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Die zehn Fragen: Roman

Die zehn Fragen: Roman

Titel: Die zehn Fragen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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mächtigen Ölgesellschaften standen vor dem sicheren Ruin, wenn die neue Formel erst einmal heraus war. Sämtliche Tankstellen der Welt mußten dann ja zusperren.
    Das Abendessen an diesem Tag verlief sehr schweigsam. „Ich habe Angst", sagte die Witwe.
    Sie hatten alle Angst, wollten es aber nicht eingestehen. Sie gingen früh zu Bett, konnten aber nicht einschlafen. Sie hörten Geräusche in der Nacht, schrieben sie aber ihrer Einbildung zu. Als sie am Morgen zum Frühstück hinunterkamen, sahen sie als erstes nach, ob der Safe, in den sie die Formel verschlossen hatten, noch unversehrt war. Aber alles war in Ordnung. Trotzdem beunruhigte David etwas. Wenn ich nur wüßte, was , dachte er. Er sah sich im Raum um und spürte, daß irgend etwas nicht stimmte. Dann plötzlich wußte er es. Verschiedene Dinge waren nicht an ihrem üblichen Platz. Eine Stehlampe war verschoben, ein Tisch verrückt worden. Es war also jemand im Haus gewesen! Die Geräusche, die er nachts gehört hatte, waren keine Einbildung! Aber warum kam jemand ins Haus und nahm doch nichts mit? Auch dafür wußte er mit einem Schlag die Antwort. Er ging zu der Stehlampe und nahm den Lampenschirm ab - und tatsächlich da sah er die „Wanze", das Abhörmikrophon. Und unter dem Tisch, der nicht mehr an seinem Platz war, fand er eine zweite.
    Die anderen sahen neugierig zu, was er da machte.
    „Was machst du da, David?" wollte der Neffe wissen. David richtete sich auf. „Ach, nichts", sagte er. Er legte den Finger auf den Mund und winkte sie in den Garten. „Was ist los?" fragte der Anwalt.
    „Sie haben das Haus verwanzt", sagte David. „Sie hören alles mit, was gesagt wird. Würde mich nicht wundern, wenn auch versteckte Kameras installiert worden wären."
    „Sie meinen, man beobachtet uns heimlich?" flüsterte der
Neffe.
„Schon möglich", sagte David.
    „O mein Gott", stöhnte die Witwe. „Sie bringen uns alle um!" „Ich hätte wissen müssen, daß dies eine Nummer zu groß für uns ist", sagte David. „Was wir hier in der Hand haben, bedeutet schließlich einen gewaltigen Einschnitt in das Gefüge der gesamten Weltwirtschaft. Lieber bringen sie uns um, als daß sie das zulassen."
    „Wir könnten die Polizei einschalten", regte der Anwalt an. „Ach was, die sind viel mächtiger als die ganze Polizei. Haben Sie eine Vorstellung, wie groß diese Sache ist? Nein, wir müssen uns schon etwas anderes ausdenken."
    „Jedenfalls liefern wir ihnen die Formel auf keinen Fall aus!" erklärte die Witwe. Sie hatte doch keine Absicht, das ganze Geld wegzugeben, mit dem sie sich ihre schönen Kleider und eine Jacht und prächtige Häuser in Südfrankreich kaufen konnte!
    „Absolut nicht!" pflichtete ihr der Neffe bei. Er gab doch nicht das ganze Geld auf, mit dem er sich schnelle Autos und schöne Frauen kaufen konnte!
    „Völlig richtig!" sagte auch der Anwalt. Er gab doch nicht seinen Traum von dem großartigen Gebäude auf, mit dem er seine Mandanten beeindrucken konnte!
    David war der einzige, der sich nicht so sicher war.
    Auch er hätte zwar gerne das viele Geld gehabt, mit dem er dann den Armen und Obdachlosen hätte helfen können. Aber er fürchtete doch mehr das Risiko für ihrer aller Leib und Leben. Die Leute, mit denen sie es da zu tun hatten, waren zu mächtig, als daß sie ihnen hätten Einhalt gebieten können. Und sie waren auch ganz offensichtlich mit Nachdruck darauf aus, sich der Formel zu bemächtigen.
    „Was machen wir jetzt?" fragte der Neffe. „Wenn das ganze Haus verwanzt ist, können sie doch jedes Wort mithören, das wir reden!"
    Doch genau das gab David nun eine Idee ein. „Eben!" rief er.
„Das ist es!"
„Das ist was?" fragte die Witwe.
    „Ist doch ganz einfach", erläuterte David. „Nachdem sie alles mithören können, was wir sagen, sagen wir auch nur Sachen, die sie hören wollen."
    „Was wollen wir sie denn hören lassen ?" fragte der Anwalt. „Daß wir die Formel gar nicht mehr haben!" „Aber wir haben sie doch!" sagte der Neffe. „Wir vernichten sie."
    Alle starrten ihn ungläubig an. „Bist du verrückt?"
    „Natürlich nicht wirklich", erklärte David. „Wir tun nur so, als vernichteten wir sie. Dann lassen sie uns wieder in Ruhe." Alle sahen ihn bewundernd an.
    „Großartige Idee!" sagte der Anwalt. „Aber wie machen wir es?"
    „Ich bereite einen zweiten Umschlag vor", sagte David, „mit leeren Blättern darin. Dann gehen wir ins Haus und führen ein Gespräch, in dem wir so tun, als würden

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