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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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bei der Truppe ebenso wenig etwas verloren wie Carlina oder einer unserer kleinen Brüder! Wie alt ist dein kleiner Bruder jetzt?« »Er muß acht sein«, antwortet Bard. »Neun zu Mittwinter. Ob er mich wohl vergessen hat? Ich bin nicht wieder zu Hause gewesen, seit mein Vater mich an den Hof schickte.«
Beltran klopfte ihm verständnisvoll auf die Schulter. »Du kannst aber doch sicher Urlaub bekommen, um vor Mittwinter nach Hause zu reisen.«
»Wenn der Kampf in Hammerfell vorbei ist, ehe der Schnee die Straßen unpassierbar macht«, sagte Bard, »dann will ich es tun. Meine Pflegemutter liebt mich nicht, aber sie kann mich nicht von meinem Vaterhaus fernhalten. Ich möchte zu gern sehen, ob Alaric mich immer noch gern hat.« Bei sich dachte er, daß er vielleicht seinen Vater bitten könnte, zu seiner Hochzeit zu kommen. Nicht jeder König von Ardrins Pflegesöhnen wurde von dem König selbst di catenas verheiratet!
Sie blieben noch lange im Gespräch wach, und als sie endlich einschliefen, war Bard recht zufrieden. Er dachte kurz und voller Bedauern an die hübsche Mirella, aber schließlich stimmte es, was Meister Gareth gesagt hatte. Er hatte Carlina, und schon bald würden sie verheiratet sein. Beltran hatte recht: Tugendhafte Frauen hatten bei der Armee des Königs nichts zu suchen.
    Am nächsten Morgen wandten sie sich nach einer kurzen Besprechung mit Meister Gareth und Beltran in die Richtung der Furt bei Morays Mühle. Heute wußte kein lebender Mensch mehr, wer Moray gewesen war, obwohl man sich auf dem Land Geschichten über ihn erzählte, die ihn zu allem möglichen vom Riesen bis zum Drachenhüter machten. Aber nahe der Furt standen immer noch die Ruinen einer Mühle, und ein Stück weiter stromaufwärts war eine zweite Mühle noch in Betrieb. Eine Zollschranke sperrte die Straße ab, und als Bards Männer sich ihr näherten, kam der Zolleinnehmer, ein fetter, ergrauender Mann, heraus und sagte: »Auf Befehl des Lords von Dalereuth ist diese Straße geschlossen, meine Lords. Ich habe geschworen, die Schranke keinem zu öffnen, der ihm nicht Tribut zahlt oder von ihm sicheres Geleit innerhalb seiner Grenzen bewilligt bekommen hat.«
»Bei sämtlichen Höllen Zandrus - «, begann Bard, aber Prinz Beltran ritt nach vorn. Hoch ragte er über dem kleinen Mann mit seiner Müllerschürze auf.
»Ich bin gern bereit, dem Lord von Dalereuth eine Kopfsteuer zu zahlen«, sagte Beltran. »Ich bin sicher, er würde den Kopf eines unverschämten Burschen, wie du es bist, zu würdigen wissen. Rannvil … « Er winkte, und einer der Reiter zog sein Schwert. »Öffne die Tore, Mann, sei kein Dummkopf.«
Der Zolleinnehmer ging mit klappernden Zähnen zu dem Mechanismus, mit dem das große Zolltor beiseite gerollt werden konnte. Beltran warf ihm verächtlich ein paar Münzen hin. »Hier ist dein Tribut. Aber wenn auf unserm Rückweg das Tor wieder für uns geschlossen ist, hast du mein Wort darauf, daß ich es von meinen Männern aus dem Boden reißen und deinen Kopf darauf setzen lasse, um die Krähen zu verscheuchen!«
Als sie hindurchritten, hörte Bard den Mann etwas brummen. Er beugte sich aus dem Sattel nieder und packte ihn bei der Schulter. »Was das auch war, sag es uns laut ins Gesicht, du!«
Der Mann blickte auf, sein Kinn war zornig vorgeschoben. Er sagte: »Die Streitigkeiten unter Höhergestellten gehen mich nichts an, vai dom. Warum sollte ich leiden, weil Ihr Edelleute nicht innerhalb Eurer Landesgrenzen bleiben könnt? Mich kümmert nur meine Mühle. Aber Ihr werdet weder auf diesem noch auf einem anderen Weg zurückkommen. Ich habe nichts damit zu tun, was Euch an der Furt da hinten erwartet. Und jetzt, gewinnt Euch Ehre, wenn Ihr wollt, indem Ihr einen unbewaffneten Mann tötet! «
Bard ließ ihn los und richtete sich wieder auf. Er sagte: »Dich töten? Warum? Danke für deine Warnung; du bist gut bezahlt worden.« Er sah dem Mann nach, der zu seiner Mühle ging, und obwohl er seit seinem vierzehnten Jahr Soldat war, dachte er jetzt stirnrunzelnd darüber nach, warum all diese Kriege sein mußten. Warum konnte jeder Adlige, wenn ihn die Lust dazu anwandelte, sich zum Souverän über sein Land erklären? Das schuf nur mehr Arbeit für die Söldner. Vielleicht, dachte er, sollte dies ganze Land unter einer Herrschaft vereinigt werden, damit von den Hellers bis zum Meer Frieden an den Grenzen ist … und kleine Leute wie dieser Müller könnten in Frieden ihre Felder bestellen und ihr Mehl mahlen …

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