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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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du nicht geschadet, mein Sohn«, sagte Dom Rafael, »auch wenn es mich schwer ankommt, Ardrin zu verzeihen, was er dir angetan hat. Er hat deine Treue mit Geringschätzung behandelt und damit auch meine, und er hat die Frage in mir wachgerufen, die ich mir bisher nie stellte: Ob er der rechtmäßige König dieses Landes ist. Und was Alaric betrifft … « Er unterbrach sich und lachte. »Du kannst ihn selbst fragen. Ich glaube, er freut sich so sehr darüber, dich wieder zu Hause zu sehen, daß er jeden Anlaß, der das bewirkte, begrüßen würde.«
Während er sprach, öffnete sich die Tür, und ein sehr kleiner Junge, etwa acht Jahre alt, kam ins Zimmer. Bard wandte sich von den Satteltaschen ab, die er packte.
»Alaric! Du warst noch ein kleiner Junge, als ich an den Hof des Königs ging, und jetzt bist du beinahe alt genug für deine eigenen Sporen und Ehren!« Er umarmte das Kind und schwang es in die Luft. »Laß mich mit dir ins Exil gehen, Bruder«, sagte der Kleine entschlossen. »Vater will mich in das Haus von diesem alten König schicken! Ich will aber keinem König dienen, der meinen Bruder verbannt!« Als Bard lachte und den Kopf schüttelte, drängte er: »Ich kann reiten, ich kann dir als Page dienen, als Knappe sogar, ich kann für dein Pferd und deine Waffen sorgen…«
»Nun, nun, mein Junge … « Bard stellte den Kleinen wieder auf die Füße - »… ich kann auf den Wegen, die ich jetzt reiten muß, keinen Pagen oder Knappen brauchen. Du mußt hierbleiben und deinem Vater ein guter Sohn sein, solange ich unter dem Bann stehe, und das bedeutet, daß du lernen mußt, ein guter Mann zu sein. Was der König ist, dem wird es besser gefallen, wenn du still und einsichtig bist und mit leiser Stimme sprichst, als wenn du mutig deine Meinung vertrittst. Er ist ein Narr, aber er ist der König, und man muß ihm gehorchen, sei er auch so dumm wie Durramans Esel.«
»Aber wohin willst du gehen, Bard?« fragte das Kind. »Ich habe gehört, wie der Bann über dich an den Kreuzwegen ausgerufen wurde, und es hieß, niemand dürfe dir Essen oder Feuer oder Hilfe geben … « Bard lachte. »Ich nehme mir Essen für drei Tage mit, und bevor diese Zeit um ist, werde ich ein gutes Stück jenseits der Grenze von Asturias sein, in einem Land, wo kein Mensch etwas auf König Ardrins Bann und Gesetz gibt. Ich habe Geld bei mir und ein gutes Pferd.« »Wirst du ein Räuber werden, Bard?« Die Augen des Jungen waren weit aufgerissen. Bard schüttelte den Kopf.
»Nein, nur Soldat. Es gibt viele Oberherren, die einen fähigen Mann brauchen können.«
»Aber wo? Werden wir es erfahren?« Bard antwortete dem Kleinen vergnügt mit dem Stück einer alten Ballade:
Der sinkenden Sonne zieh’ ich entgegen, Dahin, wo im Meer sie verglüht. Gesetzlos bin ich auf all meinen Wegen, Und wer mich erblickt, entflieht.
»Ich wünschte, ich könnte mit dir gehen«, sagte Alaric, doch Bard schüttelte den Kopf.
»Jeder Mann reitet mit seinem eigenen Schicksal, Bruder, und dein Weg führt zum Haus des Königs. Sein eigener Sohn ist erwachsen, aber er hat einen neuen Pflegesohn, Garris von Hammerfell heißt er, der in deinem Alter ist, und sicher werdet ihr außer Pflegebrüdern auch Bredin werden. Zweifellos ist das der Grund, warum er nach dir geschickt hat.«
»Das«, bemerkte Dom Rafael mit ironischem Verziehen eines Mundwinkels, »und um zu zeigen, daß er Streit mit dir und nicht mit mir hat. Nun, wenn er glaubt, ich vergäße so schnell, soll er ruhig dabei bleiben. Und du, Bard, du könntest an die Grenze reiten und in Dienst bei Dom MacAran treten. Er hält EI Haleine gegen Aufruhr von allen Seiten, und es sind Räuber dort, und Katzenwesen kommen aus den Venzabergen hinunter. Er wird über ein gutes Schwert sehr froh sein.«
»Daran hatte ich auch schon gedacht«, erwiderte Bard, »obwohl es allzu nahe an Thendara ist und dort Hasturs sind. Einige von Geremys Verwandten könnten mir Blutfehde erklären, und dann müßte ich mich Tag und Nacht in acht nehmen. Ich wäre lieber für ein paar Jahre außerhalb des Hastur-Landes.« Er biß sich auf die Lippe und blickte zu Boden. Ein Bild Geremys stand ihm vor Augen, bleich und von der Krankheit ausgezehrt, das lahme Bein schonend. Verdammt sei Beltran, der Geremy in ihren Streit hineingezogen hatte! Wenn er schon einen Pflegebruder verkrüppeln mußte, warum hatte es dann nicht der sein können, mit dem er wirklich Streit hatte? Ein törichter Streit, aber trotzdem ein Streit. Er und

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