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Die Zauberquelle

Titel: Die Zauberquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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leuchteten ihm ein. Er musterte ihn eingehender. Die Augen standen weit auseinander. Das war bei Pferd oder Jagdhund ein Zeichen von Verstand. Beim Menschen auch. Der Klosterbruder hatte ein rosiges rundes Gesicht, und oben auf der Tonsur glänzten Schweißperlen und zeugten für einen denkenden Verstand. Aus irgendeinem Grund fühlte sich Sir Hubert dadurch getröstet. Vielleicht fällt dem Besitzer eines solchen Gesichtes ja doch etwas ein, dachte er. »Wie stehen meine Chancen?« fragte Sir Hubert.
    »So gut wie seine. Sir Hubert, es gibt nur eine Möglichkeit, eine gefälschte Schenkungsurkunde zu überbieten, nämlich mit einer anderen gefälschten Urkunde, nur daß die noch älter wirken muß. Viel, viel älter. Welch glücklicher Zufall, daß Ihr eine solche besitzt.«
    »Aber ich habe keine, und das wissen sie.«
    »Oh, die wird man entdecken. Wenn Ihr in der Kirche alte Briefe und Akten durchseht, werdet Ihr den Brief eines Vorfahren finden, der aus der Zeit vor Stephan und dem Zeitalter der Anarchie stammt. Von Sir Gaultier de Vilers.«
    »Einen Vorfahren dieses Namens habe ich, aber er hat keine Briefe hinterlassen.«
    »Jetzt sehr wohl. In diesem Brief beschreibt er, wie er ein paar wertvolle Dokumente vergraben hat, um sie in Sicherheit zu bringen, falls die Burg gestürmt werden sollte. Ich gehe davon aus, daß sich auf Euren Ländereien Ruinen befinden?«
    »Nicht viele, nur eine steinerne Eremitenklause unweit der Quelle.«
    »Mit Wissen um diesen Brief geht Ihr vor vielen Zeugen, darunter auch Euer unwissender und lauter Sohn Hugo, und schaufelt in den Ruinen, und dabei grabt Ihr eine uralte Schatulle aus. Wenn die Schatulle geöffnet wird, o Überraschung, enthält sie eine ebenso uralte Schenkungsurkunde. Urälter geht es gar nicht. Sie stammt von Ingolf dem Sachsen und überläßt Eurem Vorfahren Guillaume de Vilers und seinen Erben für alle Zeiten die mystische heilige Quelle der – wie war das noch? –, der heiligen Edburga, von den Einheimischen auch Hethras Weiher genannt, als Lohn dafür, daß er ihm das Leben gerettet hat oder so ähnlich. Dieser Guillaume könnte doch eine Sächsin geheiratet und sich hier angesiedelt haben, nachdem er mit Wilhelm dem Eroberer ins Land kam?«
    »Das hat er der Legende zufolge getan.«
    »Kennt Ihr ihren Namen?«
    »Nein, zu jener Zeit waren Frauen nicht wichtig genug, als daß man ihre Namen urkundlich festgehalten hätte.«
    »Nun gut, dann vermacht er sie seiner Tochter Aelfrida, die Guillaume heiratet. Glücklicherweise wird ihm sein Besitz von dem mächtigen Eroberer höchstpersönlich bestätigt, denn der belehnt seinen treuen Diener Guillaume de Vilers mit den Ländereien seines alten Feindes, Ingolfs des Sachsen…«
    »Wie das?« stotterte Sir Hubert.
    »In der Schatulle natürlich. Ihr habt Glück, daß ich kürzlich in den Besitz eines ausgezeichneten Siegels von Wilhelm dem Eroberer gekommen bin, und wie es das Schicksal so fügt, kann Euer brillanter, aber unterschätzter Sohn Gilbert jede Handschrift fälschen. Erlaubt, daß wir mittels unseres künstlerischen Einfallsreichtums die Schatulle füllen, und der Rest ist einfach. Die Familie reist mit Euch nach Brokesford zurück. Eine große Familie, Margaret, da gibt es viel zu packen. Und in deinem viel zu umfangreichen Gepäck befindet sich die Schatulle, die Ihr und Gilbert dann mitten in der Nacht verschwinden laßt und an geeigneter Stelle vergrabt.«
    »Und Ihr?«
    »Ich bleibe in London, damit auch nicht der allerleiseste Verdacht auf mich fällt. Schließlich bin ich in gewissen Kreisen berühmt.« Dabei blickte Bruder Malachi bescheiden in die Runde.
    Sir Huberts Gesicht bekam wieder Farbe. Sein weißes Haar, das ihm eben noch schlapp ums Gesicht hing, sträubte sich erneut und umwehte ihn wie eine Gewitterwolke. Er stand auf und schlug sich mit der Faust in die Hand.
    »Es könnte klappen! Bei Gott, es KÖNNTE klappen! Bruder Malachi, Ihr seid ein Genie!« Bruder Malachi verneigte sich ein wenig. Aber die wilden Augenbrauen des alten Herrn zogen sich zu einem Stirnrunzeln zusammen. »Es ist zu einfach«, sagte er. »Was habt Ihr von der ganzen Sache?«
    »Vielerlei«, sagte Bruder Malachi vage und wedelte mit der Hand, als wollte er Fliegen verscheuchen. »Für mich kommt als erstes Margaret, mit der ich zwar nicht verwandt bin, die für mich jedoch wie eine Tochter ist. Ja, blickt nicht so verwundert. Sie ist meine Familie, und wenn ich Euch nicht zufriedenstelle, raubt Ihr Margaret

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