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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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Richtungen ab und ihre Kleidung war zerknautscht. Sie hatte Augenringe, teilweise verschmierter Mascara geschuldet, doch als ihr Blick auf Aran fiel, fing sie an zu strahlen. Es war dieses typische Lächeln, das sie aufsetzte, wenn sie einem gut aussehenden Jungen oder Mann begegnete.
    Juliane stürzte zu Michaela und umarmte sie stürmisch. Unterdessen schickte Aran die Zuschauer zurück an ihre Arbeiten. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er sich an die Soldaten Timo und Gero wandte, ehe ihre Aufmerksamkeit ausschließlich Michaela galt.
    Sie umarmten sich noch einmal herzlich. Michaelas Begeisterung wischte ihre trüben Gedanken fort und steckte sie an. Erst jetzt merkte Juliane, dass sie einen leisen Zweifel in sich beherbergte, dass ihre Schwester eine Halluzination wäre.
    »Wie kommst du hierher?«
    Goryydon wurde von unheimlichen Wesen heimgesucht und ihre Schwester erschien ausgerechnet jetzt. Sie wollte so gern glauben, dass es ein Geschenk sei, ihre Schwester in Goryydon zu sehen, doch die Umstände weckten ihren Argwohn. »Meine Güte, lass dich angucken. Wie lange bist du schon hier?« Sie umarmte Michaela ein weiteres Mal.
    »Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung. Alles , woran ich mich erinnere, ist, dass ich in einem Wäldchen am Lagerfeuer einer Frau namens Kalira und ihrem Freund Ranon erwacht bin. Stell dir vor, diese Kalira scheint die Königin dieses Landes zu sein. Ist das nicht abgefahren?« Sie lachte. »Die erste echte Königin, der ich begegnete.«
    Julianes Herz machte einen freudigen Satz. »Du hast Kalira getroffen? Wo ist sie?« Sie hob ihren Kopf und ließ ihren Blick über die Umgebung schweifen.
    »Du ahnst nicht, was ich mitmachen musste. Monster haben uns überfallen und mich gejagt. Es war entsetzlich«, plapperte Michaela ungerührt. »Wo sind wir hier? Eine Parallelwelt oder etwas in der Richtung? Die Leutchen scheinen recht antik zu leben.«
    Aran trat neben Juliane und legte den Arm um sie. Seine Berührung wirkte tröstend und bedauernd. Eine grauenvolle Ahnung stieg in ihr hoch. Eine schwarze, schwere Wolke umfing sie, so drückend, dass sie kaum Arans Umarmung fühlte.
    »Nein«, flüsterte sie, als sie seine Gedanken las. Nein, rief ihr Verstand. Ihr Magen tobte. Sie schluckte krampfhaft Furcht und Trauer hinunter.
    Sie brauchte die gesamte Willenskraft, um ihre Beine vor dem Einknicken abzuhalten.
    »Kalira ist hier«, erklärte Aran tonlos.
    Juliane hörte kaum seine Worte. »Man wird sich um dich kümmern. Ich bin bald bei dir«, versprach sie Michaela und ließ sich widerstandslos von Aran wegführen. Der Schock hatte es ihr kaum ermöglicht, die Sätze zu formen und anständig über die Lippen zu bringen.

Kein Schmerz ist größer,
    als sich der Zeit des Glückes zu erinnern,
    wenn man im Elend ist.
    Dante Aligheri
     
     
     
    Kapitel 6
    Erinnerungen
     
     
     
    B lass und still lag Kalira zwischen dem weißen Bettzeug. Ihr schlanker Körper verbarg sich unter dem Federbett. Das flammend rote Haar umrahmte ihr Gesicht. Reglos, wie sie aussah, wirkte sie wie eine wertvolle Porzellanpuppe.
    »Sie sieht so friedlich aus.« Julianes Stimme klang erstickt.
    Aran hatte seinen Geist vor ihr verschlossen. Auf dem Übungsplatz hatte sie das gegenseitige Entsetzen beinahe umgeworfen. Die dunklen Schatten, die seinen Verstand umwölkten, hatten den alten Hass und Zorn in ihm geweckt. Bis zu diesem Moment hatte er nicht geahnt, dass diese Emotionen noch in ihm lebten. Das hatte Juliane trotz ihrer eigenen Pein deutlich wahrgenommen.
    Ihre Hand glitt in seine. Sie blickte ihn aus tränenverschleierten Augen an. »Was ist mit Ranon und Moira?«, fragte sie zitternd. »Sie sind tot, nicht wahr?«
    »Ich fürchte ja. Die Soldaten konnten nichts dazu sagen. Qristin ist unterwegs. Er wird die Leichen holen.«
    Sie schluchzte. »Ich hatte mir gewünscht …« Ihre Stimme erstarb.
    »Es ist meine Schuld. Ich hätte meinem Gefühl vertrauen sollen. Nie hätte ich die drei allein losziehen lassen dürfen. Ich hätte sie begleiten müssen.« Er zog sie in seine Arme. Die Mauern um seine Seele zerbröckelten.
    Sie spürte, wie die Dunkelheit, die noch immer in ihm lauerte, durchzubrechen drohte. Juliane erstarrte und zwang ihn, sie anzusehen. »Nein, Aran. Niemals! Es ist nicht deine Schuld. Du kannst nicht immer und überall zur Stelle sein.«
    »Es ist meine Pflicht!« Sein Innerstes war voller Qual. Alles wiederholte sich, wieder und wieder. Der Teufelskreis hatte mit dem grausamen Mord

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