Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)
stelle ihm alle vor.
»Das ist Adam«, erzähle ich meinen Leutchen. »Wir haben uns vorhin in der Warteschlange kennengelernt.«
»Reizend.« Meine Großmutter zerzaust Adam ungeniert den Blondschopf. »Und so wunderbar kräftiges Haar!«
»Danke sehr.« Adam lächelt höflich, kommt sich aber sichtlich albern vor.
»Hör mal, Alex«, fährt er fort. »Ich bekomme auch gleich Besuch von ein paar Großeltern und Onkeln und Tanten, aber vielleicht können wir nachher gemeinsam die Nachbarschaft erkunden?«
»Liebend gerne«, entgegne ich, vielleicht eine Spur zu enthusiastisch.
»Super«, sagt er. »Ich hole dich dann ab.«
»Kaum einen halben Tag hier und schon hat sie einen Freund«, stellt meine Großmutter gleich darauf fest. »Wenn das nicht buchstäblich wie im siebten Himmel ist.«
Ich gebe es nur ungern zu, aber … Ja, ich fühle mich in der Tat wie im siebten Himmel.
Schon hängt der Himmel voller Geigen
Ich bin allein, zum ersten Mal, seit ich in den Himmel gekommen bin. Morgen laden meine Großeltern mir zu Ehren zu einer großen Familienfeier, aber jetzt soll ich mich erst einmal in Ruhe eingewöhnen können. Auf der Party morgen werde ich meine Ur- und Ururgroßeltern und jede Menge weitere Verwandte kennen lernen. Ich glaube, ich werde meine weiße Matrosenhose von Michael Kors anziehen, kombiniert mit dieser sagenhaften schwarzen Baumwollbluse von Norma Kamali (wieder so ein neckisches Teil, das einem ständig über die Schulter rutscht). Und dazu die Espadrilles mit den zwölf Zentimeter hohen Keilabsätzen von Christian Louboutin. Peaches vergnügt sich im Garten mit ihrem ganzen Spielzeug. Ich war ja immer der Überzeugung, ich würde sie verwöhnen, aber hier im Himmel hat sie weit mehr Hundeknochen, als sie jemals zerkauen kann, und als ich vor etwa einer Stunde draußen war, um nach ihr zu sehen, jagte sie gerade mit einem Rudel anderer Hunde einem Dutzend magischer Bälle hinterher, die wie Kugelblitze automatisch quer über den Rasen flitzen, sobald sie abgesetzt werden. Der Hundehimmel eben.
Interessanterweise gehorcht Peaches plötzlich auf alle meine Befehle. Das ist ein absolutes Novum. Ich sage: »Sitz!«, und sie macht sitz, ich sage: »Gib Pfötchen«, sie gibt Pfötchen. Wenn ich ihr allerdings befehle, sich tot zu stellen, sieht sie mich an, als hätte sie keine Ahnung, was ich von ihr erwarte. Na ja, irgendwie verständlich.
Während Peaches also draußen herumtollt, liege ich mit einer Packung Schoko-Minz-Eiskrem von 31 Flavours in meinem gemütlichen Bett und warte auf Adam, der in etwa zwanzig Minuten rüberkommen wird. Es gibt absolut nichts zu tun – ich bin bereits ausgehfertig. Himmlisch.
Adam hat erwähnt, dass er gern Schweinebraten isst, und als ich vorhin in der Küche war, schmorte doch tatsächlich einer im Backofen vor sich hin. Da ich nicht weiß, wie er dort hingekommen ist, werde ich tunlichst die Finger davon lassen und einfach annehmen, dass er gar ist, wann immer ich es will. Ich muss keinen Sport treiben, brauche mich nicht mit meinen Haaren zu plagen. Ich liege einfach nur da und sinne darüber nach, was für eine wunderbare Einrichtung der Tod doch ist.
Das Einzige, was mir jetzt noch Kopfzerbrechen bereitet, ist, dass meine Eltern vermutlich schrecklich leiden. Ich mache mir Sorgen um sie, obwohl ich weiß, dass ich nichts unternehmen kann. Ich muss Großmutter unbedingt fragen, wie sie es geschafft hat, mir im Traum zu erscheinen, damit ich wenigstens das für meine Eltern tun kann.
Penelope ist bestimmt auch todtraurig. Ich wette, sie gründet meinetwegen irgendeinen Fonds oder veranstaltet eine Benefizgala – »Zum Schutz der Menschheit vor Zusammenstößen mit einem Mini Cooper« oder so – und sammelt dabei eine Million Dollar. Das wäre echt typisch für sie. Seit der Scheidung von ihrem Mann Melvin (der Name ist Programm) ist Penelope stinkreich, sie hatte nämlich keinen Ehevertrag unterzeichnet. Sie hat ein chronisch schlechtes Gewissen, weil sie zu Geld gekommen ist, ohne einen Finger zu rühren, deshalb organisiert sie ständig irgendwelche Wohltätigkeitsveranstaltungen. So ist Pen. Ich für meinen Teil ging immer nur wegen der Give-aways zu diesen Events. Jedenfalls muss ich Pen auch im Traum erscheinen, sobald ich weiß, wie man das anstellt. Sie ist garantiert außer sich, weil ich gestorben bin.
»Hallo?«, tönt es von unten.
»Hi!« Ich springe aus dem Bett und lasse die Eispackung darunter verschwinden. »Ich bin
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