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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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der Ketten umband, verriet, daß er ihren Zustand einschätzen und auch geduldig hinnehmen konnte; was Maramir auf den Gedanken brachte, Leinocka müsse sich zu ihm legen, um mehr von seiner Gunst zu gewinnen.
    Schließlich sprach sie mit Kar darüber. Und ihre Schwester riet, daß es klug sei, so zu handeln. - Etwas anderes war Kar allerdings ebenfalls nicht entgangen; deshalb gab sie Maramir den Rat, mit Lächelndes Spitzgesicht den Tanz der Geschlechter zu tanzen. Das, so glaubte Kar, würde ihn zufriedenstellen und seinen Groll auf Maramir besänftigen.
    Maramir war aufgefallen, daß Feuerauge den Umgang mit ihm mittlerweile weitgehend vermied. Wenn er jedoch das Wort an ihn richtete, konnte man an seinem drohenden Tonfall hören, daß er es nicht dulden würde, wenn sich ihm ein Jüngerer, Unerfahrener widersetzen sollte. - Maramir überlegte nicht lange. Bevor es zu einem Kampf zwischen ihm und Feuerauge kommen würde, entschied sie, würde sie tun, was Kar für richtig hielt, um den Frieden unter den Spitzgesichtern zu wahren und ihre eigene Sicherheit nicht zu gefährden.
    Doch dann geschah etwas, noch bevor Maramir die Gelegenheit dazu bekam. Die Alte veränderte sich, beobachtete sie mit einem Ausdruck von Argwohn, und in ihrem Blick flackerte jedes Mal ein tückisches Funkeln. Sie rührte sich den ganzen Tag lang nicht von der Feuerstelle unter dem Felsdach weg, saß nur da und beobachtete, vor allem Maramir, eben auf diese seltsame Weise. - Bis sie dann gegen Abend Feuerauge zu sich ans Feuer holte. Was die Alte ihm zu sagen hatte, schien von großer Bedeutung zu sein, denn ihre Augen blitzten ein paar Mal drohend auf, während sie miteinander redeten.
    Die kurze Unterhaltung schien mit einer strengen Aufforderung an Feuerauge zu enden. - Als er sich erhob, wirkte sein Gesicht ernst. Wenn sie ihn hatte einschüchtern können, dann merkte man es ihm nicht an, vielmehr wirkte er nachdenklich. Schließlich verschwand er gedankenvertieft im schneeverhangenen Dickicht der kleinen Bäume.
    Kurze Zeit später erschien Feuerauge wieder, lief zielstrebig an Maramir vorbei, ging zu der dunkelhaarigen, jüngeren der beiden Frauen, die Maramir angegriffen hatten, packte ihren Arm und hob sie in den Stand. Seine Worte trieben ihr das blanke Entsetzen ins Gesicht. Sie konnte kaum die Kraft aufbringen, sich auf den Beinen zu halten, so sehr schwankte sie, als Feuerauge sie mit sich zog. Man sah ihm an, daß er es mit Unbehagen und Widerwillen tat. Breitbeinig stand er schließlich vor Lächelndes Spitzgesicht, der mit den anderen Männern um ein Feuer saß. Ungläubig starrte er Feuerauge an und erhob sich zögernd. Im Lager war es plötzlich still geworden; jeder beobachtete gespannt, was passieren würde. In einem Tonfall, der deutlich zum Ausdruck brachte, daß er keine Widerworte duldete, sprach Feuerauge zu ihm. Lächelndes Spitzgesicht erstarrte mit entsetztem Ausdruck. Dann begegnete sein unsicherer Blick dem der Frau. Sie hatte Tränen in den Augen, zutiefst beschämt senkte sie den Kopf. Was Lächelndes Spitzgesicht in diesem Moment fühlte oder dachte, konnte Maramir nicht deuten. Sein Ausdruck wechselte so schlagartig und oft, daß ihn mehrere Gefühle und Gedanken gleichzeitig bewegen mussten. Feuerauge wandte sich ab und ließ ihn mit der Frau stehen, an deren Beine sich mittlerweile hilflos ein Kind, ihre kleine Tochter, klammerte. Feuerauge ging mit schnellen Schritten auf die Frau mit den helleren, glatten Haaren und dem fehlenden halben Finger zu. Verängstigt sank sie in die Knie und warf schützend einen Arm um ihre Tochter, ein junges Mädchen an ihrer Seite. Mit dem anderen Arm umschlang sie einen etwas älteren Jungen mit markanten braunen Hautflecken im Gesicht und am Hals, die Maramir gleich am ersten Tag an dem Jungen aufgefallen waren. Anders als das Mädchen, vergrub er nicht seinen Kopf im Gewand der Mutter, sondern suchte neugierig und fragend Feuerauges Blick. Der warf den Dreien jedoch nur ein paar knappe Worte entgegen. Woraufhin die Frau ihre Kinder losließ und eingeschüchtert einige Dinge zusammenraffte. Maramir traute ihren Augen nicht. Feuerauge kam mit Halbfinger und den beiden Kindern näher und brachte die Drei schließlich dazu, sich an das Feuer zu begeben, an dem Maramir mit ihrer Schwester und Leinocka saß. Ein unüberhörbares Raunen erhob sich im Lager.
    Maramir konnte kaum glauben, was geschah. Gedemütigt saß die Frau nun, zwischen Angst und Wut schwankend, Maramir und

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