Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
verschleppt.«
»Wohin?« Die Lethargie fiel endgültig von Juliane ab. Ein weiterer Energieschub explodierte förmlich in ihr. Sie hielt es für unfassbar, wie wenig Zutrauen sie zu Aran und seinen Fähigkeiten besessen hatte.
Sie hörte, wie Michaela überrascht aufkeuchte. Im nächsten Moment stand sie neben ihr und nahm ihre Hand.
»Drei Anhänger Kloobs bringen ihn Richtung Süden«, enthüllte Moira.
»Todesreiter«, flüsterte Juliane.
Moira nickte mit zusammengepressten Lippen.
Juliane straffte sich. »Wir werden ihn befreien«, beschloss sie. Michaela presste ihre Hand so fest, dass es schmerzte.
»Nein, ihr müsst zum Purpursee«, forderte Moira.
Wut und Enttäuschung flammten in ihr auf. Zornig stemmte Juliane ihre Hände in die Hüften.
Moira winkte ab. Ihr Gesichtsausdruck war ungewohnt energisch. »Was geschehen muss, wird geschehen. Du kannst nichts dagegen tun. Ihr müsst unseren Verbündeten am See treffen! Es ist eine Sache auf Leben und Tod. Vertrau mir.« Ihre Stimme war sanft geworden. »Es gibt Hoffnung für dich und ihn. Doch nur, wenn ihr jetzt meine Befehle befolgt.«
Juliane schloss die Augen. Sie verharrte schweigend, kämpfte gegen die widerstreitenden Emotionen und rang um Selbstbeherrschung. Was täte Aran? Er würde seine Pflicht erfüllen. Und er war nicht verloren. Moira hatte gesagt, es gäbe Hoffnung. Sie öffnete ihre Augen. »Ich werde ihn wiedersehen? Lebendig?« Ihre Stimme klang belegt wegen des Kloßes, der sich in ihrer Kehle festgesetzt hatte.
Moira nickte.
Juliane rang sich ein leichtes Lächeln ab und drückte Michaelas Hand. »Moira, warum ist Michaela in Goryydon?«
»Das gehört zu Kloobs Plänen. Die Schicksalsmächte hatten nicht vorgesehen, dass Michaela hierherkommt. Sei vorsichtig! Kloob will sich an dir rächen.«
»Er will Michaela etwas antun.« Die Angst kroch ihr kribbelnd vom Magen hinunter zu den Zehenspitzen.
»Möglich, ich weiß es nicht.« Moria legte Michaela die Hand auf die Schulter und zwinkerte ihr zu. »Kehre mit Ku’guar zu eurem Lagerplatz zurück.«
Michaela starrte Moira aus weit aufgerissenen Augen an. »Irre, du bist wirklich eine Fee? Kannst du auch zaubern? Und fliegen?«, fragte sie eifrig.
Moira schenkte ihr ein wohlwollendes Lächeln. »Du verfügst über sehr viel Fantasie und großes Talent. Ich würde dich mit der Wahrheit nur langweilen.« Sie schob Michaela in Ku’guars Richtung. »Und jetzt geht.«
Moira forderte Latosa mit einer Handbewegung auf, die beiden zu begleiten. Sie wartete, bis die drei im Unterholz verschwunden waren, ehe sie sich Juliane zuwandte. »Ich sehe Schwierigkeiten. Sollte unser Verbündeter seine Aufgabe nicht erfüllen können, gibt es noch einen einzigen Weg, Kloob zu besiegen.« Besorgnis verdüsterte Moiras Miene.
»Wie?« Juliane ahnte, worauf es hinauslaufen würde, noch ehe Moira sprach.
»Ein Opfer«, enthüllte Moira. »Ein Opfer aus Liebe.« Sie winkte Naestra herbei. »Bring Juliane zu den anderen zurück.«
Moira schwebte rückwärts ins Dickicht, wie gezogen von einer unsichtbaren Macht. »Du musst jetzt gehen. Verlasst den Wald. Ihr gehört nicht hierher«, drängte sie.
Naestra zupfte an Julianes Ärmel und lenkte sie für einen Moment ab. Als sie wieder nach Moira sah, war diese verschwunden.
Jeder Mensch folgt einer ganz persönlichen Bestimmung,
der er sich nicht entziehen kann.
Olga Tschechowa
Kapitel 12
Gefunden!
J uliane stocherte im Lagerfeuer und blickte zwischen den Elfenwäldern und Michaela hin und her, die auf dem Boden herumrutschte und Esskastanien sammelte.
»Sie hat mich weggeschickt, wie eine … eine …« Sie seufzte und konzentrierte sich stirnrunzelnd auf ihre kleine Schwester. »Was machst du da eigentlich?«, fragte sie verwirrt.
»Maronen sammeln. Ich habe Appetit drauf.«
»Auf Maroni? Bist du schwanger?«
Michaela fuhr entsetzt auf. »Schwanger? Ich? Heilige Scheiße, bestimmt nicht!«
Juliane wandte sich achselzuckend ab und starrte in die Flammen. Sie versuchte, die silberne Schnur zu ertasten. Ein kurzes Aufblitzen in ihrem Geist war alles, was sie erfühlen konnte. Ohne Moiras Hinweis hätte sie nicht nach der Seelenverbindung gesucht. Sie spürte nichts, also hielt sie Aran für tot. Kein Grund für sie nach etwas zu suchen, was nicht existierte. Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. »Ich werde die erste Wache übernehmen, ihr beide könnt euch schlafen legen«, schlug sie vor und
Weitere Kostenlose Bücher