Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
Vom Netzwerk:
loszukommen. Zaghaft unternahm sie auch einen Versuch in diese Richtung. Doch im nächsten Augenblick lag sie schon unter ihm. Nun wehrte sie sich entschlossener. Aber ihre Bemühung, seinem Drängen ernsthaft entgegen zu wirken, blieb zu zaghaft. Mit einer Hand hielt er ihr schließlich die Arme über dem Kopf zusammen und fuhr mit der anderen unter ihr Fellgewand. Auf diese Weise stellte er sie den anderen Frauen gleich. Am liebsten hätte sie, um ihren Stolz zu wahren, sich mit Händen und Füßen auf das Heftigste dagegen gewehrt, - aber das wagte sie nicht.
    In dem Moment sah Maramir, wie ihre Schwester sich langsam aufrichtete. Kar hatte bisher nicht eingegriffen – aber jetzt schien sie zu allem bereit, ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
    „Nicht!“, flehte Maramir. „Laß ihn, Kar! Er tut mir nicht weh! Er tut mir nicht weh ...“
    Gierig entblößte Feuerauge Maramirs Hüfte und drang heftig in sie ein. Furchtbare Erinnerungen stiegen in ihr auf, und abscheuliche Empfindungen, von denen sie sich wünschte, sie niemals kenngelernt zu haben, kehrten zurück. -
    Als es endlich vorbei war, wälzte sie seinen schwitzenden, erschlafften Körper zur Seite. Rasch wollte sie aufstehen und von ihm wegkommen, aber Feuerauge ergriff ihren Arm. Fragend starrte er sie an. Maramir wurde wütend und bemühte sich mit aller Kraft, ihren Arm zu befreien. Als im nächsten Augenblick Schreie losbrachen, ließ er sie los. Die Gefahr verheißenden Rufe kamen aus der Richtung, wo Männer an einem Feuer, am Rand des Lagers, Wache hielten. Sofort ergriff Feuerauge seine Lanze, sprang auf und schnellte los, allen voran. Wie angewurzelt stand Maramir noch immer auf dem selben Fleck, als kurz darauf die anderen Männer unter wildem Geschrei mit Fackeln, Keulen und Lanzen an ihr vorbei jagten. Das nahe schneeverhangene Dickicht schluckte sie alle. Nur die tanzenden Lichter der Fackeln verrieten, wo sie waren. Maramir erkannte schließlich einige Silhouetten der Spitzgesichter, die unter lautem Geschrei mit den Lanzen nach einem gefährlich fauchenden Schatten in der Dunkelheit stocherten.
    „Mähnenkatzen!“, schoß es Maramir durch den Kopf.
    Plötzlich wurde sie schroff zu Boden gestoßen. Zugleich schaute sie auf und sah, wie sich einige Frauen, die dicht an ihr vorbei gerannt waren, ebenfalls mit Lanzen und langen Stöcken bewaffnet, geradewegs ins Gemenge stürzten. Maramirs Schulter schmerzte, so daß sie für einen Moment lang alles andere vergaß. Dann aber nahm sie eine dunkle Gestalt wahr, die sich aus dem Schattengewirr gelöst hatte und in geduckter Haltung, die Lanze bereit zum Stoß, direkt auf sie zu kam. Es war Mutter Schwarzhaar Wangenfleck. - Der Schock des Bewußtseins, von ihrer Lanze im nächsten Augenblick durchbohrt zu werden, ließ Maramir einen heißen Schmerz in der Brust verspüren. Ein entsetzlicher Schreck riß ein großes, dunkles Loch in ihre Gedanken. - Doch bevor ihre Feindin den tödlichen Stoß ausführen konnte, rammte jemand Mutter Schwarzhaar Wangenfleck eine Lanze in den Schenkel. Schmerzhaft getroffen, fiel sie um. Maramir sah Kar rückwärts taumeln. Es dauerte etwas bis Maramir begreifen konnte, was geschehen war: Kar hatte eine Lanze tief in den nackten Schenkel des Spitzgesichts getrieben. - Das Weib kreischte wie von Sinnen. Angst schnürte Maramir die Kehle zu; sie waren verloren ... Schlagartig stockte der Verwundeten der Atem. Irgendetwas raubte ihr die Stimme und ließ Mutter Schwarzhaar Wangenfleck erstarren. Eine grollende Stimme, begleitet von dem unsichtbaren Schatten einer unheimlichen Macht, herrschte plötzlich allen anderen Lauten vor. Jegliches Geschehen um Maramir verschwand aus ihrer Wahrnehmung. Maramir sah nur die in Dunkelheit gehüllte Gestalt der Knochenfrau. Die Alte drohte mit einem Gegenstand in ihrer Hand, den sie auf Mutter Schwarzhaar Wangenfleck richtete. Knurrend kam sie mit stampfenden Schritten näher. Ein mächtiger Geist schien Besitz von dem alten Körper ergriffen zu haben. Anders konnte es nicht sein, denn der alte Körper war auf einmal so kräftig und beweglich wie der eines jungen Menschen. Breitbeinig stand die Alte nun über der vor Entsetzen erstarrten Frau und bedrohte sie mit der knöchernen Pranke eines Bären. Je mehr sich Mutter Schwarzhaar Wangenfleck aus Furcht duckte, desto mehr schien die Knochenfrau zu wachsen.
    Andere kamen in dem Moment dazu, - unter ihnen Feuerauge. Es war ihnen offenbar gelungen, die Mähnenkatze zu vertreiben,

Weitere Kostenlose Bücher