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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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folgte dem Rat. Bard verurteilte die Männer, die der Serrais-Armee aktiv geholfen hatten, dazu, dies Jahr doppelte Steuern zu zahlen. Wer nicht zahlen konnte, mußte vierzig Tage Zwangsarbeit beim Straßenbau leisten. Paul hatte bereits gelernt, daß der Vierzigtage-Zyklus, der sich nach dem größten Mond richtete, hier die Stelle des Monats vertrat und zu viermal zehn Tagen gerechnet wurde. Auch der Menstruationszyklus der Frauen folgte dem Vierzig-Tage-Rhythmus. Als Bard zu Ende war, ließen die Dorfbewohner ihn seiner Großmut wegen hochleben.
    Einer von Bards Offizieren sagte: »Mit Verlaub, Lord General, Ihr hättet das Nest ausräuchern sollen«, aber Bard schüttelte den Kopf.
    »Wir brauchen gute Untertanen, die Steuern bezahlen. Tote unterstützen keine Armeen, und wir brauchen die Arbeit ihrer Hände. Hängten wir sie, müßten wir irgendwie für ihre Frauen und Kinder sorgen … Oder schlägst du vor, wir machen es wie die Trockenstädter und verkaufen die Frauen und Kinder an Bordelle, wo sie ihren Lebensunterhalt verdienen können? Was würden die Leute dann von König Alaric denken, ganz zu schweigen von seiner Armee?«
    Meister Gareth sagte ruhig hinter ihm: »Ich bin überrascht. Als Bard di Asturien ein Junge war, rechnete niemand damit, daß er, so tapfer er sich zeigte, als Erwachsener eine Spur von politischer Einsicht haben werde.«
    Ein hübsches, rothaariges, rundliches Mädchen trat zu ihnen und versank in einem tiefen Knicks. »Meines Vaters Haus ist Euer Hauptquartier, Lord General. Darf ich Euch Wein aus seinem Keller bringen?«
    »Also, das nehmen wir gern an!« antwortete Bard. »Gib auch meinem Stab Wein, wenn du magst. Und besonders freue ich mich, daß du ihn uns bringst, meine Liebe.« Er lächelte ihr zu, und sie gab das Lächeln zurück.
    Paul wußte, daß die weiblichen Leroni alle am Rand des Dorfes in einem einzeln stehenden Haus einquartiert waren und vier Leibwächter den Befehl bekommen hatten, ihre Zurückgezogenheit zu schützen. Ihm fielen Geschichten der Soldaten ein, nach denen Bard ein verdammter Weiberheld war.
    Aber ehe das Mädchen mit dem Wein wiederkam, klopfte es an der Tür, und eine der Schwestern vom Schwert, den scharlachroten Mantel noch zerfetzt und beschmutzt von der Schlacht, stürzte ins Zimmer.
    »Mein Lord!« rief sie aus und fiel vor Bard auf die Knie. »Ich appelliere an die Gerechtigkeit des Kilghard-Wolfes!«
    »Wenn Ihr eine von denen seid, die in der Schlacht für uns gekämpft haben, soll sie Euch werden, Mestra «, antwortete Bard. »Was macht Euch Sorgen? Hat ein Mann meiner Armee Euch belästigt? Ich persönlich bin der Meinung, Frauen sollten keine Soldaten sein, aber wenn Ihr in meiner Armee kämpft, habt Ihr Recht auf meinen Schutz. Und der Mann, der Euch gegen Euren Willen berührt hat, soll kastriert und dann gehängt werden.«
    »Nein«, sagte die Frau in dem roten Mantel und legte die Hand auf den Dolch an ihrer Kehle. »Ein solcher Mann wäre bereits von meiner Hand oder der meiner geschworenen Schwestern getötet worden. Aber es waren Söldnerinnen der Schwesternschaft bei der Armee von Serrais, mein Lord. Die meisten flohen, als die Armee floh, aber eine oder zwei waren verwundet, und andere blieben bei ihren Schwestern. Und jetzt, wo die Schlacht vorbei ist, behandeln die Männer Eurer Armee sie nicht mit der Höflichkeit, die Kriegsgefangenen gegenüber der Brauch ist. Eine von ihnen ist bereits vergewaltigt worden, und als ich die Unteroffiziere bat, dem Einhalt zu tun, sagten sie, wenn eine Frau in den Krieg ziehe, solle sie achtgeben, die Schlacht nicht zu verlieren, denn dann werde sie nicht als Kriegsgefangene, sondern als Frau behandelt …« Die Lippen der Soldatin zitterten vor Empörung. Bard erhob sich schnell.
    »Ich werde dem auf der Stelle ein Ende machen«, sagte er und winkte Paul und einem oder zweien seiner Offiziere, ihm nach draußen zu folgen.
    Die Frau in Rot führte sie durch das Dorf und das Durcheinander des entstehenden Lagers. Aber sie brauchten nicht weit über das Dorf hinauszugehen, um zu sehen, was die Soldatin gemeint hatte. Sie hörten Frauen kreischen, und eine Gruppe von Männern hatte sich um eines der Zelte versammelt und gab unanständige Geräusche von sich, die die Männer drinnen anfeuern sollten. Auf einer Seite war eine Schlägerei im Gange: Ein paar Frauen in Rot wollten sich durchkämpfen. All den Lärm übertönte Bards donnernde Stimme.
    »Was soll das, verdammt noch mal?

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