Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
konnte.
»Ja«, sagte sie, »die Ähnlichkeit ist … ist dämonisch. Das merkte ich schon, als ich dich mit Erlend zusammen sah. Aber es ist mehr als bloße Ähnlichkeit, nicht wahr? irgendwie spüre ich eine Verbindung zwischen euch. Obwohl ihr - sehr verschieden seid.« Ihr Atem kam stoßweise.
Er streckte die Hand aus, nahm ihr die Lampe ab und stellte sie auf den Nachttisch. »Hasse mich nicht, Melisandra«, bat er. Ihr Mund Zitterte, und er stellte fest, daß er sich wünschte, alles wegzuküssen, was ihr Kummer machte. Das war ganz und gar nicht seine übliche Reaktion bei Frauen! Verdammt, sonst hatte er nie schnell genug wegkommen können, wenn er gehabt hatte, was er wollte! Aber diese Frau tat ihm etwas sehr Seltsames an.
Erschüttert betrachtete sie ihn.
»Einen Augenblick lang dachte ich, vielleicht habe sich etwas in ihm verändert. Ich … ich … ich habe mir immer gewünscht, daß er SO Zu mir wäre … « Sie schluckte schwer, würgte, und er spürte, daß sie sich viel Mühe gab, nicht zu weinen. »Aber ich habe mich nur selbst getäuscht, denn er ist schlecht, schlecht bis zum Kern, und ich verabscheue ihn. Aber mich selbst verabscheute ich noch mehr, weil
- - weil ich mir wünschte, er wäre ein Mann, den ich … den ich lieben könnte. Denn wenn ich ihm nun einmal gehören muß wenn noch inmitten seiner Freude und seiner Verwunderung nagte ein störender Gedanke an ihm.
Jetzt kann ich nicht mehr zurück. Jetzt bin ich dieser Welt verfallen, jetzt gibt es hier jemanden, der mir mehr bedeutet als irgendwer oder irgend etwas auf der Welt, von der ich kam. Was wird jetzt geschehen, wo ich das Ganze nicht mehr als verrückten Traum ansehen kann? ich ihm überantwortet worden hin, dann kann ich nicht anders, als mir wünschen, er wäre … wäre ein Mann, den ich lieben könnte … « Er zog sie zu sich herab und küßte ihren zitternden Mund, küßte die Tränen fort, die unter den hellen Wimpern hervorströmten. »Ich kann es nicht bereuen«, sagte er. »Nicht, wenn es mich zu dir gebracht hat, Melisandra. Dein Kummer tut mir leid. Es tut mir leid, daß du Angst hattest. Willentlich hätte ich dir niemals Kummer oder Angst bereitet. Aber ich bin froh, daß ich dich dies eine Mal gehabt habe, wo du nicht protestieren konntest …«
Sie sah ihn ernst an; ihre Augen waren noch naß.
»Ich bereue es auch nicht. Glaub mir. Obwohl ich vermute, daß er mich zu demütigen versuchte. Ich habe mich immer geweigert, wenn Lady Jerana mich einem anderen geben wollte, selbst als sie mir anbot, mich in allen Ehren mit einem von Dom Rafaels Friedensmännern zu verheiraten. Ich hatte Angst, dann würde es nur noch schrecklicher werden. Bard hat mir das Schlimmste angetan, was er tun konnte, von ihm habe ich nichts mehr zu fürchten, und ich dachte, besser die Grausamkeit, die ich kenne, als eine neue Grausamkeit von einem Fremden … Aber du hast mich eines Besseren belehrt.« Plötzlich lächelte sie ihn im Licht der Lampe an. Es war ein sehr schwaches Lächeln, und er wußte, nie würde er sich zufriedengeben, bis sie ihm das gleiche Lächeln schenkte wie heute dem Kind, ein volles, frohes Lächeln voller Liebe.
»Ich glaube, ich bin dir dankbar. Und ich weiß nicht einmal deinen Namen.«
Mit einer Hand löschte er das Licht, und mit der anderen zog er sie an sich.
»Dann bist du bereit, mir deine Dankbarkeit zu beweisen?« Er hörte ihr glückliches Aufseufzen, bevor sie sich ihm zuwandte und ihn küßte. Es überraschte und entzückte ihn so, daß er bis in die Wurzeln seines Seins erschüttert war.
»Bisher habe ich Bard nicht gehaßt«, sagte sie und drückte sich bebend an ihn. »Durch dich habe ich jetzt gelernt, wie ich ihn hassen soll, und dafür werde ich nie aufhören, dir dankbar zu sein.« »Aber ich möchte mehr als Dankbarkeit«, hörte er sich zu seinem eigenen Erstaunen sagen. »Ich möchte deine Liebe, Melisandra.« Mit einer Intensität, die furchterregend war, sprach sie in die Dunkelheit hinein: »Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, wie man liebt. Doch wenn ich es lernen kann, einen Mann zu lieben, dann dich, Paul.«
Er sagte nichts mehr, er zog sie nur leidenschaftlich an sich. Aber
    3
    Zehn Tage später ritt Paul Harrell zum ersten Mal an der Seite Bards di Asturien in den Krieg.
»Die Männer von Serrais haben ihren Eid gebrochen«, erklärte Bard ihm, als sie ihre Vorbereitungen trafen. »Vielleicht brauchen wir nicht zu kämpfen. Aber wir müssen sie daran erinnern, was sie geschworen

Weitere Kostenlose Bücher