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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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machte.
    Wenigstens war das besser als die Stasis-Zelle. Und mit diesem Gedanken gelang es ihm endlich einzuschlafen.
     
    Der nächste Tag war grau und trübe. Regen strömte herab, und es überraschte Paul, daß weitermarschiert wurde. Dann sagte er sich, wenn die Leute sich in diesem Klima vom Regen aufhalten ließen, würden sie nie irgend etwas tun. Und tatsächlich sah er Hirten, die auf merkwürdigen gehörnten Tieren ritten und Herden bewachten, von denen Bard sagte, es seien Rabbithorns. Bauern, viele davon Frauen, eingehüllt in dicke karierte Mäntel und Tücher, waren beim Umgraben. Wenigstens, dachte er düster, brauchten sie sich um die Bewässerung ihrer Feldfrüchte keine Gedanken zu machen. Er war froh, daß er kein Bauer war. Nach dem wenigen, was er von der Landwirtschaft wußte, war es immer entweder zu naß oder zu trocken. Sie ritten an einem See vorbei und sahen Fischer in kleinen Booten, die im Regen ihre Netze einholten. Paul nahm an, die Fischerei sei gut dafür geeignet, im Regen betrieben zu werden.
    Um die Mittagszeit – die Tage waren hier länger, und Paul war sich nie sicher, wie spät es war, wenn er die Sonne nicht sehen konnte – hielten sie an und aßen die kalten Rationen, die von den Proviantmeistern ausgegeben wurden: Brot, in das Rosinen oder irgendwelches Trockenobst und Nüsse eingebacken waren, eine milde Käsesorte, eine Handvoll ganzer Nüsse und einen hellen, säuerlichen Wein, der trotzdem Körper hatte und erfrischte und erwärmte. Paul wußte, daß es das hierzulande übliche hausgemachte Getränk war, und er glaubte, Geschmack daran finden zu können.
    Mitten in der Mahlzeit kam Bards Adjutant und rief Paul zum General. Als er sich gehorsam erhob, zog er Blicke und Bemerkungen auf sich. Vielleicht sollte er Bard warnen, daß es Ärger geben könnte, wenn ein Neuling in der Armee scheinbar so begünstigt wurde. Aber als er es erwähnte, tat Bard es mit einem Schulterzucken ab.
    »Ich tue nie das, was man von mir erwartet. Das ist einer der Gründe, warum man mir den Namen Wolf gegeben hat. Es bringt die Leute aus dem Gleichgewicht.«
    Dann berichtete er Paul, einer seiner Meldegänger habe die Nachricht gebracht, die Serrais-Armee sei nicht weit entfernt. Sobald sich das Wetter aufkläre, wolle er Kundschaftervögel aussenden, um Ort und Formation genau festzustellen. »Aber ich habe einen jungen Laranzu mit dem Gesicht«, sagte er, »und es mag sein, daß wir sie im Regen überrumpeln können. – Ruyven«, wandte er sich an einen anderen Adjutanten, »lauf und sag Rory Lanart, wenn er seine Mahlzeit beendet hat, soll er sofort zu mir kommen.«
    Als Rory kam, stellte Paul betroffen fest, daß der junge Laranzu erst etwa zwölf Jahre alt war. Fochten auf dieser Welt sogar die Kinder Schlachten bösartiger Zauberei aus? Bestürzt dachte er an den kleinen Erlend, der einen Sternenstein um den Hals trug. Würde Erlend in einer Welt wie dieser aufwachsen? Er beobachtete, wie das Kind in seinen Sternenstein blickte und die Informationen, die sie brauchten, mit leiser, entrückter Stimme meldete. Was mochte Melisandra empfinden, wenn ihr Sohn zu so etwas erzogen wurde?
    Im Grunde ist Bard nichts weiter als ein barbarischer Häuptling auf einer barbarischen Welt. Er und ich sind nicht der gleiche Mann. Er ist der Mann, der ich in dieser barbarischen Gesellschaft hätte werden können . Er hob den Kopf und stellte fest, daß Bard ihn beobachtete. Aber sein Duplikat ließ sich nicht anmerken, ob er diesmal Pauls Gedanken gelesen hatte. Er sagte nur: »Bist du fertig mit Essen? Nimm dir mit, was du willst – ich stecke mir immer ein paar Nüsse in die Tasche, die ich beim Reiten essen kann –, und sag den Adjutanten, sie sollen die Männer wieder in Marsch setzen. Rory, du reitest mit mir an der Spitze der Armee. Ich werde dich brauchen. Irgendwer soll dein Pferd führen, wenn du das Gesicht benutzt.«
    Sie waren nach Pauls Schätzung seit der Mittagspause kaum eine Stunde geritten, als sie oben auf einem Hügel anlangten. Bard wies wortlos nach unten. Im Tal war eine Armee aufgestellt und wartete. Paul erkannte selbst aus dieser Entfernung das grün-goldene Banner der Ridenows von Serrais. Zwischen ihnen und der Serrais-Armee lag ein Wäldchen, eine kümmerliche Ansammlung von Bäumen und Unterholz. Plötzlich erhob sich eine Schar Vögel, beim Fressen gestört, aus den Büschen. Paul hörte Bard denken: Damit hat’s sich, wir müssen den Gedanken an einen

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