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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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reichte sie ihm nur bis an die Schulter. Außerdem war sie flachbrüstig und war der dummen Mode gefolgt, sich ein Kleid mit Verschnürung machen zu lassen, damit sie ihr Kind in aller Öffentlichkeit nähren konnte. Wie würdelos!
Doch Bard verbeugte sich und sagte höflich:
»Ich hoffe, Euer Sohn ist gesund und kräftig, wie es ein männliches Kind sein soll.«
Sie erwiderte ein paar verbindliche Worte, und Geremy teilte offenbar Bards Gefühl, sie müßten sich einen Augenblick lang in friedlichem Geplauder sehen lassen.
»0 ja, die Frauen sagen, er sei ein prächtiger Junge. Ich kann das nicht so beurteilen. Für mich sieht er wie jedes Neugeborene aus, an beiden Enden feucht und von früh bis spät brüllend. Aber Ginevra hält ihn für schön, trotz all der Schwierigkeiten, die er ihr gemacht hat.« »Ich habe Glück gehabt«, meinte Bard, »daß ich meinen Sohn erst kennenlernte, als er kein Welpe mehr war, sondern wie ein vernünftiger Mensch laufen und sprechen konnte.«
»Ich habe den kleinen Erlend gesehen«, erwiderte Geremy, »und er ist hübsch und klug. Und seine Mutter, habe ich gehört, ist eine Leronis. Hat auch der Junge Laran?«
»Seine Mutter sagt ja.«
»Das war zu erwarten, da er das rote Haar der Hastur-Sippe hat«, stellte Geremy fest. »Hast du schon einmal daran gedacht, den Jungen in einem der Türme, in Hali oder Neskaya aufziehen zu lassen? Bestimmt würden sie sich freuen, ihn zu nehmen. Mein Verwandter Varzil von Neskaya ist hier, und er könnte es arrangieren.« »Daran zweifele ich nicht. Aber ich finde, Erlend ist noch gar zu klein, um in Kriegszeiten außer Landes geschickt zu werden, und ich möchte nicht, daß er als Geisel zurückgehalten wird.«
Geremy wirkte entsetzt. »Du mißverstehst mich, Verwandter. Die Türme haben Neutralität geschworen, und deshalb konnte auch ein Ridenow Bewahrer zu Hali werden. Nachdem der Turm von Neskaya niedergebrannt und wieder aufgebaut worden war, begab sich Varzil mit einem Kreis dorthin und schwor, sie würden sich an den Vertrag der Hasturs halten und keine Kriege mehr mit Laran waffen ausfechten.«
»Ausgenommen in Vertretung von Hastur-Interessen«, bemerkte Bard mit zynischem Grinsen. »Klug von Carolin, sich ihrer Loyalität so zu vergewissern!«
»Nein, Cousin, auch das werden sie nicht tun. Sie haben gelobt, nicht einmal für die Hasturs zu kämpfen, sondern ihre Sternensteine nur für friedliche Zwecke zu benutzen.«
»Und Carolin brennt ihre Türme in seinem Reich nicht nieder?« »Mein Vater wünscht es so«, sagte Geremy. »Dies Land wird Jahr für Jahr von törichten Bruderkriegen zerrissen, so daß die Bauern ihre Ernten nicht einbringen können. Haftfeuer ist schlimm genug, aber heute werden furchtbarere Waffen durch Zauberei hergestellt. Die Lady von Valeron benutzte Luftwagen, um nördlich von Thendara Knochenwasser versprühen zu lassen, und ich fürchte, dort wird nie wieder etwas auf den Feldern wachsen. Jeder Mann, der durch das Land reist, stirbt hinterher, weil sein Blut sich in Wasser verwandelt und seine Knochen sich auflösen … und noch Scheußlicheres, worüber ich bei einem Fest nicht sprechen möchte. Und so haben wir alle geschworen, daß wir das Laran dieser Türme gegen keinen Feind mehr einsetzen werden, und alle Länder in der Umgebung der HasturReiche haben sich diesem Vertrag angeschlossen.«
»Von diesem Vertrag weiß ich nichts«, sagte Bard. »Was enthält er?« »Nun, dort, wo der Vertrag Gültigkeit hat, darf ein Mann einen anderen nur noch mit solchen Waffen angreifen, die ihren Träger in Armesreichweite des Gegners bringen … «
»Davon hatte ich noch nichts gehört. Auch ich kämpfe lieber mit ehrlichen Schwertern und Piken als mit Zauberei«, erklärte Bard. »Es gefällt mir nicht, Leroni in der Schlacht einzusetzen, und das geht wohl jedem Soldaten so. Aber ich hätte lieber überhaupt keine Leroni in meinem Land als solche, die nicht geschworen haben, für mich zu kämpfen und meine Armee gegen Angriffe mit Zauberkräften zu schützen. Erzähle mir mehr darüber.«
»Nun, ich bin seit meiner Kinderzeit nicht mehr im Reich meines Vaters gewesen, und ich weiß nicht viel darüber außer dem, was mein Verwandter Varzil mir erzählt hat.«
»Du hast einen Ridenow von Serrais als Verwandten?«
»Wir alle sind Hastur-Nachkommen«, antwortete Geremy, »und besitzen gleichermaßen das Blut Hasturs und Cassildas. Warum sollten wir gegeneinander kämpfen?«
Das ernüchterte und erschreckte Bard.

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