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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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muss, aber ich versichere dir, es ist alles halb so schlimm. Und selbst wenn du nicht bestehst: Auch der dritte oder der vierte Himmel sind gar nicht so übel.«
    »Der dritte?«, heule ich auf. »Jetzt redest du sogar schon vom dritten Himmel? Das wird ja immer schöner! Was gibt es dort anzuziehen? Eine Mülltüte mit den Ladenhütern von vor drei Jahren?«
    »Eine Reisetasche, keine Mülltüte.« Sie wirkt pikiert.
    »Mir kommt gleich das Frühstück hoch.« Ich wanke würgend zur Spüle.
    »Beruhige dich, Alex. Du schaffst das schon. Wirf einfach einen Blick zurück, denk über dein Leben nach. Du machst das mit links, davon bin ich überzeugt. Ich habe schließlich dein ganzes Leben lang über dich gewacht.«
    »Ich will hier nicht weg!«, schreie ich und stampfe mit dem Fuß auf.
    »Dann schreib einen guten Aufsatz.« Sie nimmt einen letzten Biss von ihrer Waffel. »Ich habe dir zwei Collegeblöcke ins Schlafzimmer gelegt, die komme ich dann in zwei Wochen abholen.«
    Damit verlässt Deborah, mein Exschutzengel mit den miserabel gefärbten Haaren, mein Traumhaus. Ich kann mich nicht dazu aufraffen, sie zur Tür zu begleiten.

     

Der vierte Himmel ist die Hölle, oder?
     
    »Zum letzten Mal, Alex, mach dich deswegen nicht verrückt!«, rief meine Großmutter und versuchte, mir eine Gabel voll von ihrer berühmten Leberpastete in den Mund zu schieben. »Es ist doch bloß ein alberner Test.« Sie ließ den Blick über ihr Anwesen am Strand gleiten, über ihr Haus im Kolonialstil, ihren sattgrünen Rasen und ihre Pferdeställe. »Wozu brauchst du überhaupt so ein riesiges Haus?«
    »Aber ich werde auf Adam verzichten müssen und auf die Kleider. Und ich werde wieder Orangenhaut haben.«
    »Meine Güte, Alexandra, wenn das für dich die wichtigsten Dinge im Leben sind, dann verlegen sie dich vermutlich mit Fug und Recht auf eine andere Ebene.«
    »Großmutter!«, heulte ich auf. »Wie kannst du nur so grausam sein! Was wäre, wenn du auf deinen geliebten gelben Cadillac verzichten müsstest? Wenn deine Frisur flach wie eine Flunder wäre?«
    »Dann wäre sie eben flach wie eine Flunder. Ich hätte trotzdem noch dich und Großvater und Onkel Morris und meine Eltern und Freunde.«
    Ein wahres Wort. Ich kam mir vor wie eine verwöhnte Göre. Trotzdem: Worin besteht dann bitte der Unterschied zur irdischen Existenz? Wo bleibt da der Anreiz? Wozu kommen wir überhaupt in den Himmel?
    »Schrei sie nicht an. Ist doch klar, dass sie aufgebracht ist«, mischte sich mein Großvater ein. »Sie möchte eben in den Himmel kommen, den sie verdient.«
    »Aber wenn sie doch so tut, als wären ihr nur ihr Haus und ihre Kleider wichtig. Als wäre der Himmel eine Art Selbstbedienungsladen«, versetzte meine Großmutter.
    »Alex«, sagte Onkel Morris. »Die zuständigen Behörden wollen doch nur wissen, ob du dein Leben als erfüllt und sinnvoll betrachtest und wohin dich dein Lebensweg geführt hätte. Es ist eben schwer nachzuvollziehen, warum du nie häuslich geworden bist.«
    Und da wusste ich, dass ich verloren war. Wohin hätte mich mein Lebensweg geführt, wenn mir nicht ein Mini Cooper den Garaus gemacht hätte? Ich habe keine Ahnung. Ich hatte mich einfach treiben lassen. Ich dachte an all meine Sorgen, meine Klagen gegenüber meinen Freundinnen, an die Ermahnungen meiner Eltern, an all die Augenblicke, in denen ich völlig orientierungslos gewesen war, gefangen in meiner kleinen Welt, in der ich stur im Kreis gelaufen war. All das wurde mir plötzlich mit Schrecken bewusst.
    »Du bist doch nicht dumm, Alex«, stellte meine Großmutter fest. »Du bist ein cleveres Mädchen, selbst wenn die Entscheidungen, die du getroffen hast, vielleicht nicht die klügsten waren. Die Zuständigen wollen nur wissen, warum du sie getroffen hast. Wenn es an deinen Motiven nichts auszusetzen gibt, ist alles in bester Ordnung. Dann wusstest du offenbar, was du wolltest und was du dir vom Leben erwartet hast. Also, setz dich endlich auf deine vier Buchstaben und schreib den Aufsatz, dann hast du es hinter dir.«
    Und genau das tat ich dann.
    Ich nahm mir einen Tag Zeit und dachte intensiv nach. Folgendes ist dabei herausgekommen …

EINS
     
    Ich beginne den Aufsatz über die besten Tage meines Lebens mit meiner Zeugung. Das soll nicht heißen, dass das Leben meiner Ansicht nach mit der Zeugung beginnt. Ich habe keine Ahnung, ab wann man von »menschlichem Leben« sprechen kann, und wie Sie bestimmt wissen, sorgt diese Frage unten auf der

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