Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Misstrauen. »Braucht ihr Hilfe?« Der Anführer reckte seinen Hals und erstarrte, als er Kalira zu erkennen schien. Er sprang vom Pferd und beugte sich über sie. »Eure Majestät!«
»Majestät?«, echote Michaela fassungslos.
»Ihre Königliche Hoheit Kalira von Goryydon«, erklärte einer der Soldaten.
Ihr Anführer erhob sich. Er presste seinen bandagierten Arm an den Rumpf. »Wo habt ihr sie gefunden? War jemand bei ihr? Wisst ihr, was passiert ist?«
»Viele Fragen auf einmal«, sagte Michaela.
Ku’guar warf ihr einen warnenden Blick zu und sie verstummte.
»Sie und die anderen befanden sich in einem Wäldchen zwei Tagesmärsche von hier.« Ku’guar deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
»Die anderen sind tot«, rutschte es Michaela trotz Ku’guars stummer Anweisung heraus. Sie schluckte. »Sie waren entsetzlich entstellt.«
Der Hauptmann kniff seine Augen zusammen. »Wer bist du?«
»Mein Name ist Michaela. Ich hielt mich bei Kalira und Ranon auf, als Werwölfe und graue Liliputaner sie angegriffen haben.«
»Sie wurde von einem Graugnom verfolgt. Ich kehrte mit ihr auf die Lichtung zurück. Wir entdeckten die Königin und die Toten, wie sie es beschrieben hat, Hauptmann.«
Der Wortführer fixierte sie scharf von oben nach unten.
»Wo ist diese Lichtung?« Er hörte sich geduldig Ku’guars Wegbeschreibung an, ehe er zwei seiner Krieger herbeiwinkte. »Ihr geleitet die beiden zur Königsburg.« Die Soldaten flankierten Ku’guar und Michaela augenblicklich. Es konnte auch schützend wirken. Doch sie ahnte, dass es mehr als Maßnahme gedacht war, sie und Ku’guar an einer Flucht zu hindern.
»Wir reiten zu dieser Lichtung«, befahl der Hauptmann den anderen. Sie ritten in die entgegengesetzte Richtung davon.
»Kommt mit«, forderte einer der beiden Soldaten Michaela und Ku’guar auf.
*
Aran musterte Juliane interessiert. »Bist du sicher, dass du mich herausfordern willst?« Seine schwarzen Augen blitzten und seine Hand streichelte über die Trainingswaffe.
Sie erinnerte sich, wie sich seine dunkle Haut von ihrer weißen abhob, und wie es sich anfühlte, wenn er sie berührte. Sie sah in sein Gesicht und erkannte das Grinsen in seinem Blick.
»Du versuchst, mich abzulenken. Das funktioniert nicht.« Sie zupfte ihre Kleider zurecht und streckte energisch die Hand aus. »Das Schwert, bitte. Natürlich fordere ich dich zum Duell. Ich verliere mein Gesicht, wenn ich einen Rückzieher mache.«
Aran warf ihr ein Übungsschwert zu, das sie geschickt auffing. Sie schwang die Holzwaffe ein paar Mal, um ein Gefühl dafür zu bekommen und ging in Angriffsstellung.
Ohne Vorwarnung attackierte er sie mit einem Halbmondschlag nach innen. Sie wich aus und griff ihn an. Dann wirbelte sie herum und holte aus.
Aran riss sein Schwert hoch, die Klingen schlugen mit dumpfem Krachen aufeinander. Die umstehenden Zuschauer johlten. Die Waffen verhakten sich und er drückte nach unten.
Sie hielt dagegen.
»Gibst du auf?«, fragte er.
Sie keuchte vor Anstrengung. Ihre Muskeln zitterten unter der Belastung, doch sie gab nicht nach.
Aran sandte ihr ein Bild ihrer Reaktion auf seinen Sieg.
»Wie kommst du auf diese Idee?« Juliane lächelte triumphierend, ehe sie ihre Klinge nach unten wegzog. Er stolperte nach vorn. Sie brachte sich mit einem halben Rad in der Luft aus der Reichweite von Arans Schwert und wich einige Schritte zurück.
Die Soldaten lachten. Einige klatschten.
Er näherte sich ihr mit einem Salto und die Zuschauer johlten begeistert über das Spektakel, das sich ihnen boten.
Juliane fing das herabsausende Schwert auf. Einem Hieb, der auf ihren Kopf zielte, entging sie, indem sie sich blitzschnell bückte. Gleichzeitig holte sie mit ihrer Waffe aus und schlug nach seinen Beinen.
Mit einem Sprung vereitelte Aran ihre Absicht.
*
Staunend betrat Michaela mit Ku’guar den Burghof.
Der Soldat Gero hatte am Burgtor mit einem Wachmann geredet, der daraufhin eilfertig verschwunden war.
Ku’guar führte das Pferd, das Kalira auf der Trage zog. Sie lief hinter ihm im Windschatten des Pferdekörpers über die holprigen Pflastersteine.
Während sie über den Hof gingen, strömten aus allen Winkeln der Anlage Menschen herbei und folgten ihnen. Aufgeregte Stimmen und das Schluchzen einer Frau umringten sie wie eine Mauer.
Auf den Zinnen patrouillierten Wachen, in dieselben Uniformen gewandet wie Timor und Gero, doch in Braun und Gold.
Der Hof mit einem
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