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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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sich zu einer schlanken Gestalt ohne menschliche Merkmale. Er stand auf allen vieren und streckte sich genüsslich. Gerade so wie es eine Katze täte. Nur, dass er keine Katze war.
    Michaela stöhnte gegen die Faust, die sie an ihre Lippen presste.
    Ku’guar wandte seinen Kopf und starrte in ihre Richtung. Ihre Blicke kreuzten sich. Sie unterdrückte einen Aufschrei.
    Das war nicht länger der Mann, den sie kennengelernt und für verrückt gehalten hatte.
    Er, es, das Ding, das Ku´guar gewesen war, hatte sich in eine Raubkatze verwandelt.
    Sie wich zurück und stolperte. Den harten Aufprall fühlte sie kaum, dafür spürte sie das Rasen ihres Herzens umso deutlicher.
    Die Raubkatze knurrte und sprang mit einem Satz über sie. Einen Moment lang glaubte sie sich so gut wie tot. Die Panik schwappte vom Bauch nach oben und saß wie ein Schmerz hinter ihrer Stirn. Eine Träne rollte aus ihrem Augenwinkel über ihre Schläfe in ihr Haar.
    Seine Pranken lagen auf ihren Schultern. Seine Krallen drückten gegen ihr Fleisch. Ein leiser Hoffnungsschimmer stieg in ihr auf. Er hätte sie sofort zerfetzen und töten können. Dass sie noch lebte, wertete sie als gutes Zeichen und dass sie im fahlen Dämmerlicht in den Augen des Tiers Ku’guar erkannte.
    Sie schluckte hart, wich aber keinen Millimeter zurück, instinktiv ahnte sie, dass jeder Fluchtversuch das Raubtier wecken würde. Sie musste ihm beweisen, dass sie keine Angst vor ihm hatte.
    »Das hättest du nicht sehen dürfen«, drang Ku’guars Stimme aus dem Maul des schrecklichen Wesens.
    »Das wollte ich nicht sehen. Ich dachte …, weiß der Teufel, was ich zu sehen erwartet hatte. Das auf jeden Fall nicht«, quetschte sie hervor.
    Dass Ku’guar ruhig blieb und keine Anstalten machte, sie anzugreifen, weckte ihren Mut und ihre Neugier. »Was bist du?« Sie starrte ihm in die bernsteinfarbenen Augen. Stille Resignation und Unruhe lagen darin und milderten die Panik in Michaela. Sie schluckte.
    »Ich bin ein Semchai«, knurrte die unmenschliche Stimme, die Ku’guar so ähnlich klang.
    Michaela unterdrückte ein Wimmern. »Was ist ein Semchai? So etwas Ähnliches wie ein Werwolf?«
    Er nahm seine Pfoten von ihren Schultern und setzte sich vor sie. Seine Ohren waren gespitzt, als er sie belauerte. Sie schluckte, unsicher, ob er ihr etwas antun würde oder nur herauszufinden versuchte, ob er ihr vertrauen konnte.
    »Es ist ein Fluch. Ein Semchai ist Nichts, kein Mensch und kein Tier.«
    »Kannst du dich verwandeln, wann immer du willst?« Sie verlor langsam ihre Furcht und die Neugier gewann die Oberhand.
    »Nur tagsüber.«
    »Du …«, Michaela räusperte sich. »Du wirst mich doch nicht fressen wollen?«
    Er legte seinen Kopf schräg. Sein Maul verzog sich. »Schmeckst du?«
    Sie wagte ein Lächeln. »Nein, ich bestehe ausschließlich aus Haut und Knochen.«
    Sie fühlte sich bedeutend wohler, als Ku’guar ein heiseres Lachen ausstieß. Zumindest hielt sie das Geräusch für ein Lachen. Es klang freundlich. Michaela kratzte sich am Kopf. Langsam konnte sie wieder klar denken. Er war genauso wenig verrückt wie sie. Stellte sich nur die Frage, wo sie sich befand. Sie bezweifelte, in Deutschland zu sein. Oder in irgendeinem anderen Land. Sie schluckte ihre Ahnungen hinunter. Wollte nicht zulassen, etwas zu glauben, das so fantastisch schien, dass es zwischen die Seiten eines Buches gehörte. Oder auf die Filmleinwand.
    »Ku’guar, lebst du in Goryydon?«, forschte sie nach, erfüllt von der vagen Hoffnung, doch auf einen gewaltigen Scherz hereingefallen zu sein.
    »Nein, ich stamme aus den Sümpfen auf der anderen Seite der Elfenwälder.«
    Sie stöhnte. »Kennst du ein Land, das sich Deutschland nennt?«
    Er verneinte.
    »Amerika? Russland?«, erkundigte sie sich hoffnungsfroh und sank in sich zusammen, als Ku’guar abermals verneinte.
    »Shit! Was mach ich bloß? Ich gehöre nicht hierher.«
    »Du bist nicht aus Goryydon?«
    »Nein, ich stamme aus Deutschland.« So musste sich Robinson Crusoe gefühlt haben, als er auf dieser einsamen Insel landete. Nur dass sie nicht die geringste Hoffnung hatte, einem Freitag zu begegnen. Sie sah Ku’guar an. Etwas sagte ihr, dass sie beide Gestrandete waren. Sie seufzte. »Keine Ahnung, wie ich wieder nach Hause gelangen kann.«
    Ku’guar deutete mit dem Kopf in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Michaela folgte ihm und sie kehrten zu Kalira und dem Pferd zurück. Ein letztes Mal zog sie ihr Handy heraus. Immer noch

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