Die zehn Fragen: Roman
er in einer Schublade im Schreibtisch seines Arbeitszimmers."
Alle stürmten sogleich in das Arbeitszimmer. Und da lag auch das Scheckbuch in der Schublade. Die Witwe nahm es und sah die Zahlungseinträge durch. „Da ist etwas. Ein Scheck auf fünfzigtausend Dollar für einen Professor Kevin Manning." „Das muß es sein", rief der Neffe. „Dieser Professor Manning kann uns sagen, wo sich die Formel befindet!"
Die Witwe suchte bereits im Telefonbuch nach der Nummer des Professors. „Da ist sie, hier! Kevin Manning. Ich werde ihn gleich mal aufsuchen und euch dann mitteilen, was er zu sagen hat."
„O nein, das tust du nicht", sagte der Neffe. „Wir suchen ihn alle gemeinsam auf."
„Vertraut ihr mir etwa nicht?" fragte die Witwe scheinheilig. „Absolut nicht", erklärte der Anwalt.
Fünf Minuten später waren sie alle zusammen auf dem Weg zu Professor Manning.
Das Haus lag in einer heruntergekommenen Gegend und war klein und schäbig. Sie drängelten sich alle zur Haustür und klingelten. Aber niemand öffnete.
Wetten, daß er mit der Formel durchgebrannt ist?" sagte die Witwe. „Er hat uns unsere Milliarde Dollar gestohlen!" Der Neffe spähte durch ein Fenster in das Wohnzimmer. „Gehen wir einfach hinein", sagte er. „Vielleicht finden sich Hinweise." „Das ist nicht erlaubt!" protestierte David.
„Ach, hören Sie doch auf mit Ihren ewigen Einwänden", sagte der Anwalt. „Er hat völlig recht. Schauen wir nach, ob sich etwas findet. Wir brechen einfach die Tür auf."
Doch das war nicht nötig. Zu ihrer Verwunderung entdeckten sie, daß die Tür überhaupt nicht verschlossen war. Hintereinander gingen sie hinein in das Haus. Als sie zum Wohnzimmer kamen, blieben sie abrupt stehen wie angewurzelt. Mitten im Raum lag eine Leiche auf dem Boden. Mit einer Kugel im Kopf.
„O mein Gott!" sagte der Neffe. „Der Professor ist ermordet worden!"
Im ganzen Raum war alles drunter und drüber. Lampen, Stühle, Tische, alles war umgeworfen.
„Wer ihn umgebracht hat", sagte David, „suchte nach der Formel."
„Glauben Sie, er hat sie gefunden?" fragte die Witwe. David schüttelte den Kopf. „Weiß nicht. Jedenfalls ist hier gründlich gesucht worden." Er ging zu einem Schreibtisch, auf dem Papiere lagen, und sah sie kurz durch. Dann hielt er abrupt inne. „Seht mal!" sagte er. Er hielt einen Umschlag hoch, der an Samuel Stone adressiert war. „Den haben sie übersehen. Der Professor wollte ihn offensichtlich an Samuel Stone abschicken. Es könnte die Formel darin sein."
„Machen Sie auf!" verlangte der Anwalt. Unter den Augen aller öffnete David den Umschlag. Es kamen Zeichnungen einer Maschine zum Vorschein und mathematische Gleichungen, die sie alle nicht verstanden. Aber dafür verstanden sie eines: Sie hielten eine Milliarde Dollar in der Hand.
„Unglaublich", sagte der Neffe. „Das ist eine Formel für Autos, die mit Wasser und Luft angetrieben werden. Wißt ihr, was das bedeutet? Es wird die ganze Welt revolutionieren!"
Die Witwe lächelte. „Auf jeden Fall wird es meine Welt revolutionieren! Das ist nicht nur eine Milliarde wert, es ist Hunderte Milliarden wert. Die Welt ist nicht mehr auf Erdöl angewiesen. Mit dieser Formel betreiben wir Fabriken und Gesellschaften und Eisenbahnen und..." Sie war so aufgekratzt, daß sie sich hinsetzen mußte.
David sah auf den toten Professor am Boden. „Wir sollten jetzt die Polizei rufen", sagte er, „und ihr diesen Mord melden." „Augenblick", wandte der Anwalt ein. „Wenn wir die Polizei rufen, kommt sie und stellt uns endlose Fragen, und wir müssen über diese Formel Auskunft geben.
Entfernen wir uns lieber erst von hier. Wir können die Polizei ja dann von zu Hause aus anrufen." „Ich finde das nicht richtig", sagte David.
„Das ist Ihr Problem", tat ihn der Anwalt ab. „Sie denken doch immer nur daran, was angeblich richtig ist."
Sie kehrten mit der magischen Formel ins Haus zurück, und es herrschte eitel Freude unter ihnen. Sie waren reicher, als sie es sich in ihren wildesten Vorstellungen hätten träumen lassen! David griff zum Telefon und rief bei der Polizei an. „Ich möchte einen Mord melden", sagte er.
Man verband ihn mit Inspektor Bandy, dem Leiter der
Mordkommission.
„Sie möchten einen Mord anzeigen?"
„Richtig", sagte David. Und er gab dem Inspektor die Adresse des Hauses von Professor Manning.
Nachdem er aufgelegt hatte, sagte er: „Jetzt fühle ich mich schon besser. Jetzt können sie anfangen, nach dem
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