Die zauberhafte Tierhandlung Bd. 4 - Lotte und das Kaninchen-Wunder
der Lage sein würde, George zu überhören, wenn er begann, ihr einen Vortrag über gute Manieren und Hamsterhygiene zu halten. Insbesondere wenn er seine dröhnende Feldmarschallstimme einsetzte.
»Ich weiß.« Ihre Mutter seufzte traurig. »Ich hatte wahrscheinlich unrecht, Lotte. Es tut mir leid. Als ich dich hier mit all diesen Tieren erlebt habe, ist mir klar geworden, dass es unfair war, dir kein Haustier zu erlauben. Wir werden in Ruhe darüber nachdenken, wenn wir wieder in unsere Wohnung zurückkehren.«
Lotte warf ihr einen raschen Blick zu. Wenn, nicht falls!
Sofie starrte Lotte mit riesigen, sorgenvollen dunklen Augen an.
Keine Bange , versprach Lotte ihr. Ich werde dich nicht hier zurücklassen, egal, was sie sagt. Und so wie ich das sehe, sind es bis dahin noch Ewigkeiten. Mum hat nicht erwähnt, dass ihr Job in Paris sich dem Ende zuneigt.
Sofie nickte kaum merklich, den Blick auf Lottes Mum gerichtet. Sie aß ihre Nudeln nicht auf.
»Dad, was ich dich noch fragen wollte«, warf Danny ein. »Was hast du um die Mittagszeit in Broadford gemacht? War es eine Lieferung? Ich habe gewunken, aber du hast mich nicht gesehen.«
Broadford war die nächstgelegene Stadt, sie war etwas größer als Netherbridge, und die weiterführende Schule befand sich dort.
Onkel Jack sah Danny verwundert an. »Broadford? Nein, ich war den ganzen Tag nicht dort. Ich wusste, dass Isobel kommt und sie darauf angewiesen ist, dass ich sie vom Bahnhof abhole.«
Danny schien verwirrt. Er blickte über die Schulter zu Septimus zurück, der wieder in seiner Kapuze saß (Lottes Mum war er noch nicht aufgefallen, Gott sei Dank. Lotte war sicher, dass sie nicht allzu gut auf Ratten reagieren würde). Lotte sah Septimus nicken. »Er sah genau aus wie du, Dad«, beharrte Danny. Dann grinste er plötzlich. »Hast du mir ein Geburtstagsgeschenk gekauft?«
Als sie sah, wie sich plötzlich Panik auf Onkel Jacks Gesicht breitmachte, war Lotte überzeugt, dass er Dannys Geburtstag komplett vergessen hatte. Er machte sich sogar mit einem Stift eine diskrete Notiz auf dem Handrücken.
Danny wirkte, als bekäme er es mit der Angst zu tun. »Hast du die Zeitschrift gesehen, die ich habe rumliegen lassen, damit du sie findest?«, fragte er. »Ich habe die Spiele eingekreist, die ich gern hätte. Du hast doch die Richtigen besorgt, oder Dad? Ich will nicht noch eines mit rosa und lila Ponys, bitte …«
»Ich fand, dieses Spiel sah richtig nett aus«, brummte sein Vater unhörbar. »Ich werde die Zeitschrift finden, Daniel. Aber ich war das nicht in Broadford. Frag deine Tante. Ich habe sie um die Mittagszeit herum vom Bahnhof abgeholt.«
Isobel nickte. »Das hat er wirklich, Danny.«
Danny runzelte die Augenbrauen. »Wow. Ich hätte schwören können, dass du es warst, Dad. Obwohl du eine komische gelbe Jacke anhattest. Merkwürdig.«
Die Hintertür ging auf, und Ariadne kam herein, die Stirn in Falten gelegt. Sie sah zweimal hin, als sie Onkel Jack entdeckte, und die Falten auf ihrer Stirn vertieften sich. »Jack, etwas Merkwürdiges – oh, hallo, Isobel, wie schön, dich zu sehen! – Jack, ich habe gerade dich – oder jemanden, der dir so ähnlich sah, dass ich geschworen hätte, du seiest es – die Straße entlang Richtung Netherbridge Hill gehen sehen. Ich habe hinter dir hergerufen, doch du schienst mich einfach nicht zu hören. Und dann warst du plötzlich verschwunden, und da war ein …« Sie verstummte und hob die Hand zum Mund, um nervös an ihren Fingerspitzen zu knabbern, als habe sie etwas sagen wollen, es sich dann aber anders überlegt.
Lotte betrachtete sie mit wild klopfendem Herzen. Ihr schwindelte. Sie war beinahe sicher, dass Ariadne hatte sagen wollen, sie habe ein Einhorn gesehen.
Lotte und ihre Mutter gingen am nächsten Morgen mit Sofie spazieren. Ruby würde später zum Mittagessen in die Tierhandlung kommen, was sich seltsam anfühlte, weil Lotte sie inzwischen so gut kannte, dass es schien, als müsse ihre Mum sie längst einmal getroffen haben.
»Haben wir noch genug Zeit, in dem netten Café einen Kaffee zu trinken und ein Stück Kuchen zu essen?«, fragte Isobel Grace. »Ich weiß, es ist recht frisch, aber wir könnten mit Sofie draußen sitzen, oder?« Sie bückte sich, um Sofies Kopf zu streicheln. »Sie darf einen Espresso haben. Den hat sie am liebsten, nicht wahr?«
Sofie blieb wie angewurzelt stehen und guckte verblüfft zu ihr hoch, und Lottes Mutter erwiderte den Blick. »Mein Gott, sie
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