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Die Zauberquelle

Titel: Die Zauberquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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und seine Katzbuckelei in einem ganz anderen Licht. Wie viele Jahre hatte er dieser Verrückten schon gedient, hatte ihre schwarze Seele gedeckt, damit sie sich in dieser Familie halten konnte, während er sich gegen Brokesford mit seinem Orden verschwor und dem alten Lord Bauholz und Quelle abluchste? Und Lady Petronilla? O mein Gott, die war ausgerechnet an diesem Morgen, kaum daß die Männer außer Sichtweite waren, zu einem Ausritt aufgebrochen. Jetzt würde alles herauskommen.

Kapitel 16
    D ie Gäste würden erst in zwei Tagen eintreffen, aber das ganze Haus war von den Vorbereitungen zur Feier des großen Ereignisses in Anspruch genommen: der Amtseinsetzung des neuen Priesters, den der Bischof für die Dorfkirche gefunden hatte. Man hatte eine große Grube mit Steinen ausgelegt und mit einem Riesenspieß versehen, an dem am nächsten Tag ein Ochse gebraten werden sollte. Bauern mit Schweinen, Hühnern und Schafen strömten durch das große Burgtor herein. Margaret rannte schwitzend und aufgeregt vom Backhaus zum Brauhaus und überwachte die Umwandlung einer Karrenladung frisch gemahlenen Mehls in die zarten luftigen Brötchen und Brotlaibe, für die sie berühmt war, und überprüfte gleichzeitig den Reifegrad des frischen Biers, das so herrlich vollmundig schmeckte und das ihr keiner nachmachte, nicht einmal der bischöfliche Palast. Alison, die sich keine Gelegenheit zum Naschen entgehen ließ, begleitete sie, während Cecily Madame half, die Altartücher zu stärken und zu bügeln, denn die Pracht der Vorbereitungen bestärkte sie noch in ihrer Überzeugung, daß sie zur Nonne berufen war.
    Es sollte ein großes Ereignis werden. Der Vertreter des Bischofs würde kommen, um den neuen Priester einzusetzen, und danach sollten der Kirche auch das langersehnte Altartuch und der prächtige, neue silberne Hostienteller übergeben werden. Aller Ehren wert, dieser jüngere Sohn des Hauses, meinten die frommen alten Frauen des Kirchspiels, der als Dank für wohlbehaltene Heimkehr aus Frankreich solch ein schönes Geschenk machte! Und seine Stieftöchter, die Erbinnen aus der Stadt, waren sich nicht zu schade gewesen, eigenhändig das Altartuch zu sticken. Der Bischof kam zwar nicht persönlich, aber er schickte zur Amtseinsetzung einen Kanoniker von der großen Kathedrale, einen heiligmäßigen Mann, der einst eine Heuschreckenplage durch die schlichte Predigt von Gottes Wort verjagt hatte. Das Ereignis versprach rundum erbaulich zu werden.
    »Man sollte meinen, der Bischof selbst würde auch kommen, schließlich ist er ein Verwandter und überhaupt«, knurrte der alte Sir Hubert, als er hoch zu Roß in Begleitung seiner beiden Söhne und von einem halben Dutzend bewaffneter Knechte und einem Ochsenkarren mit Bauern und Bauernjungen an der Grube vorbeikam. Sie wollten nach Hertford, um Wein auszusuchen und heranzuschaffen, doch das dünkte den Herrn von Brokesford zuviel der Mühe, wenn der Bischof nicht persönlich kam.
    »Um so besser. Denn falls der Bischof gekommen wäre, hättet Ihr die doppelte Menge Wein kaufen müssen, Vater«, sagte Sir Hugo, und der alte Mann brummte etwas in seinen Bart, was sich deuten ließ als: »Selbst wenn du deinen Harnisch mit Schnickschnack behängst, sagst du doch gelegentlich etwas Vernünftiges, Hugo.«
    »Weinhändlern kann man nicht über den Weg trauen«, sagte Sir Hubert laut. »Wenn man nicht von jedem Faß kostet, drehen sie einem Essig an. Sie sind wahre Meister, wie sie die Truchsesse von großen Burgen bestechen, damit sie um das rechte Maß betrügen können. Nur Advokaten sind schlimmer.«
    »Und gleich dahinter kommen die Priester. Wen habt Ihr denn für uns aufgetrieben, Vater? Hoffentlich keinen halsstarrigen Querulanten?«
    »Pa, Unfug. Einen Verwandten natürlich. Nicht daß ich ihn je gesehen hätte. Einen von Sir Philips Bankerten, der von seinem Onkel, dem Abt, zum Priester erzogen worden ist. Der Bischof versichert mir, daß er jung, arm und formbar ist, und der Abt hat mir für die Stellung ein hübsches Sümmchen gezahlt – daher der Wein. Schlechte Priester und schlechten Wein, nein, dergleichen dreht man mir nicht an.«
    »Hängt davon ab, was Ihr schlecht nennt. Allein an leichten Bußen und der Erlaubnis zur Jagd am Sonntag mißt sich ein Priester nicht. Wie steht es mit der Seelsorge für die Dorfbewohner?« Die Augen des alten Mannes wurden bei Gilberts Worten schmal. Sein unleidlicher zweiter Sohn kehrte zu seinem früheren moralinsauren

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