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Die Zeit der Androiden

Die Zeit der Androiden

Titel: Die Zeit der Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Bewußtsein entdeckt, daß Millionen von Menschen irgendwie keine Möglichkeit hatten, eine höhere Bildung zu erreichen. Das war erstaunlich für ihn, und die Gründe dafür blieben unklar; Edith selbst schien wenig darüber nachgedacht zu haben. Sie glaubte, daß alle diese Leute von einer Fülle zufälliger Umstände daran gehindert wurden.
    In diesem Bereich ihrer persönlichen Entwicklung hatte Edith einen besseren, geraderen Weg genommen als der Durchschnitt. Doch im College, zum erstenmal von ihrer Familie getrennt, war sie in den Sog einer Gruppenbewegung von Nonkonformisten geraten. Was immer die Motive der anderen Gruppenmitglieder gewesen sein mochten, bei Edith war es allein das starke innere Bedürfnis nach Zugehörigkeit zur Gruppe gewesen. Diese oberflächliche Bindung ohne echte Gemeinsamkeit der Anschauungen hatte keine neuen Normen an die Stelle der alten setzen können, und so war Edith in eine persönliche Krise geschlittert, die ihr ganzes späteres Verhalten bestimmt hatte. Wie eine Ertrinkende hatte sie um die Rückkehr zu einer inneren Norm gekämpft. Ein neues Studienfach, Verbindungen mit verschiedenen Männern – die Konfusion war enorm, und es war schwierig zu bestimmen, welche von diesen Handlungen ein wirkliches Ziel darstellte.
    Zu dieser Verwirrung trug bei, daß alles, was sie tat, von einer sehr großen Zahl von kleinen, endlos wiederholten Handlungen modifiziert wurde – Eßgewohnheiten, Körperpflege, Kleidungsproblemen, Kommunikation, Reaktionen, Gehen, Schlafen, Denken: lauter Stereotypen.
    Shalil konnte nicht einen einzigen Zugang finden, der frei von diesen Stereotypen gewesen wäre; tatsächlich schienen sie den größten Teil ihres wachen Bewußtseins auszufüllen. Schließlich sagte er, um Zeit zu gewinnen: »Dies ist der Garten der Kristalle im dreiundneunzigsten Jahrhundert. Hier, in der am wenigsten berührten Wildnis, die es auf unserem Planeten noch gibt, liegen die Kristalle in der Erde vergraben, wo sie von wissenschaftlichen Wächtern behütet werden.«
    Nachdem er das gesagt hatte, sah er, daß ihre Gedanken eine neue Richtung einschlugen. Ihre Hauptsorge war jetzt, daß sie womöglich niemals in ihre eigene Ära zurückkehren würde. Da er wußte, daß sie sofort zurückkehren konnte, indem sie den richtigen Gedanken dachte, erkannte er sofort seine Chance. Es kam darauf an, sie in Unruhe, Ungewißheit und Sorge zu halten. Seine Überlegungen, wie das am sichersten zu bewerkstelligen sei, verursachten eine hastige telepathische Konsultation zwischen seinen Kollegen. Augenblicke später kam der Vorschlag: »Wir glauben, daß Ablenkung das beste Mittel ist, Shalil. Laß ihr einen kleinen Sieg, der so aussieht, als sei er ein Geschenk von dir.«
    Die Idee schien nicht schlecht zu sein, und Shalil führte sie aus, als ob sie eine Anweisung wäre.

 
14.
     
    Ein neuer Morgen in Harkdale. Marge Aiken verließ ihr Hotelzimmer und kam nach unten. Sie ging durchs Foyer und spähte beinahe automatisch in den Konferenzraum. Die Beleuchtung war ausgeschaltet, die Vorhänge waren noch zugezogen; und die dämmerige Leere war sofort wie eine zusätzliche Last, die ihr Bewußtsein beschwerte.
    Niedergeschlagen wandte sie sich ab, um in den Frühstückssaal zu gehen, als ein Mann auf sie zutrat und sie aus ihrer Geistesabwesenheit riß. Sie fuhr zusammen.
    Derek Slade, in seiner unaufdringlichen Eleganz wie ein Modell aus einem Journal für Herrenmode, verbeugte sich höflich und sagte mit dezent gedämpfter Stimme: »Madame, wenn ich mich recht entsinne, waren Sie gestern abend mit den fünf Mr. Mitchells im Konferenzraum. Wissen Sie vielleicht, wo die vier verheirateten Mr. Mitchells sind? Wie mein Kollege vom Nachtdienst notierte, sind die Ehefrauen in großer Unruhe und haben während der Nacht wiederholt bei ihm angerufen. Und nun ist ein Polizeibeamter unterwegs, weil drei der Damen Vermißtenanzeige erstattet haben.«
    Marge wollte schon leugnen, daß sie die Frau war, die er mit den Mitchells gesehen hatte. Aber das hätte den Mann nur mißtrauisch gemacht. Außerdem hatte sie bemerkt, daß er den Junggesellen Mitchell nicht erwähnt hatte, und sie verneinte seine Frage und erkundigte sich nach diesem Mitchell.
    »Er ist nicht in seinem Zimmer«, sagte Derek Slade. »Wie ich hörte, ist er vor vielleicht zwei Stunden ausgegangen.«
    Marge blieb in der Türöffnung stehen und überlegte, was aus dem besten Seth Mitchell geworden sein mochte und wie sie diesen

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