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Die Zehnte Gabe: Roman

Titel: Die Zehnte Gabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson , Pociao
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wider. Eins der kleinen Kinder in den vorderen Reihen brach geräuschvoll in Tränen aus und musste von seiner Mutter beruhigt werden. Die kurze Stille danach wurde von einem dröhnenden Krachen zerrissen, als das schwere Holzportal im hinteren Teil der Kapelle gegen die steinerne Einfassung schlug.
    Priester Truran warf dem Nachzügler einen bösen Blick zu. Seine Brust hob sich, als wollte er angesichts solch ungebührlichen Verhaltens seiner Empörung Luft machen, doch dann traten seine Augen ungläubig hervor, und er stand mit offenem Mund da.
    Einer nach dem anderen wandten sich die Gemeindemitglieder um, weil sie sehen wollten, wer der Eindringling war, der ihren Gift und Galle spuckenden Prediger so unerwartet
zum Schweigen gebracht hatte. Cat verrenkte sich den Hals, und im gleichen Augenblick stürmte eine Horde von wild brüllenden Männern in die Kirche. Sie trugen lange, dunkle Gewänder, hatten kahl geschorene Köpfe und schwangen gefährlich aussehende Krummschwerter. Schwerter wie das eine, das sie flüchtig auf dem Tisch in der Kenegie-Küche gesehen hatte, oder das, was man zwischen den Planken des verlassenen Fischerboots Constance gefunden hatte. Die Männer hatten genauso dunkle Haut wie die Zigeunerin; das Weiß ihrer Augen hob sich strahlend davon ab. Ein Dutzend von ihnen rannten durch den Mittelgang und riefen: » Allahu akbar! «
    Piraten, dachte Cat und wagte kaum zu atmen. Das Herz hämmerte in ihrem Brustkorb wie ein zappelnder Fisch. Türkische Piraten!
    Ratsherr Polglaze sprang auf. »Wer seid Ihr?«, fragte er den ersten Mann, der den Gang entlangstürmte. Der lachte nur und bleckte die weißen Zähne. Mit seinem grauen Bart und dem langen Gesicht erinnerte er an einen Wolf. Der Ratsherr war es gewohnt, dass man ihm zuhörte und dass man ihm gehorchte. Außerdem war er ziemlich kurzsichtig. »Wie könnt Ihr es wagen, unsere Andacht zu stören? Falls Ihr Almosen wollt, wartet draußen, bis der Gottesdienst beendet ist. Und jetzt macht, dass Ihr rauskommt!« Er streckte die Hand aus, wie um dem Spuk Einhalt zu gebieten. Ohne Vorwarnung schlug ihn der Fremde mit einem brutalen Hieb zu Boden. Eine Frau schrie auf. Mistress Polglaze fiel an der Seite ihres Mannes auf die Knie und schützte ihn mit ihrem eigenen Körper vor weiteren Schwerthieben, die sicherlich folgen würden. Doch der Angreifer drehte die Klinge um und schlug sie mit dem Schwertgriff nieder, sodass sie über dem Ratsherrn zusammenbrach. Man sah nur noch einen leblosen großen Haufen von Fleisch und Kleidern. Ihre Kinder fingen an zu schreien, und alle anderen Kinder ringsum stimmten ein. In der ersten Reihe kreischte ein kleines Kind so hysterisch, dass sein Gesichtchen rot anlief.

    Einer der Angreifer schwang sein Schwert vor ihm und fletschte die Zähne wie ein Hund. » Skaut! « Abrupt verwandelte sich das Geschrei des Kindes in erschrockenes Schniefen.
    Immer mehr Männer drangen unterdessen in die Kirche ein, riefen in einer fremden, gutturalen Sprache durcheinander und fuchtelten mit den Klingen herum. Jim Carew, der Wachtmeister, ergriff in selbstmörderischem Pflichtbewusstsein den Arm eines Angreifers und versuchte, ihm seine Waffe zu entwinden. Der Mann zog einen Krummdolch aus dem Gürtel und stieß ihn Carew in den Hals. Das Blut spritzte in einem eleganten Bogen heraus und besudelte alle, die im Umkreis von einem Meter um ihn herumstanden.
    Als wären die Gläubigen bislang noch unschlüssig gewesen, was sie von diesem Überfall halten sollten, brachen sie nun, als der Schatten des Todes über Wachtmeister Carew fiel, in Panik aus. »Herr, errette uns!«, riefen sie. »Rette unsere Seelen!«
    Im hinteren Teil der Kirche sprang Jack Kellynch über die Bank, nahm Matty an der Hand und rannte auf die Tür der Sakristei zu, wo sich ihm eine Gruppe der Fremden in den Weg stellte. »Zurück mit dir, ungläubiger Hund!«, fauchte einer von ihnen. Jack blieb stehen und betrachtete einen nach dem anderen, als wollte er seine Chancen abschätzen, doch Matty zog ihn am Arm. »Nein, Jack«, flehte sie. »Tu, was er sagt.« Als es so aussah, als wollte Jack dennoch weitergehen, sagte der erste Angreifer etwas Unverständliches zu seinen Gefährten und versetzte Jack dann einen heftigen Tritt in den Magen, sodass dieser zurücktaumelte und gegen Matty fiel, die wiederum drei andere hinter sich mit zu Boden riss.
    Und noch immer strömten neue Piraten durch das Portal - zwanzig, vierzig, fünfzig -, bis es unmöglich war,

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