Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)
zu machen, die bestimmt ziemlich traurig sind.«
»Ich auch!«, rufe ich. »Zermürbend, nicht?«
»Allerdings. Ich habe das Gefühl, ich sollte ihnen helfen, darüber hinwegzukommen, nur, wie?«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ich werde morgen meine Großmutter um Rat fragen.«
»Gib mir Bescheid, wenn du etwas herausfindest … Abgesehen davon habe ich natürlich keinen Anlass zu klagen. Ich habe sogar ein komplett eingerichtetes Spielcasino im Haus; aber mich interessiert eigentlich nur Pac Man.«
»Ich war die beste Pac-Man-Spielerin aller Zeiten«, prahle ich. Ich war tatsächlich gut.
»Unmöglich. Ich habe bei Frank’s Pizza in Greenwich sechs Monate am Stück die Siegerliste angeführt.«
»Äh, hallo? Dann hast du wohl nie bei Lenny’s Hot Dogs in Margate, New Jersey, Pac Man gespielt. Soweit ich mich erinnere, waren die Initialen des siegreichsten Spielers auf den Plätzen eins bis fünf 1982 stets dieselben, nämlich meine: AJD.«
»Bist du bereit für den Kampf der Titanen?«
»Und ob!« Wir springen zugleich vom Essen auf und laufen hinüber zu seinem Haus.
Nach vier Spielen und drei Bonusrunden steht es exakt zwanzigtausendacht zu zwanzigtausendacht.
»Muss damit zu tun haben, dass wir im Himmel sind«, meint Adam. Wir lachen.
»Also, ich weiß ja nicht, wie das jetzt klingen mag, aber ich sage es trotzdem.« Er legt mir den Arm um die Taille. »Ich bin irgendwie froh, dass wir zur selben Zeit gestorben sind.«
Ich sehe ihm in die Augen. »Das fasse ich als das ultimative Kompliment auf.«
»Mein Trostpflaster«, flüstert er und beugt sich zu mir hinunter.
Ich verbringe meine erste Nacht im Himmel mit einem knackigen Investment-Banker, der in seinem Traumhaus aus den Hamptons wohnt.
Ehe ich mich am nächsten Morgen davonstehlen kann, erhasche ich einen Blick auf mein Spiegelbild. Kein verschmiertes Make-up, keine Sturmfrisur.
Ich klettere wieder zu Adam ins Bett.
Er dreht sich zu mir um und umarmt mich. Er hat kein bisschen Mundgeruch.
Aus heiterem Himmel
Ich hab’s geahnt! Ich hab’s geahnt!
Diese ganze Sache ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Man bekommt eben doch nichts geschenkt, weder im Himmel noch auf Erden, wie es so schön heißt.
Als ich nach dem besten Sex, den ich je hatte (sowohl zu Lebzeiten als auch nach meinem Ableben) in mein Len-Jacobs-Farmhaus zurückkehre, sitzt ein Engel an meinem Küchentisch. Ein zirka sechzigjähriger weiblicher Engel mit gefiederten Flügeln und schauderhaft gefärbten roten Haaren.
»Ach, hallo«, sage ich ziemlich unbekümmert. »Bist du zum Putzen hier? Ich war heute Nacht nicht zu Hause, aber im Esszimmer stehen ein paar schmutzige Teller, und ich glaube, oben im Schlafzimmer liegt eine Packung Eis unter dem Bett.« Woher sollte ich auch wissen, was dieser Engel hier verloren hatte?
»Nein, Alex.« Der Engel erhebt sich und stellt mitleidig lächelnd eine Kaffeetasse in meine Len-Jacobs-Spüle. »Ich bin Deborah, dein Schutzengel. Vielleicht erinnerst du dich ja an mich. Komme ich dir nicht bekannt vor?«
Ich überlege. Jetzt, wo sie es erwähnt, habe ich tatsächlich das Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben.
»Warst du das auf der Radnor-Rolls-Rollschuhbahn, als ich in der sechsten Klasse hingefallen bin und mir das Handgelenk gebrochen habe?«
»Genau!«, ruft sie. »Ich habe mich als Leiterin der Rollschuhbahn ausgegeben. Du hättest dir wahrscheinlich noch einiges mehr gebrochen, wenn ich dich nicht aufgefangen hätte.«
»Und neulich Abend, als ich sturzbetrunken aus Jones Bar kam, bist du da nicht in einem Taxi vorgefahren?«
»Ganz recht, das war ich auch.«
»Da warst du aber brünett.«
»Manchmal bin ich brünett, manchmal rothaarig, je nachdem, wonach mir gerade ist.«
»Verstehe.« Ich genehmige mir eine Tasse Kaffee. »Tja, danke, dass du auf mich aufgepasst hast. Du hast mich an dem Abend davor bewahrt, mich selbst hinters Lenkrad zu setzen. Aber als mich zwei Stunden später der Mini Cooper erwischt hat, hast du es wohl nicht mehr rechtzeitig geschafft, wie?« Ich lache, sie nicht. »Ich wollte mir gerade ein paar Waffeln machen. Wirklich klasse, dass man hier nicht zunimmt. Wie sieht’s aus, möchtest du auch welche?«
»Da sage ich nicht nein …« Sie zögert. »Aber eigentlich bin ich hier, um ein paar Kleinigkeiten mit dir zu besprechen.«
Ich höre nur mit halbem Ohr zu.
»Echt nett von dir, mal vorbeizuschauen«, sage ich und erhebe mich, um den Frühstücksspeck
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