Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Zadieyek. Ihre Seele soll in der Auserwählten wiedergeboren worden sein.«
»Nachdem die Auserwählte Kloob besiegte, wurde ihr der Titel Drachentochter verliehen, zum ersten Mal seit Zadieyek«, ergänzte Tarques, neben Paor derjenige, der am längsten in der Burg diente.
»Wie Juliane sollten die edlen Damen sein«, meinte Paor versonnen, ehe er einen geräuschvollen Schluck aus seinem Krug nahm.
Juliane drückte sich näher an die Burgmauer.
»Eine Frau sollte nicht mit dem Schwert umgehen können«, murrte Etteq.
Einer der Männer prustete, ein dumpfes Geräusch, ein Schlag in die Seite vermutete Juliane, brachte den Lachenden zum Verstummen.
»Bist bloß beleidigt, weil sie dir eins übergezogen hat«, erklärte Tarques.
Paor lachte. »Dafür, dass es dir unangenehm war, hast du dich ganz schön leidend gegeben, als sie deine Beule versorgte.«
Etteq brummte.
»Juliane wäre die passende Gefährtin für unseren General«, sagte Tarques. »Nicht diese edle Dame Caryll.«
»Als ob der General ein Interesse an Caryll hätte«, erwiderte Paor. »Dame Caryll wird einen Edelmann aus den Grenzgebieten heiraten, erzählt ihre Zofe Anshie überall herum. Da kann die feine Dame ihre Klauen noch so beharrlich nach dem General ausstrecken.«
Sie entschied, dass es an der Zeit war, den Plausch der Männer zu unterbrechen und trat aus ihrem Versteck.
»Herrin Juliane!« Die drei Haudegen standen stramm.
»Steht bequem«, forderte sie die Soldaten auf, wie sie es von Aran kannte.
Die drei entspannten sich und sie trat an den Tisch. »Darf ich mich zu euch gesellen?«
Eilfertig brachte Etteq einen Stuhl heran und Paor bot ihr einen Krug Wein an, den sie ergriff, ehe sie sich niederließ.
*
Aran stand ungeduldig in der Mitte seines Raumes und wartete, dass Juliane in seine Gemächer zurückkehrte.
Das trunkene Singen zweier Männer näherte sich. Aran hielt sich zurück, bis er sie vor seinen Räumlichkeiten angekommen glaubte. Er riss die Tür auf und sah sich zwei seiner Soldaten gegenüber, die eine sichtlich angeheiterte Juliane stützten. Sie kicherte gelöst.
»Wir haben sie davor gewarnt, zu viel Gewürzwein zu trinken«, lallte Etteq. Er schenkte ihr ein stolzes Lächeln. »Sie verträgt mehr als wir zusammen.« Er fuchtelte in der Luft herum und hickste. Alkoholdunst schlug Aran entgegen. »Ich will dich morgen in meiner Amtsstube sehen.« Er zog Juliane in das Gemach.
»Danke«, knurrte er und warf seinen Männern die Tür vor der Nase zu.
Sie schüttelte seine Hände ab und schwankte zum Bett. Sie ließ sich daraufplumpsen und versuchte ungeschickt, ihre Stiefel auszuziehen.
Er kämpfte gegen den Zorn an und musste sich eingestehen, dass er wenig Verständnis für übermäßigen Alkoholkonsum aufbrachte.
»Wie süß du bist, wenn du wütend bist«, flötete sie.
»Ich habe mir Sorgen gemacht. Wenn Dajii dich nicht bei den Soldaten im Hof gesehen hätte, hätte keiner gewusst, wo du steckst.«
Sie lächelte bissig. »Sag nur, du hast mich vermisst? Caryll hat doch ihr Bestes getan, dich abzulenken.«
Aran war verwundert, als er Julianes Eifersucht und Sorge erkannte.
Mit wenigen Schritten stand er vor ihr und kniete sich auf den Boden.
Sie wich seinem Blick aus.
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und zwang sie, ihn anzusehen. Ihre hellblauen Augen ließen sein Herz schneller schlagen. »Juliane, ich liebe dich. Das spürst du doch, oder?«
Sie nickte mit beschämter Miene.
»Zwischen mir und Caryll ist nichts. Wir haben uns angefreundet. Sie vermisste ihren Mann und ich …«
Sie beugte sich vor und küsste ihn. Er fühlte, dass es sie schmerzte, zu hören, wie sehr er ohne sie gelitten hatte. Beide sprachen nie aus, was sie wussten. Aran, obwohl ein Mann, ein Krieger, war trotz allem der Schwächere von ihnen.
*
Ku’guar und Michaela wanderten einträchtig Richtung Königsburg. Sollte Ku’guar Recht behalten, wären sie gegen Abend auf der Burg. Ihre Hoffnungen auf etwas Ähnliches wie ein modernes Hotelzimmer hatten sich mit der Entdeckung von Ku’guars Herkunft zerschlagen, und so sah sie ihrer Ankunft mit Bangen entgegen.
Die Sonne erreichte ihren höchsten Stand, als Reiter auf sie zukamen. Als sie sich näherten, sah Michaela, dass die Reiter hellgraue Uniformen trugen. Nur der Anführer hüllte sich in einen rot-goldenen Waffenrock.
Als die Soldaten auf ihrer Höhe waren, zügelten sie ihre Pferde. Sie grüßten mit einer Mischung aus Neugier und
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