Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Zauberquelle

Titel: Die Zauberquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
Vom Netzwerk:
Gilbert, worauf gründet sich der Anspruch des Advokaten?«
    »Auf eine Schenkungsurkunde, die kürzlich in einer Truhe bei den Augustinern von Wymondley entdeckt wurde.«
    »Wymondley? Wo liegt das hinsichtlich Brokesford?«
    »Seine Ländereien grenzen am allerhintersten Zipfel an das Stück Land, das der Advokat beansprucht.« Gilbert klang zynisch. Malachi schüttelte den Kopf und machte »tsss, tsss«.
    »Eine Fälschung, das ist doch sonnenklar«, antwortete er. »Ich verwette mein Bargeld, daß er mit den Mönchen im Kloster unter einer Decke steckt. Die bekommen gewißlich ein hübsches Sümmchen von dem Geld aus dem Verkauf der Bäume. Ständige Gebete, eine Votivkapelle, was auch immer. Auf diese Weise kommen alle in den Himmel. Und die scheinbar legale Schenkungsurkunde läßt den Richter vollkommen ehrlich erscheinen – oder sogar auch sein–, wenn er das Urteil fällt. Die zwanzig Goldflorin beschleunigen nur den Gang der Gerechtigkeit.«
    »Ich habe gedacht, du könntest etwas herstellen, was wir den Lombarden als Sicherheit anbieten – wie die Smaragde oder die goldenen Ringe, die du nach Frankreich mitgenommen hast«, sagte ich.
    »Margaret, viele Jahre trüber Erfahrungen, zu denen auch die Flucht aus den größten Städten Europas gehört, haben mich schließlich belehrt, daß man auf keinen Fall das eigene Nest beschmutzen darf. Innerhalb Londons mache ich keinen Gebrauch von meinen Fertigkeiten. Nein, meine Künste muß ich mir für die guten, aber undankbaren Seelen auf dem Lande oder in der Fremde aufheben. Wir dürfen nicht riskieren, daß die von den Lombarden verwahrten Smaragde in ihren Urzustand zurückkehren.«
    »Ach«, sagte ich ungemein enttäuscht.
    »Mach kein so betrübtes Gesicht, Margaret, mir fällt gerade etwas Besseres ein.« Er nahm sich das letzte Stück des gebähten gewürzten Brotes und spülte es mit einem großen Schluck Ale hinunter. Dann pochte er an seine Schläfe, um sein Hirn zu lockern und erneut in Gang zu setzen. »Dank deiner einfallsreichen Küche, Margaret, ist mein Hirn jetzt wieder voll einsatzfähig. Also, Gilbert, wenn du deinen Vater hierherschaffst – laß jedoch diesen Einfaltspinsel, deinen Bruder, daheim, den brauchen wir später–, bringst du unbedingt von dem ausgezeichneten Braunbier mit, das Margaret braut. Von dem guten, das du oben unter dem Bett verwahrst. Mein Hirn muß mächtig angeheizt werden, sonst bin ich nicht imstande, deinem tölpelhaften Vater meinen unendlich feinsinnigen Plan auseinanderzusetzen, der bis in alle Einzelheiten durchdacht sein muß, bis in alle Einzelheiten! Und ich möchte nicht, daß er ihn ruiniert.«

Kapitel 11
    D er Sieur de Vilers und Burgherr von Brokesford blickte sich voller Abscheu um. Nichts auf der Welt als dunkle Geschäfte hätte vermocht, ihn in diese üble Gegend von Cornhill zu locken, noch dazu in die Höhle eines irren Alchimisten. Schlimmer noch, er war nicht beritten, sondern zu Fuß, und das bedeutete für ihn einen beinahe unerträglichen Verlust an Würde. Er, der selbst auf seinen eigenen Ländereien keine zwanzig Schritte zu Fuß ging und auf den immer ein Pferd und ein Stallbursche warteten, mußte sich in einen alten Mantel hüllen, den ihm sein unbegreiflicher jüngerer Sohn für einen Besuch in einer Gasse namens St. Katherine's Alley zur Verfügung stellte, in der sich die Schweine suhlten und über seinem Kopf die Wäsche flatterte und entlaufene Bauern, statt ehrlicher Arbeit nachzugehen, mit Freiheiten prahlten, die sie durch die Flucht in die Stadt erlangt hatten. Es war ärgerlich, Befehle von Gilbert entgegennehmen zu müssen, und das, noch ehe sie das Haus verlassen hatten.
    »Kein Schwert, Vater, es würde Euch verraten.«
    »Kein Schwert? Wofür hältst du mich?«
    »Es geht nicht darum, wofür ich Euch halte, sondern wofür Euch die Leute auf der Straße halten. Ihr könnt nicht hoch zu Roß und bis an die Zähne gerüstet angeritten kommen und unbemerkt bleiben. Wir müssen unauffällig sein.«
    »Unauffälligkeit liegt mir nicht. Nur ein paar Knechte, meine besten Jagdhunde und Hugo – das ist ein sehr kleiner Trupp.«
    »Nicht klein genug. Keine Knechte, keine Hunde und kein Hugo. Das hat Bruder Malachi gesagt. Es gehört zum Plan.«
    »Warum nimmst du dann Margaret mit? Und ich sage, keine Frauen.«
    »Margaret brauchen wir. Das gehört auch zum Plan.« Der alte Lord überlegte kurz, ob er sich mit Gebrüll Gehorsam verschaffen sollte, doch dann dachte er an seine

Weitere Kostenlose Bücher