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Die Zeit der Androiden

Die Zeit der Androiden

Titel: Die Zeit der Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Nacht verging und wich dem Dämmern eines neuen Tages. Das Sonnenlicht, das durch die durchscheinenden Wände einsickerte, sah endlich ein halbes Dutzend Riesen, unter ihnen Shalil, um die bewußtlose junge Frau aus dem zwanzigsten Jahrhundert versammelt.
    Sollten sie sie wecken – oder nicht?
    Der äußere Anschein sagte, daß sie hilflos sei. Als Shalil bemerkt hatte, daß der beste Seth Mitchell dem Kristall Befehle gab, hatte er Edith besinnungslos gemacht, und in diesem Zustand war sie im dreiundneunzigsten Jahrhundert eingetroffen.
    Was Shalil und seine Kollegen beunruhigte, war, daß sie seit ihrer Wiedererschaffung eine undefinierbare Macht ausstrahlte. Eine totale Macht! Wie konnte das sein?
    Shalil hatte ihnen eine genaue Schilderung seiner Erlebnisse und Beobachtungen im zwanzigsten Jahrhundert gegeben. Danach war kaum ein Zweifel an der emotionalen Primitivität, der Gewöhnlichkeit und der Ungefährlichkeit aller Bewohner der Vergangenheit erlaubt, mit denen Shalil zusammengekommen war.
    Wieder ließen sie sich auf telepathischer Ebene berichten, daß der beste Seth Mitchell angenommen hatte, der Kristall würde aus den Machtphantasien eines Jungen eine ungewöhnliche Energiekonfiguration entwickeln. Und weil der beste Seth Mitchell und jener Junge miteinander identisch waren, schien klar zu sein, daß der Kristall ursprünglich zu ihm orientiert gewesen war und seine Energien damals für späteren Gebrauch mobilisiert hatte. Daraus folgerten die Riesen unglücklich: »In diesen Kristallen ist mehr Potential als wir bisher analysiert haben.«
    Und wie konnte das sein?
    Mit seinen letzten Worten an Edith Price hatte der beste von allen möglichen Seth Mitchells angedeutet, daß er eine Gedankenübertragung von ihr empfangen hatte, vermutlich über den Kristall. Aber sobald Shalil den Kristall unter seine Kontrolle gebracht hatte, hätte ein solcher Informationsaustausch nicht mehr möglich sein sollen.

 
13.
     
    Ein Riese grunzte: »Ich denke, wir sollten sie töten.«
    Ein zweiter Herkules grollte einen Einwand. »Wenn der Tötungsversuch eine Reaktion der absoluten Macht auslöst, die von ihr ausgeht, dann könnte die Gewalt unkontrollierbare Formen annehmen. Es wäre viel besser, auf der Basis von Shalils Bericht die niveauniedrige Funktionsweise ihres Verstands zu benützen, um ihr Wissen und ihre Selbsteinschätzung kennenzulernen.«
    Alle hielten das für eine gute Idee. »Und sollte etwas schiefgehen«, erklärte einer, »so können wir sie jederzeit durch sofortige Auslöschung und Wiedererschaffung mittels des Kristalls von neuem ohnmächtig machen.«
    Sie beendeten ihre mehr und mehr zuversichtlichen Überlegungen mit dem Entschluß, daß Edith bei ihrem Erwachen den Eindruck haben sollte, völlig frei zu sein …
     
    Sie lag im Gras. Es berührte ihre Finger und ihr Gesicht. Der frische Geruch davon war in ihrer Nase.
    Edith öffnete ihre Augen und hob den Kopf. Wildnis. Eine Lichtung in einem wuchernden Urwald. Ein kleines braunes Tier mit buschigem Schwanz flüchtete ins Unterholz, als sie aufsprang, verstört von der jäh hereinbrechenden Flut der Erinnerungen.
    Dann sah sie den Riesen, der sich fünf Meter zu ihrer Linken aufrappelte. Er kam nur langsam und unbeholfen auf die Füße, als ob er benommen wäre.
    Es war ein diesiger Tag, und die Sonne stand hoch am Himmel. Sie bemerkte, daß die Lichtung ein Wiesenhang war, aber auf der Talseite hing nebliger Dunst über den Wäldern und versperrte die Aussicht. Ein weißlicher Fleck mit verschwimmenden Konturen schien ein Gebäude zu sein.
    Edith blickte kaum in die Richtung. Statt dessen wandte sie sich dem Riesen zu und fragte: »Wo sind wir?«
    Shalil beobachtete sie aufmerksam. Er fand es schwierig zu verstehen, daß sie nicht intuitiv wußte, wo sie war, doch ihre Gedanken zeigten ihm klar, daß sie besorgt und verwirrt auf die neue Situation reagierte. Die Analyse, die seine Kollegen und er gemacht hatten, war offenkundig zutreffend. Sie hatten durch telepathische Überwachung festgestellt, daß diese Frau in einem unwahrscheinlichen Maß von Instinkten, unbewußten Anpassungshaltungen und vergessenen Erinnerungen motiviert wurde, jede von ihnen psychisch so solide wie eine Stahlstange. Ihr ganzes Leben lang hatte sie Regeln befolgt, sich dem Gruppendenken untergeordnet. Elternhaus, Schule und College hatten die Normen geformt, und nie hatte sie diese Normen grundsätzlich in Frage gestellt.
    Shalil hatte in ihrem Gedächtnis ein

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