wovon? Den Ausgang des Krieges?«
    »Das will ich nicht hoffen«, erwiderte der Älteste ausweichend, wobei ihm wieder das Bild des in Scherben sinkenden Palastes vor Augen stand. Die Natur seiner Visionen bedingte es, dass sie ihm eine mögliche Version der Zukunft zeigten. Was er gesehen hatte, würde sich vielleicht bewahrheiten, vielleicht auch nicht. Es hing von den Entscheidungen ab, die getroffen wurden, und Farawyn hoffte, dass er richtig entscheiden würde - oder würde er die Katastrophe durch sein Zutun erst in Gang setzen? Es war dieser Zwiespalt, der seine Gabe zur Bürde machte. Aber er hatte gelernt, damit zu leben.
    »Was habt Ihr dann gesehen?«, drängte Cysguran. »Bitte, Bruder, lasst mich teilhaben an Eurem Wissen!«
    »Es ist kein Wissen«, verbesserte Farawyn, »nur eine Ahnung von dem, was

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