Die zauberhafte Tierhandlung, Band 03: Lotte und das Einhorn (German Edition)
Ungewöhnliche parat, das passierte. Sie war genau wie die nichtmagischen Menschen, die in den Laden kamen – ihre Augen schienen über alles Seltsame hinwegzugleiten.
»Es tut mir leid, Lotte«, sagte Sofie liebevoll und stupste sie am Arm. »Ich weiß, wie sehr du diese Geheimniskrämerei um deinen Vater hasst. Ich schwöre, ich weiß nicht, was dein Onkel vor dir verbirgt.«
Lotte streichelte ihr sanft über den seidigen Kopf. »Ist schon gut, das weiß ich doch.« Sie schloss einen Moment die Augen und ließ Sofies tröstende Gedanken in ihren Kopf hinein. Sie kreisten beinah zu gleichen Teilen um ihre Schwäche für Pralinen und die Liebe, die sie für Lotte empfand.
»Sollen wir nach unten gehen?«, schlug Sofie vor. »Ich würde diesen Hamster gern richtig kennenlernen.« Sofie hatte das Gefühl, dass es ihre Pflicht war, jeden Neuankömmling im Laden einer Musterung zu unterziehen. Lotte überlegte, ob sie und George wohl gut miteinander auskommen würden. Sie schienen gleichermaßen dickköpfig, und Lotte konnte sich vorstellen, dass die beiden sich nicht würden ausstehen können.
Die Treppe führte direkt in den Verkaufsraum, und Lotte hörte eine vertraute Stimme, als sie die Stufen hinunterkamen. Mr Fieldfare war zurück. Er führte ein ernstes Gespräch mit Onkel Jack, während Mr Bucklebank von Käfig zu Käfig ging und mit den Mäusen zwitscherte.
»Es ist höchst sonderbar«, sagte Mr Fieldfare in diesem Moment besorgt. »Oh, hallo, Leah.«
Onkel Jack hob die Augenbrauen, aber Lotte zog ein »Ist doch egal«-Gesicht.
»Viele der Artefakte, die sie in ihrem Schaufenster ausstellt, bersten fast vor Macht. Was, wenn die falsche Person sie kauft? Er sieht wie einer dieser albernen Läden mit Kerzen und Kristallen aus, wo man sich sein persönliches astrologisches Diagramm zeichnen lassen kann, oder was sonst noch. Aber dieses Zeug ist viel gefährlicher. Ich kann mir nicht vorstellen, was der Besitzer sich dabei denkt.«
»Steht denn fest, dass es jemand ist, der weiß, was er da hat?«, fragte Onkel Jack grübelnd. »Könnte es nicht ein Versehen sein? Jemand, der all diese Dinge zufällig gesammelt hat?«
Mr Fieldfare schüttelte grimmig den Kopf. »Nein. Es ist eine Frau, und sie weiß genau, was sie tut. Diese Schaufenster sind so dekoriert, um die Vorbeigehenden anzulocken. Sie hat es auf Kontrolle abgesehen, Jack – ich weiß nicht, wieso. Vielleicht um der Kontrolle willen. Netherbridge ist eine geschäftige Stadt. Hunderte Menschen kommen jeden Tag an diesen Fenstern vorbei. Selbst wenn nur einer von ihnen stehen bleibt – stell dir vor, wie sehr sie demjenigen schaden könnte!«
Onkel Jack schüttelte voller Sorge den Kopf.
Mr Bucklebank bemerkte Lotte und lächelte. »Jemand hat einen Zauberladen eröffnet«, berichtete er mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme. Lotte konnte sich gut vorstellen, wie er die Menschen mit einem einzigen Wort verzauberte – seine Stimme summte vor Magie. »Louis ist sehr aufgebracht. Er glaubt, es wird das Gleichgewicht in eurer hübschen kleinen Stadt durcheinanderbringen.« Er strich einer Maus sanft mit dem Finger über den Kopf, und die Maus schloss selig die Augen. »Ich bin da nicht so sicher.«
»Sie denken, alles wird gut?«, fragte Lotte ängstlich.
Mr Bucklebank sah zu ihr hinunter. Er war wirklich extrem groß. »Nein. Nicht unbedingt. Aber manchmal sollten die Dinge aus dem Gleichgewicht geraten, meinst du nicht? Das Leben wäre sonst ziemlich langweilig.« Er kitzelte die Maus unterm Kinn, sie fiel mit in die Luft gereckten Pfötchen auf den Rücken, dann richtete sie sich kichernd wieder auf. Sofie schnaubte abfällig. Mr Bucklebank gluckste. »Gleichgewicht, Lotte«, sagte er. »Manchmal macht Umfallen richtig Spaß.«
Lotte sah ihn zweifelnd an, aber er kitzelte schon wieder die Maus und schien ihre Unterhaltung für beendet zu halten. Lotte war sich wegen der Sache mit dem Gleichgewicht nicht so sicher. Als jemand, der vor ein paar Monaten selbst noch Tränen gelacht hätte, wenn man ihr erzählt hätte, dass sie in einer magischen Tierhandlung leben würde, wagte sie sich nicht auszumalen, was geschehen würde, wenn die gesamte Stadt plötzlich herausfände, dass Magie tatsächlich existierte. Der einzige Mensch, dem sie davon erzählt hatte, war Ruby, und das war schwer genug gewesen. Sie vertraute Ruby. Wie würden Zara und ihre Bande auf die Neuigkeit reagieren?
»Lotte, mach dir keine Sorgen.« Obwohl Onkel Jack selbst
Weitere Kostenlose Bücher