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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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ich weiß. Die kamen später, mit dem Geld. Er hat sich auch nie sonderlich für eine bestimmte Sportart begeistert, dafür war er umso zielstrebiger, wenn es darum ging, ein paar Kröten zu verdienen. Dann ließ er sich durch nichts und niemanden davon abbringen.
    Genau deshalb glaube ich, es muss an meinem Dad gelegen haben, dass meine Eltern so lange keinen Nachwuchs bekamen. Er ist einfach absolut unfähig, sich oder anderen irgendwelche Schwächen einzugestehen. Er würde nie und nimmer zugeben, dass er versagt hat. Da es von seiner Seite demnach keine Probleme geben konnte, muss es wohl oder übel meine Mutter auf ihre Kappe genommen haben. Sie ist diesbezüglich ohnehin sehr viel unverkrampfter. Dabei hat das Ganze doch nicht das Geringste mit Versagen zu tun; es handelt sich um ein rein »technisches« Problem. Und überhaupt: Warum ist es weniger schlimm, wenn es an der Frau liegt, dass ein Ehepaar keine Kinder bekommen kann? Das habe ich nie verstanden. Was macht einen Mann weniger männlich, wenn seine Spermien nicht schwimmen wollen?
    Jedenfalls hat sich mein Dad nach der Schule das Studium an der renommierten Wharton School, der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der University of Pennsylvania, finanziert und wurde bald einer der erfolgreichsten Bauunternehmer des Landes, wenn nicht gar der Welt.
    Er war seit jeher wild entschlossen gewesen, etwas aus sich zu machen. Aber eine Schwäche hatte auch er (von seinen schwimmfaulen Spermien einmal abgesehen, meine ich): meine Mutter.
    Sie war für ihn, was für Achilles die Sehne, für Superman das Kryptonit und für mich die gesamte zweite Etage von Barney’s in New York (ha!) war.
    Maxine Elaine Firestein kam neun Jahre nach meinem Vater zur Welt. Ihre Eltern, Evelyn und Harry Firestein, gehörten der Mittelschicht an und lebten in Wynnfield, einer damals vornehmlich jüdischen Gemeinde in West Philadelphia. Ihr Vater hatte sich die Ausbildung wie mein Dad selbst finanziert. Sie waren nicht etwa reich, aber sein Einkommen als Buchhalter reichte immerhin für ein Einzelhaus, ein Auto und einige Kaschmirpullover (in den 1950er Jahren der letzte Schrei). Mein Vater hingegen wuchs mit seinen beiden jüngeren Schwestern in einer Zweizimmerwohnung in West Philadelphia auf.
    Maxine Firestein war ein Einzelkind und »mit Abstand das hübscheste Mädchen an der gesamten Ostküste«, um es mit den Worten meines Vaters zu sagen.
    »Sie war die Grace Kelly unserer Gemeinde«, behauptete Sally LaFair, eine von Moms Freundinnen immer – und zu Recht; sie ist es nach wie vor.
    Es hat mich stets ein bisschen gewurmt, dass ich optisch eher nach meinem Vater komme. Meine Mutter hat eine Haut wie aus Porzellan und Wangenknochen, so hoch wie der Mount Everest. Ich werde im Gegensatz zu ihr zwar schnell braun, aber wenn man eine Mutter hat, die förmlich von innen heraus leuchtet, dann ist selbst knackige Bräune kein Trost. Wie oft habe ich versucht, ihre Backenknochen wenigstens ansatzweise in meinem Gesicht auszumachen! Vergeblich – meine Wangen sind flach wie die Prärie in Kansas.
    Das Haar meiner Mutter glänzt – nicht eine gespaltene Spitze, und nie ist auch nur der Hauch eines Ansatzes sichtbar, obwohl sie sich inzwischen blondieren lässt. Ich dagegen habe kein einziges gesundes Haar am Kopf. Jede Spitze gabelt sich, und noch während ich die Friseurrechnung bezahle, wachsen die ersten Ansätze nach.
    Meine Mutter kann essen, was sie will, sie nimmt nicht zu. Ich muss einen Eisbecher mit Karamellsauce nur ansehen, und schon habe ich fünf Pfund mehr auf den Rippen. Sie ist jetzt über sechzig und hat nach wie vor eine tadellose Figur. Ich habe, seit ich vierzehn bin, das Haus nicht mehr ohne figurformende Unterwäsche verlassen.
    Außerdem war meine Mutter das beliebteste Mädchen an der Overbrook Highschool. Ich besuchte eine Schule namens The Friends School und war meilenweit davon entfernt, das beliebteste Mädchen zu sein. Das beliebteste Mädchen hieß Dana Stanbury, und ich habe mich zwar irgendwann mit Dana angefreundet, aber ich gehörte lediglich zu ihrem Gefolge. Ich bin keine Anführernatur.
    Meine Mutter hatte in allen Fächern Einsen. Ich rutschte so durch.
    An der University of Pennsylvania hat man für Mom quasi den roten Teppich ausgerollt. Ich habe mich hineingeschmuggelt, als jemand die Hintertür offen stehen ließ.
    Meine Mutter ist der netteste Mensch auf der ganzen Welt. Sie nimmt streunende Hunde auf. Ich habe Peaches für achthundert

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