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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Männer, die er anführte, waren der Sache nicht halb so verschworen wie er selbst. Er war der einzige gewesen, den es tief im Innersten wirklich berührte, für was sie kämpften. Die anderen trugen nicht diesen Zorn im Herzen. Er hatte gleich den Verdacht gehabt – der sich dann ja auch bewahrheitete –, daß die meisten früher oder später umfallen und bei den herrschenden Mächten auf den Knien um eine zweite Chance betteln würden, selbst wenn diese Chance bedeutete, daß an ihrem ganzen Selbst herumgeschnitzt wurde, bis nichts mehr davon übrig war. Nun, an ihnen war schon vorher so wenig dran gewesen, daß das einen geringen Verlust bedeutete! Aber das war der Grund, warum er immer allein gewesen war.
    Ich kann mich dem Wolf unentbehrlich machen.
    Denn ich bin ihm gleich, ich bin sein Duplikat, er wird niemals jemanden finden, der ihm ähnlicher ist als ich . Er sah Bard eine Minute lang mit einem Gefühl an, das dem der Liebe sehr nahe verwandt war. Er dachte: Er würde es verstehen. Wenn ich nur einen Gefährten wie ihn gehabt hätte, wäre es uns gelungen, den Männern, die mir folgten, das Rückgrat zu stärken. Zusammen hätten wir es geschafft. Zwei von uns hätten die Welt verändern können!
    Rebellionen, das wußte Paul, scheiterten für gewöhnlich daran, daß der Verstand, der Mut und die Phantasie, sie durchzuführen, nur etwa einmal in einem Jahrhundert zusammenkamen. Aber diesmal waren sie zwei vom gleichen Schlag.
    Mir allein ist es nicht gelungen, meine Welt zu verändern. Aber wir beide zusammen könnten seine Welt verändern!
    Bard blickte ihn scharf an, und Paul empfand plötzlich Unbehagen. Führte er da wieder diesen Trick mit dem Gedankenlesen aus? Aber der Wolf reckte sich nur und gähnte und bemerkte, es sei spät geworden.
    »Ich gehe ins Bett. Übrigens, das habe ich zu fragen vergessen, soll der Haushofmeister dir eine Frau schicken? Der Himmel weiß, es sind genug nutzlose weibliche Wesen vorhanden, und die meisten von ihnen sind ebenso scharf auf einen Mann in ihrem Bett, wie es die Männer auf sie sind. Hast du vielleicht eine gesehen, die dir gefällt?«
    »Nur eine«, antwortete Paul. »Ich vermute, sie ist die Erzieherin deines Sohnes. Leuchtendrotes Haar in langen Zöpfen, Sommersprossen – kurvenreich, nicht sehr groß. Diese – falls sie nicht verheiratet ist oder etwas Ähnliches. Ich will keinen Ärger.«
    Bard warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    »Melisandra! Ich würde es dir nicht raten – sie hat eine Zunge wie eine Peitsche!«
    »Ich mußte mich sehr beherrschen, die Finger von ihr zu lassen.«
    »Damit hätte ich rechnen sollen.« Bard lachte immer noch. »Wenn wir der gleiche Mann sind! So reagierte ich auf sie, als ich siebzehn war, und sie war damals, glaube ich, noch keine vierzehn! Sie machte großes Theater, und meine Pflegemutter hat es mir nie verziehen. Aber, verdammt noch mal, das war es wert! Erlend ist ihr Sohn. Und meiner.«
    »Natürlich, wenn sie dir gehört …«
    Bard lachte von neuem. »Teufel, nein! Ich habe sie satt bis obenhin, aber meine Pflegemutter schob sie an mich ab, und sie wird langsam zu übermütig. Nur zu gern erteile ich ihr eine Lektion und beweise ihr, daß sie nichts Besseres ist als alle anderen Frauen hier herum und daß es nur meine Gutmütigkeit ist, nicht ihr Recht, wenn sie als meine Gefährtin in der Burg bleiben und meinen Sohn erziehen darf! Laß mich nachdenken. Wenn ich ihr sage, sie soll zu dir gehen, wird sie heulend zu Lady Jerana laufen, und ich habe keine Lust auf einen Streit mit meines Vaters Frau. Trotzdem …« Er grinste boshaft. »Bist du nicht mein Duplikat? Ich frage mich, ob sie je etwas merken würde. Ihr Zimmer ist dort, und sie wird denken, ich sei es, und sie wird zu vernünftig sein, um Lärm zu schlagen.«
    Etwas an Bards Ton störte Paul, als Bard mit sarkastischem Grinsen hinzusetzte: »Schließlich bist du ich. Sie kann sich nicht beschweren, ich hätte sie jemand anders gegeben!«
    Zum Teufel, für was hielt Bard ihn, daß er ihm Melisandra auf diese Weise hinwarf? Aber der Gedanke an den verlockend reifen Körper der rothaarigen Frau erstickte jeden Einwand. Noch nie hatte ihn eine Frau auf den ersten Blick so erregt!
    Sein Herz hämmerte, als er später auf das dunkle Zimmer zuging, das Bard ihm gezeigt hatte. Und hinter der Erregung, hinter dem Gedanken an die Frau steckte eine zynische Vorsicht.
    Paul hatte das Gefühl, Bard würde es schrecklich komisch finden, ihn nicht in das

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