Die Zeit der Hundert Königreiche - 4
Nachtgewand, am Ausschnitt und an den Ärmeln bestickt, aber es konnte die reifen Rundungen ihres Körpers nicht verbergen. Vorsichtig schloß er die Tür. Wie Sollte sie in der Dunkelheit merken, daß er nicht Bard war? Irgendwie wollte er, daß sie es merkte, daß auch sie ihn begehrte. Trotzdem, wenn dies die einzige Möglichkeit war, sie zu haben … Zum Teufel, was zögerte er noch? Wenn sie zu der Art Frauen gehörte, die von Mann zu Mann weitergereicht werden konnten, kam es dann darauf an? Aber sie gehörte offensichtlich nicht zu dieser Art, oder Bard hätte sie ihm einfach überlassen, ohne zu dieser List ZU greifen …
Vielleicht auch nicht. Die Vorstellung, daß Bards Körper, sein eigener Körper sich mit dieser Frau vereinigte, erregte ihn auf seltsame Weise, und das wieder gab ihm zu denken. War Bard ebenso verrückt wie er, daß ihm der Gedanke daran, sein Duplikat liege im Bett mit seiner Frau, einen gewissen Kitzel bedeutete?
Er setzte sich auf die Bettkante, um sich auszuziehen. Es war stockdunkel, aber er wollte es nicht riskieren, Licht zu machen. Vielleicht merkte sie, daß er nicht Bard war, weil er keinen Kriegerzopf trug … Er verzog belustigt das Gesicht, als ihm bewußt wurde, daß er vor Erwartung bebte wie ein Junge, der seine erste Frau nehmen will.
Zum Teufel, was sollte das?
Und Bard hatte ihm Melisandra gegeben, nicht um Paul einen Gefallen zu tun, sondern, das war ihm klar, um Melisandra zu demütigen. Auf einmal war er sich nicht mehr sicher, ob er wirklich den Wunsch hatte, bei der Demütigung dieser Frau mit Bard gemeinsame Sache zu machen.
Aber wahrscheinlich würde sie nie erfahren, daß es nicht Bard gewesen war, der zu ihr kam, und wenn dies die einzige Möglichkeit war, sie zu haben, würde er nicht darauf verzichten! Er legte sich neben sie ins Bett und faßte unter der Decke nach ihr.
Sie wandte sich ihm mit einem kleinen Seufzer zu, nicht erwartungsvoll oder freudig, sondern resignierend. War Bard ein so ungeschickter Liebhaber, oder konnte sie ihn einfach nicht leiden? Jedenfalls hatten sie jetzt nichts mehr füreinander übrig! Nun, vielleicht konnte er ihre Einstellung ändern. Bisher hatte jede Frau, wenn sie ihm auch nur eine halbe Chance gab, ihn als Liebhaber schätzen gelernt.
Sie lag passiv unter seinen Liebkosungen. Sie wehrte sich nicht, und sie kam ihm nicht entgegen, sie tat einfach so, als sei er überhaupt nicht da. Verdammt sollte sie sein, auf diese Art wollte er sie nicht! Lieber wäre es ihm gewesen, daß sie kreischte und um sich schlug, als daß sie ihn wie eine ihr widerwärtige Pflicht akzeptierte. Aber gerade, als ihm dies durch den Kopf ging, seufzte sie noch einmal und legte die Arme um seinen Hals, und er zog sie an sich. Er spürte ihre wachsende Erregung, ihr Zittern, und seine eigene Leidenschaft wurde immer heftiger.
Erschöpft und keuchend ließ er sich über sie fallen. Er lag dort, seine Hände streichelten sie immer noch, er bedeckte sie mit Küssen und wollte sie nicht einmal für einen Augenblick loslassen. Leise fragte sie in der Dunkelheit: »Wer bist du?«
Erschrocken sog er die Luft ein. Und dann wurde ihm klar, daß er es sich hätte denken können. Er und Bard waren sich körperlich gleich, vielleicht auch seelisch. Aber Sex ist von allen Tätigkeiten am meisten der kulturellen Konditionierung unterworfen. Es war ihm völlig unmöglich, eine Frau auf die gleiche Art zu lieben, wie es ein Darkovaner tun würde. Die Mechanik des Akts war die gleiche, aber das ganze Drumherum mußte völlig anders sein. Er hätte sie mit dem ihr vertrauten Gesicht und Körper täuschen können, solange er sich still verhielt. Aber jede Liebkosung, jede Bewegung verriet seine Herkunft aus einer anderen Welt, eine zu tief sitzende Konditionierung, als daß sie hätte geändert werden können. Selbst wenn Bard ihm Unvorstellbarerweise die übliche Art genau beschrieben hätte, wäre es ihm ebenso unmöglich gewesen, sie nach Bards Methode zu lieben wie nach der eines Cro-Magnon-Mannes! Er antwortete ruhig: »Bitte, schreie nicht, Melisandra. Er hat mich hergeschickt, und ich konnte nicht widerstehen. Ich verlangte so sehr nach dir. «
Bei aller Aufregung dämpfte sie ihre Stimme. »Er hat uns beiden einen grausamen Streich gespielt, und es war nicht sein erster. Nein, ich werde nicht schreien. Macht es dir etwas aus, wenn ich Licht anzünde?«
Er legte sich zurück, während sie eine kleine Lampe ansteckte und sie so hielt, daß sie ihn sehen
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